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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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die breite Brücke, die sich über den Bruch zwischen den Welten spannte.
    »Das hier ist die Grenze«, erklärte er Malarius Voynich und schaute dann beunruhigt in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Voynich ging an ihm vorbei und betrat die Brücke.
    Im Licht der Flamme wirkten die steinernen Wächter bedrohlicher als sonst.
    »Eine ungewöhnlich kunstvolle Arbeit«, sagte Voynich, während er sich die Skulpturen aus der Nähe anschaute.
    »Sie sind das Werk eines Urahns der Familie Moore«, erklärte Julia. »Die Brücke mit ihren Wächtern verbindet die beiden Kanten des Felsspalts.«
    »Der Felsspalt, der um ganz Kilmore Cove herumgeht«, ergänzte Tommaso.
    Voynich nickte, als sei er mit dieser Erklärung zufrieden. »Und was soll unten am Boden dieses Spalts sein?«
    »Ein goldenes Labyrinth«, erwiderten die Gebrüder Schere im Chor.
    »Sehr gut«, flüsterte der Chef der Brandstifter. »Ich habe jetzt eine tiefe Höhle gesehen, die sich dort unter einem Haus befindet, wo eigentlich der Keller sein sollte, eine hoch aufgewölbte Brücke über einem schwindelerregend tiefen Spalt und elf schöne Skulpturen. Aber wo soll das Sensationelle sein? Das Magische? Das Unmögliche?« Er ging auf der Brücke einen Schritt weiter.
    »Genau vor Ihren Augen«, antworteten die Gebrüder Schere abermals im Chor.
    Dann zeigten sie Voynich Peter Dedalus’ Heißluftballon, mit dem sie aus dem Labyrinth aufgestiegen waren. Er schwebte etwa auf Höhe der Brückenmitte und war mit einem langen Seil am Sockel einer der Statuen festgezurrt.
    Als sie alle darauf zugehen wollten, schallte ihnen aus der Dunkelheit eine Stimme entgegen: »BLEIBT STEHEN!« Und aus dem Gang kam Dr. Bowen auf sie zu.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, stöhnte Rick, als er ihn erkannte.
    Doch der Arzt stand tatsächlich da, nur wenige Schritte von ihnen entfernt. Er hatte die Pistole auf sie gerichtet und sah sie mit dem fiebrigen Blick eines Irren an.
    »BLEIBT ALLE STEHEN, WO IHR SEID!«, brüllte er wieder und betrat ebenfalls die Brücke. »DER ERSTE, DER SICH BEWEGT, IST TOT!«
    Der Arzt kam näher.
    »Du hast mich furchtbar enttäuscht, Voynich!« Er spie die Worte förmlich aus, als er vor dem Chef der Brandstifter stand. Er war genau unter dem Heißluftballon stehen geblieben, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Es schien, als würden für ihn nur die erschrockenen Gesichter existieren, die ihn jetzt anstarrten. Die Gesichter und sein unerklärlicher Hass.
    »Doktor Bowen«, sagte Voynich nur. Er hatte wieder seine Lieblingshaltung eingenommen: aufrecht, mit hinter dem Rücken verschränkten Händen.
    »Ich dachte, wir stünden auf derselben Seite«, schnauzte ihn der Arzt an und versprühte dabei Speicheltropfen. »Ich dachte, das Ziel der Brandstifter sei, genau diese Art von Fantasien zu vernichten!«
    »Haben Sie denn den Eindruck, dies sei eine Fantasie, Doktor Bowen?«, fragte Voynich seelenruhig.
    »Sehen Sie sich doch nur diese Kinder an«, entgegnete der Arzt und zeigte mit dem Lauf seiner Pistole zuerst auf Rick, dann auf Julia und schließlich auf Tommaso. »Sehen Sie sie? Wissen Sie, wie alt sie sind?«
    »Ehrlich gesagt interessiert mich das nicht, Doktor Bowen. Kommen Sie lieber mal zum Punkt. Sie erwähnten die Fantasien.«
    »Finden Sie den Begriff unangebracht? Dann werde ich einen Begriff benutzen, den Sie gerne verwenden: all diese ›Absurditäten‹ … Diese Höhlen!« Während er das sagte, wies der Arzt auf die Felswände zu beiden Seiten. »Es begann, als ich … als wir … ungefähr das Alter dieser Kinder hatten. Die anderen nannten es den ›Großen Sommer‹! Natürlich war der Name Ulysses’ Idee. Er kam das erste Mal her, als das Schuljahr schon fast zu Ende war. Er schlich sich in unser Klassenfoto ein, das Foto, auf dem auch die Lehrerin Miss Stella drauf war. So, als ob er einer von uns wäre! Aber das war er gar nicht! Er kam doch aus London! Und es war seine Schuld. Alles war seine Schuld!«
    »Ist denn das Klassenfoto misslungen?«, erkundigte sich Voynich bissig.
    »Nein, es war seine Schuld, dass sie in dem Jahr anfingen, sich im Park zu treffen. Um die Höhlen zu erforschen! Alle Höhlen! Der gesamte Untergrund von Kilmore Cove wird von Spalten wie dieser durchzogen. Und wissen Sie, was in diesen Grotten lauert, Doktor Voynich?«
    »Nein, aber ich nehme an, dass Sie es mir gleich erzählen werden«, antwortete der andere kaltschnäuzig.
    »Eine ungeheure Menge ÄRGER! Das ist der Grund,

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