Ulysses Moore – Die Stadt im Eis
warum es die Schlüssel gibt! Um die Türen
verschlossen
zu halten. Aber Ulysses und seine tollen
Freunde
standen ja über den Dingen! Sie ließen sich von einer verschlossenen Tür nicht aufhalten. Sie wollten alle Türen weit offen stehen haben! Und jetzt sehen Sie, wohin uns das geführt hat! Und was glauben Sie, wer an all dem schuld ist? Der große ULYSSES MOORE ist schuld daran! Es war von Anfang an seine Schuld, vom ersten Augenblick an! Vom Großen Sommer an!«
»DAS STIMMT NICHT!« Dieser empörte Aufschrei kam von Julia. »Sie sagen das nur, weil … weil Sie kein Mitglied der Gruppe waren!«
Doktor Bowen wurde feuerrot im Gesicht. »Ja, genauso ist es! Ich war nicht dabei! Und ich war deshalb nicht dabei, weil der großartige Ulysses Moore fand, dass ich nicht würdig sei, an ihren Expeditionen teilzunehmen! Und wisst ihr, was? Ich kann ihm gar nicht genug dafür danken, denn heute kann ich mit Recht sagen, dass ich ein SAUBERES Gewissen habe. Nein, mein Gewissen ist nicht so dreckig wie ein alter Putzlappen! Nicht so wie seines!«
»Das stimmt nicht!«, widersprach Tommaso. Er erinnerte sich an das, was in den Büchern stand. »Es waren Ihre Eltern, die Sie niemals allein aus dem Haus gehen ließen! Und Sie sind nur neidisch, weil sie so gerne mitgemacht hätten und es nicht durften!«
»Da muss ich dich leider enttäuschen, Kleiner«, knurrte Dr. Bowen und hielt den Schlüssel hoch, der an einer Kette um seinen Hals hing. »Ich habe
gegen meinen Willen
wesentlich mehr mitmachen müssen, als du dir vorstellen kannst.«
»
Sie
haben … den Ersten Schlüssel!«, rief Rick fassungslos aus.
»Aber das kann doch gar nicht sein!«, meinte Tommaso kopfschüttelnd. »In den Büchern steht, dass Fred ihn hat.«
»Fred? Dieser Nichtsnutz?« Bowen hätte beinahe einen Lachanfall bekommen.
»Dieser Schlüssel gehört meinem Vater …«, sagte Rick wütend.
»Er hat ihn im Meer gefunden, Banner«, entgegnete der Arzt. »Er hat ihn ins Boot gelegt. Und deine Mutter hat ihn am Tag seiner Beerdigung an einer Kette um den Hals getragen. Ich habe das als Erster bemerkt. Und ich habe ihn ihr weggenommen.«
»Sie sind doch bloß ein Feigling …«, zischte Julia verächtlich.
»Ich, ein Feigling? Und was ist mit den anderen Bewohnern unseres schönen Städtchens? Glaubt ihr denn wirklich, dass niemand etwas gemerkt hat? In all diesen Jahren? Dass in der Villa Argo nachts so lange Licht brannte? Das ständige Kommen und Gehen all der komischen Gestalten? Jeder im Ort wusste, dass in der Villa Argo seltsame Dinge vor sich gingen. Aber wir hatten Angst und hielten lieber den Mund.«
»Wieso Angst?«, fragte Rick spöttisch. »Angst wovor?«
»Angst davor, dass die Türen wieder geöffnet werden …«, fauchte Bowen. »Angst davor, dass so etwas passiert wie heute.«
Voynich machte seiner Ungeduld Luft: »Entschuldigen Sie bitte, wenn ich diesen äußerst interessanten Ideenaustausch unterbreche, aber … Mein lieber Doktor, ich muss zugeben, dass ich mittlerweile nicht mehr durchblicke. Also, wenn ich richtig verstanden habe, wollten Sie uns mitteilen, dass diese Sache mit den Türen Sie beunruhigt.«
Bowen nickte energisch.
»In diesem Fall verstehe ich eines nicht«, fuhr Voynich fort. »Sie haben uns soeben einen besonderen Schlüssel gezeigt, den sie am Hals tragen. Hatten Sie denn bereits Gelegenheit, ihn zu benutzen?«
»Aber sicher!«, rief Rick aus. »In seiner Apotheke versteckt er Mittel, die er sich nur im Garten des Priesters Johannes besorgt haben kann!«
Der Arzt zielte mit seiner Pistole auf ihn. »Kein Wort mehr!«
»Beantworten Sie meine Frage, Doktor Bowen«, verlangte Voynich. »Sind Sie durch diese Türen … weg von hier gegangen?«
»Sie hätten sie zulassen sollen«, erwiderte Dr. Bowen halsstarrig. »Aber sie haben immer weitergemacht. Ich konnte sie nicht dazu bringen, damit aufzuhören. Penelope musste sterben, damit die Türen endlich verschlossen blieben.«
Auf einmal herrschte eisige Stille.
Die Flamme aus der Schirmspitze wurde schwächer.
»
Sie
haben Penelope umgebracht!«, sagte Julia leise.
Der Arzt war derjenige gewesen, der auf den Klippen Blutspuren gefunden hatte. Er war es gewesen, der Ulysses Moore gesagt hatte, seine Frau sei tot.
Doktor Bowen.
»Ich habe niemanden umgebracht!«, schrie er empört. Aber ihm war nicht anzusehen, ob er die Wahrheit sagte oder nicht.
»Ich habe Sie das schon mal gefragt, aber keine Antwort erhalten: Für wen arbeiten Sie, Doktor
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