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Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Ulysses Moore – Die Insel der Masken

Titel: Ulysses Moore – Die Insel der Masken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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senkrecht herabfallenden Felsen. Der Leuchtturm stand auf der äußersten Spitze des Kaps. Der Wind schien aus allen Richtungen zu kommen. Jason schloss sämtliche Knöpfe und Verschlüsse an seiner Jacke, aber es half nichts. Er fröstelte vor Kälte.
    Der Gegenwind machte ihm auch zu schaffen und als er endlich vor dem Leuchtturm stand, war er völlig außer Puste. Erst jetzt bemerkte er, wie hoch der Turm war, mindestens dreimal höher als das Türmchen der Villa Argo. Er war weiß und hatte im unteren Teil keine Fenster. Die Tür kam Jason lächerlich klein vor. Weil er das schwere Vorhängeschloss schon von Weitem gesehen hatte, versuchte er gar nicht erst sie zu öffnen. Er sah hinauf und ihm wurde ein bisschen schwindelig. Ganz oben, unterhalb der Laterne, führte ein Steg um den Leuchtturm herum. Dann schaute Jason sich um.
    Es war niemand da.
    Er lief um den Leuchtturm herum und zum Haus des Wärters. Fast alle Rollläden waren heruntergelassen. »Mister Minaxo!«, rief er. »Mister Minaxo!«
    Er klopfte an die Haustür, aber niemand antwortete.
    Bei dem Fenster rechts neben der Haustür war der Rollladen nicht ganz unten. Jason spähte zwischen den Gitterstäben hindurch. Er sah einen Tisch, auf dem ein Messer lag, ein Waschbecken an der Wand und einen alten Ofen. Von Minaxo fehlte jede Spur.
    Gerade als er sich frustriert auf den Boden setzen wollte, fiel ein Schatten über ihn.
    Jason drehte sich um und erblickte einen Mann mit langen Haaren, der etwas metallisch Glänzendes in der Hand hielt.
    »Wer bist du denn?«, fragte der Mann.
    Jasons Kehle schnürte sich zusammen, er bekam kaum noch Luft. Der Mann hielt eine Harpune in der Hand.
    Am liebsten wäre Jason auf der Stelle davongelaufen, aber Nestor brauchte seine Hilfe. »Bist du Leonard?«, brachte er mühsam heraus.
    Das Gesicht des Leuchtturmwärters war nur noch wenige Zentimeter von Jasons entfernt. Minaxos rechtes Auge wurde von einer schwarzen Binde verdeckt. Seine Nase war lang und spitz. An einem Lederriemen trug er einen Haifischzahn um den Hals. »Ich habe dich etwas gefragt«, sagte er und rammte die Harpune neben sich in den Boden.
    »Ich heiße Jason Covenant«, antwortete Julias Bruder. »Und ich bin gekommen, um Leonard Minaxo zu holen.«
    »Jason Covenant ...« Die langen Haare des Mannes wehten ihm um den Kopf. »Und warum willst du Leonard Minaxo holen?«
    »Weil Nestor gesagt hat, dass er auf unserer Seite ist.«
    Der Mann richtete sich auf. »Erklär das mal genauer.«
    Jason atmete tief durch. »Das kann ich nicht, wenn du nicht Leonard bist.«
    Der Leuchtturmwärter sah den vor Angst und Kälte zitternden Jungen abschätzend an. Er dachte an die Thunfischharpune, die er bei sich hatte und daran, dass in der Nähe des Leuchtturms keine Menschenseele war. »Junge, du bist ganz schön mutig«, sagte er. Er ging zum Haus und öffnete die Tür. »Ich bin Leonard. Komm rein.«
    Innen im Haus war es bitterkalt. Leonard Minaxo bedeutete Jason sich auf einen Hocker zu setzen, der aus einem Teil eines Masts gearbeitet war. Dann legte er die Harpune auf den Tisch neben das Messer, zog sich das Hemd aus und drehte den Wasserhahn auf. Während er sich mit eiskaltem Wasser wusch, fragte er: »Warum hat dich Nestor hierhergeschickt?«
    Jason hätte ihm am liebsten gleich die ganze Geschichte erzählt, beschloss dann aber, vorsichtig zu sein. »Er sagte, ihr wärt Freunde.«
    »Ich glaube nicht, dass er dieses Wort benutzt hat.« Leonard ließ sich das Wasser über Arme und Hände laufen. »Freunde. Das waren wir mal. Aber, um es poetisch auszudrücken: Es wäre, wie wenn man sich jung fühlte, während man doch alt ist, als spürte man sein Blut warm, während es doch kalt durch die Adern rinnt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es ist von Shakespeare, Junge. Er will damit sagen, dass man sich manchmal an Freunde erinnert, weil man sich an sich selbst erinnert, als man jung war. Hast du schon jemals Shakespeare gelesen? Nein, ich denke nicht. Was liest du denn so?«
    »X-Men«,
antwortete Jason und fügte dann noch hinzu: »Das sind Comichefte.«
    »Kein Wunder, dass die Welt zugrunde geht.«
    »Nestor ist in Gefahr«, entgegnete Jason, der sich über die verächtliche Bemerkung ärgerte. »Und er hat gesagt, dass nur du ihm helfen kannst.«
    »Wie, in Gefahr?« Leonard Minaxo drehte das Wasser ab.
    »Er hat gesagt, ihr sollt es mit der Methode der Taube im Brunnen versuchen.«
    Leonard neigte den Kopf. »Hat er wirklich von der Taube im

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