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Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Ulysses Moore – Die Stadt im Eis

Titel: Ulysses Moore – Die Stadt im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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schrie, nicht einmal die Händler, die auf dem Markt ihre Waren feilboten. Alle Geräusche klangen so gedämpft wie bei dichtem Schneefall.
    Jason sah Menschen, die dicke Bücher mit sich herumtrugen. Karren mit stoffumwickelten Rädern fuhren an ihm vorbei. Gezogen wurden sie von Yaks mit großen goldenen Nasenringen. Die Männer trugen unterschiedlich lange Bärte, die Frauen hatten sich in lange weiße Schals mit Fransen gehüllt.
    Es gab Kleidung aus Stoff und Pelzen in vielen verschiedenen Farben und unterschiedliche Düfte wehten durch die Luft. Jason erkannte Sandelholz, Mimose und Kardamom und nahm an, dass die einzelnen Parfums eine besondere Bedeutung hatten. Doch er stellte keine Fragen. Von dem Augenblick an, in dem er die silberne Linie überschritten hatte, fühlte er sich innerlich leer und auf eine Weise ruhig, die er bisher noch nicht gekannt hatte.
    Bei jedem Schritt, den er machte, versuchte er, sich in Gedanken an seinen Namen und den Grund für seine Reise zu erinnern. Er hatte furchtbare Angst, das alles zu vergessen.
    Sie gingen eine Straße hinauf, die spiralförmig nach oben führte, und drangen dabei immer tiefer ins Herz der Stadt vor. Als sich Jason einmal umdrehte, bot sich ihm ein atemberaubender Anblick: Über ihm thronten die höchsten Gipfel der Welt und zu seinen Füßen lagen die ältesten Gletscher. In der herrschenden Stille hörte sich das Surren und Klirren des sich ständig spaltenden Eises wie eine sanfte Melodie an.
    »Wir sind schon beinahe am Ziel, Jason Covenant«, verkündete auf einmal der Weise und ging voraus, auf ein rundes Gebäude zu, das von seiner Form her an einen Zuckerhut erinnerte. »Das dort ist das Orakelarium.«
    Jason nickte. Er vermied absichtlich, seinen Begleiter zu fragen, was ihn dort drinnen erwartete.
    Ich bin Jason Covenant, der Bruder von Julia Covenant und Freund von Rick Banner. Ich bin aus Kilmore Cove hierhergekommen, um die Geheimnisse um Ulysses Moore und die Freunde des Großen Sommers zu ergründen, wiederholte er still für sich, während er in das warme Innere des Gebäudes eintrat.
    Wie Mallory ihm zuvor gesagt hatte, musste er am Eingang seinen Rucksack ausleeren. Sie nahmen ihm den Mantel weg und gaben ihm dafür eine Tunika.
    Er steckte die wenigen Dinge, die er mitgenommen hatte, in die Hosentaschen und durchquerte dann auf Socken den weitläufigen Eingangssaal des Orakelariums. Auch sein Begleiter hatte sich inzwischen umgezogen.
    »Komm mit mir«, sagte Mallory.
    Sie gingen an einem großen, überdachten Schwimmbecken vorbei, das an den Rand des Gletschers gebaut war, und betraten einen Gang, dessen gewölbte Wände aussahen, als seien sie aus Perlmutt. Es war beinahe so, als befänden sie sich im Inneren einer gewaltigen Seeschnecke. Hier umgaben sie feuchte, warme Luft und ein Geruch, der Jasons Nase reizte und eine leichte Benommenheit bewirkte.
    »Das hier ist dein Zimmer«, verkündete Mallory plötzlich und blieb vor einer Tür stehen, die genauso aussah wie die zahlreichen anderen Türen in diesem Flur.
    »Kommst du denn nicht mit?«, fragte Jason.
    »Es sind deine Fragen«, erwiderte der Weise.
    »Und wer wird mir die Antworten geben?«
    Mallory verbeugte sich leicht und wies wieder auf die Tür. »Dieser Ort dient dazu, die Fragen zu beschwichtigen. Wenn du deine Antworten erhalten hast, wird deine Seele besänftigt sein – gleichgültig, ob du hier in dieser Stadt bleibst und dich an die Antworten erinnerst oder weggehst und sie für immer vergisst.«
    Jason ließ den Kopf sinken. Sein Herz klopfte schneller.
    Ich bin Jason Covenant, Bruder von Julia Covenant und Freund von Rick Banner. Ich bin aus Kilmore Cove hierhergekommen, um die Geheimnisse um Ulysses Moore und die Freunde des Großen Sommers zu ergründen.
    »Noch etwas, Jason Covenant«, sagte Mallory und reichte ihm einige duftende Zweige in einem Säckchen. »Das hier sind deine Blumen.«
    Der Junge nahm das Säckchen. Als er es anfasste, raschelten die Zweige darin leise.
    »Welchen Zweck haben sie?«, fragte er.
    »Keinen, junger Reisender. Blumen und Erinnerungen bleiben auf dieselbe Weise erhalten«, meinte der Weise lächelnd. »Wie ein verflogener Duft und verblasste Farben.«
    Das Zimmer sah aus, als wären die Wände mit schneeweißem Perlmutt verkleidet. Der Fußboden war warm und von einer feuchten Patina überzogen, so als ob der Stein schwitzte, aus dem er bestand. Ein stechender, betäubender Geruch erfüllte die Luft. Derselbe Geruch wie draußen

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