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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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ihm dabei schon fast wieder egal: der Ofen, in dem er Brot backte, Geschirr, das er töpferte und brannte, oder die Esse, in der er Metall einschmolz ... Wenn irgendetwas mit Feuer zu tun hatte, war er sofort mit dabei ... Feuer und Flamme, sozusagen.«
    »Lebte er denn allein?
    »Oh ja. Er sagte immer, er ziehe sein einsames Leben vor, das er sich nach seinen eigenen Vorstellungen einrichten könne, und dass die ganze Heiraterei nur Zeitverschwendung sei. Doch sobald eine Frau auf der Bildfläche erschien, wurde er zu einem richtigen Charmeur. Er wusste, wie man Komplimente macht. Und die Frauen fanden Gefallen an ihm.«
    Julia verzog das Gesicht. »Aber er war doch so ein kleiner Dicker!«
    »Ihr könnt mir das ruhig glauben: Er ging mit Worten so geschickt um, dass die Frauen seine Erscheinung gar nicht richtig bemerkten. Ihnen war nicht mal bewusst, dass er seine Tage größtenteils in der Werkstatt verbrachte und dann schwarz von Öl und Schmutz war. Black andererseits machte es Spaß, sie im Sturm zu erobern, weiter ging sein Interesse nicht. Es heißt aber, dass er das Herz von mindestens einer seiner Verehrerinnen brach.«
    »Von wem denn?«
    Nestor brummelte etwas vor sich hin, dann fuhr er fort: »Ich tratsche eigentlich nicht gerne, aber ... Es heißt, dass Klytämnestra, die Schwester von Cleo Biggles, Kilmore Cove wegen ihm verließ. Sie waren Freunde, sehr gute Freunde. Klio war ein paar Jahre älter als er ...« Der Gärtner schüttelte den Kopf. »Manchmal passiert so etwas eben. Ich glaube aber nicht, dass uns unser Wissen über Blacks Privatleben helfen wird, ihn wiederzufinden. Die Statue der Fischerin in der Villa Argo ist übrigens sein Werk. Und er hat das Tor der Villa repariert, als es kaputt war.«
    »Wann war es denn kaputt?«
    »Vor knapp dreißig Jahren, würde ich sagen. Ungefähr zu der Zeit, als ich anfing mich um den Garten zu kümmern.« Nestor starrte zum Horizont und sah den Wolken zu, die rasch über den Himmel wanderten. »Als der ehemalige Besitzer der Villa beschloss, mit Penelope hierher zu ziehen, war die Villa in keinem besonders guten Zustand«, fuhr er fort. »Sie war ziemlich vernachlässigt worden. Überall zog es und die meisten Möbel waren nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Aber ich dachte, die Moores hätten immer hier gelebt?«
    »Nicht immer«, erwiderte Nestor. »Viele Jahre lang war das Haus unbewohnt.«
    »Also lebte Ulysses’ Vater nicht hier?«, fragte Julia, die sich an das letzte Bild über der Treppe erinnerte, das neben dem leeren Fleck, wo Ulysses Moores Porträt hätte hängen sollen.
    »Nicht ständig. Doch er liebte dieses Haus und es war nicht seine Schuld, dass er nicht hierher zog.«
    »Wer war dann schuld daran?«
    »Der Großvater.«
    »Der Mann in der Uniform?«, fragte Julia.
    »Genau. Ulysses’ Vater war kein Moore, müsst ihr wissen. Er gehörte einer anderen Familie an und heiratete Annabelle Moore, die Tochter von Mercury Malcolm Moore. Der Großvater kam nie darüber hinweg, dass sein einziges Kind ein Mädchen war und dass die Dynastie der Moores mit ihr aussterben würde.«
    »Ich finde auch, dass Jungs besser sind als Mädchen«, spottete Jason.
    »Idiot!«, schimpfte seine Schwester.
    »Sie einigten sich darauf, dass Annabelles Sohn den Nachnamen seines Großvaters tragen sollte. Das junge Paar hatte eigentlich vor, hierher nach Kilmore Cove zu kommen, doch Annabelle starb bei der Geburt des kleinen Ulysses.«
    »Oje«, meinte Julia. »Dann musste Ulysses also ohne Mutter aufwachsen.«
    »Nicht nur das: Der alte Mercury steigerte sich in die fixe Idee hinein, dass seine geliebte Tochter aufgrund ihrer Heirat gestorben sei. Er benahm sich gegenüber Ulysses’ Vater und gegenüber dem Kind immer unausstehlicher. Er hasste den Mann, den er für einen Schwächling und Träumer hielt, und verabscheute das Kind, das seinen Namen weitertragen sollte.«
    »Woher weißt du das bloß alles?«, fragte Julia, die von der Geschichte sehr betroffen war.
    Nestor zuckte mit den Schultern. »Es sind seither so viele Jahre vergangen. Und obwohl nicht darüber geredet werden sollte, sprach man doch immer wieder davon. Jedes Mal, wenn in der Villa etwas zu reparieren war, erinnerte man sich daran, wie der alte Mann alles hatte verkommen lassen. Und dass Kilmore Cove nie etwas anderes als ein verschlafenes Nest am Ende der Welt gewesen war, in dem nur primitive Fischer lebten.«
    »Zum Glück haben sich die Dinge später geändert.«
    Nestor vergrub seine

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