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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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Einfassung des Kanals Halt zu suchen, und wollte aus der Gondel steigen.
    »Nein!«, rief Peter und beschloss in einem Anfall von Mut sie aufzuhalten. Er hechtete zum anderen Ende der Gondel und packte sie an den Beinen. »Ich lasse dich nicht gehen!«
    »Peter!«, kreischte Oblivia. »Was machst du da?« Sie versuchte sich zu befreien, doch er hielt sie mit aller Kraft fest.
    Die Gondel schaukelte bedenklich.
    Ihr Kräftemessen dauerte eine gute Minute. Dann gelang es Oblivia, die wesentlich besser trainiert war, sich zu befreien, und sie versetzte Peter einen heftigen Tritt gegen das Kinn.
    Der Uhrmacher verlor das Gleichgewicht, prallte gegen den Rand der Gondel und stürzte ins Wasser, ohne auch nur einen Laut von sich gegeben zu haben.
    Oblivia spannte ihre Brustmuskeln an und stemmte sich mit einer eleganten Bewegung hoch.
    »Siehst du, wozu das Pilates-Training gut ist, Peter?«, sagte sie zu dem Mann, der sich nur mit Mühe an der dunklen Wasseroberfläche hielt. »Bis dann!«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, lief Oblivia in die Gasse hinein und verschwand in den dunklen Raum, in dem sich die Tür zur Zeit befand. Sie ging hindurch und schloss die Tür hinter sich.
    »Manfred?«, rief sie. »He! Manfred?«
    Weil sie keine Antwort erhielt, kletterte sie im zerstörten Haus der Spiegel herum.
    »Wo steckst du, Manfred?«, schrie Oblivia Newton und ärgerte sich darüber, dass dieser Nichtsnutz niemals da war, wenn sie von einer Reise zurückkehrte.
    Schließlich blieb sie inmitten eines großen Raums stehen, von dem aus eine Treppe in die oberen Stockwerke führte. Sie fühlte sich beobachtet.
    »Manfred?«, rief sie nochmals und drehte sich um.
    Aber es war nicht ihr Chauffeur. Die Augen, die sie beobachteten, waren leuchtend gelb und gehörten einer großen Eule, die oben auf dem Treppengeländer hockte.
    Der Vogel sah sie ausgesprochen missbilligend an.
    »Was willst du von mir?«, fauchte Oblivia, die sich unter diesem Blick sehr unbehaglich fühlte.
    Die Eule rührte sich nicht.
    Oblivia bückte sich, hob ein Stückchen Putz auf und warf es nach ihr. Die Eule flog auf. Erst als sie den Raum verlassen hatte, ging Oblivia weiter.
    Sie erkannte die schwere Tür, die am Vortag auf Manfred gefallen war, und ging schnell unter dem Türsturz hindurch nach draußen. Dort schaute sie sich mit wachsender Verzweiflung um. Sie sah die grünen Hügel, die lange Reihe der Windräder, die auf ihren Kuppen faul die Flügel kreisen ließen, und den großen Bagger der Firma Zyklop, der immer noch in gefährlicher Schieflage im Hof vor dem Haus stand.
    »Manfred!«, brüllte sie. »Wo steckst du nur, du unfähiger Trottel? Manfred!«



Rick, Jason und Julia gingen einmal um das Bahnhofsgebäude herum und hielten nach irgendeiner Möglichkeit Ausschau hineinzuspähen. Es schien unmöglich, in das verstaubte Bauwerk zu gelangen. Sie gaben auf und gingen zu den Gleisen hinüber, die auf beiden Seiten zu den umgebenden Hügeln verliefen und dahinter verschwanden. Auf der einen Seite führten sie an einer alten Zisterne vorbei, an der wohl die Wassertanks der Dampflokomotiven aufgefüllt worden waren und die wie ein großer umgekehrter Trichter aussah. Auf der anderen Seite waren mehrere Wellblechschuppen und zwei Abstellgleise. Die gerissenen Fahrdrähte schaukelten nutzlos im Wind.
    »Wo enden diese Gleise?«, fragte Jason.
    »Irgendwo im Osten«, antwortete Rick. »Im Tunnel unter den Shamrock Hills. Und auf der anderen Seite ... Na ja, dort sind die Wälder von Crookheaven und die Hügel, zwischen denen das Haus der Spiegel steht.«
    »Und was befindet sich auf dieser Seite, auf der die Gleise aufhören?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht ein großer Haufen Erde?«
    »Oder vielleicht ein Zug?«
    »Ich glaube nicht, dass sie nach der Stilllegung auch nur einen einzigen Waggon hiergelassen haben.«
    »Ich schaue mir jetzt jedenfalls mal den Tunnel an«, beschloss Jason, der sich hingekniet hatte, um das Metall der Schienen zu untersuchen. Es fühlte sich warm und irgendwie lebendig an. »Ist er sehr weit weg von hier?«
    »Er ist dort, unter dem Hügel«, erwiderte Rick und deutete auf die von Sträuchern und großen, runden Steinen bedeckte Anhöhe inmitten des Turtle Park.
    »Sag mal, Jason«, schaltete seine Schwester sich ein, »was hoffst du eigentlich in dem Tunnel zu finden?«
    »Ich weiß es nicht. Aber hattest du mich vorhin nicht gebeten, euch kurz mal allein zu lassen?«
    Was für eine gemeine Lüge! Julia erstarrte und

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