Ulysses Moore – Die Insel der Masken
über seine Bratwurst her.
Der Mann mit dem rot-weiß gestreiften Hemd bestellte sich auch eine, gab Manfred die Hand und setzte sich an den Nebentisch. »Ich heiße übrigens Fred Halbwach.«
Rick und Julia gingen schnell am Kanal entlang und kamen an der Anlegestelle San Zaccaria vorbei, an der zahlreiche Gondeln und andere Boote angelegt hatten. Diogo trabte stolz hinter ihnen her.
Die beiden Freunde bewunderten zwei Steinsäulen, die ein bisschen wie Obelisken aussahen und den Eingang zum Markusplatz markierten. Auf einer der beiden stand ein steinerner Löwe, der Löwe von Sankt Markus, das Wahrzeichen der Stadt. Der Platz war von Kolonnaden gesäumt und voller Leute: ein Durcheinander aus Farben, Masken und irrwitzigsten Schuhen. Auf dem Platz erhob sich ein hoher Kirchturm aus rotem Marmor.
Julia und Rick bemühten sich dicht beieinanderzubleiben, um sich in der Menge nicht zu verlieren. Düfte von gebratenem Fisch, Gewürzen, süßen Pfannkuchen und kandierten Früchten wehten über den Platz.
»Wo mag wohl dieses Rialto sein?«, fragte Julia.
»Keine Ahnung«, antwortete Rick, »lass uns erst mal zu der Kirche da gehen.«
Die Markuskirche war ein sehr ungewöhnliches Gebäude. Den beiden kam es vor, als sei sie dem Meer entwachsen. Fünf große Bögen und ein ganzer Wald von weißen Säulen schmückten die Fassade. Glänzende Baldachine, mehrere Reihe von Kuppeln und vergoldete Pferdestatuen vervollständigten das Bild.
Beim Näherkommen entdeckte Rick neben der Kirche einen weiteren Turm mit einer riesigen Uhr. »Das also ist die große Maschine für die Zeit!«, stellte er fest.
Die Uhr hatte ein blau-weiß gestrichenes, teilweise auch vergoldetes Zifferblatt.
Darüber befanden sich zwei Bronzestatuen und eine große Glocke.
»Wahnsinn!«, staunte Julia. »Die Uhr ist ja so riesig, dass ich sie beinahe nicht gesehen hätte. Glaubst du, die ist auch von Peter?«
»Weiß nicht, ich kann nirgends eine Eule sehen«, antwortete ihr Freund, der das Zifferblatt sorgfältig studierte.
Rick und Julia gingen an der Uhr vorbei und kamen auf eine breite Straße, die sich in ein Labyrinth aus Gassen mit zahlreichen Geschäften gabelte.
Wenn sie nach oben schauten, kam es ihnen vor, als würden sich die Gebäude gegenseitig stützen. Balkone und kleine Brücken verbanden die einzelnen Häuser miteinander.
Julia und Rick ließen sich einfach von der Menge treiben und gelangten so auf einen kleineren Platz und von dort aus auf eine große weiße Brücke mit Kolonnaden zu beiden Seiten, die über den breitesten aller Kanäle führte.
Sie waren in Rialto angelangt.
Unter der Brücke fuhren Gondeln und andere Boote hindurch, im Wasser des Canale Grande spiegelten sich die hochherrschaftlichen Häuser. Auf der anderen Seite war ein Markt in vollem Gange.
Julia und Rick sahen sich um. Sie hatten die Gasse der Uhrmacher gefunden. Schnell gingen sie von einem Geschäft zum anderen und fragten nach Peter Dedalus, aber niemand konnte ihnen weiterhelfen.
Ratlos kehrten sie zu dem Markt zurück und setzten sich neben den Stein, der Ulysses Moores Notizbuch zufolge Glück bringen sollte.
»Es ist sinnlos! Die Stadt ist viel zu groß«, sagte Julia, während sie den kleinen Hund streichelte, der ihnen die ganze Zeit gefolgt war. Mutlos ließ sie den Blick über die Kanäle, Gassen, Brücken und Läden streifen. »Hast du vielleicht irgendeine Idee?«
Auf der Suche nach einem Anhaltspunkt blätterte Rick Ulysses Moores Reisetagebuch durch. »Im Augenblick nicht.« Er schlug die nächste Seite um. »Hm, vielleicht hilft uns das hier weiter. Mister Moore verweist an dieser Stelle auf einen Ausschnitt aus einem Buch.«
»Und worum geht es da?«
»In Venedig gibt es verborgene, verzauberte Orte. Einer davon befindet sich in der Calle dell’Amor degli Amici, der Gasse der Freundschaft. Ein zweiter nahe des Ponte delle Maravegie, der Brücke der Wunder. Ein dritter in der Calle dei Marrani, der Marrani-Gasse, bei San Geremia in Ghetto. Wenn die Venezianer es müde sind, von den Behörden auf Schritt und Tritt überwacht zu werden, suchen sie diese versteckten Plätze auf und verlassen Venedig durch geheime Türen, um ihr Leben an anderen wunderschönen Orten fortzuführen«, las Rick vor.
»In diesem Ausschnitt scheint es um unsere Türen zu gehen!«, rief Julia.
»Ja«, stimmte Rick ihr zu. »Aber wir sind durch keinen dieser drei Orte hierhergelangt.«
»Das würde bedeuten, dass es mindestens vier von diesen
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska