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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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den Stamm auseinanderzusägen, sagen sie. Aber es hätte nichts genützt, denn dahinter wären so viele Schlaglöcher in der Straße gewesen, dass sie Angst gehabt hätten, den Lastwagen zu beschädigen.«
    »Schlaglöcher?«
    »Hast du gestern Abend auch nur ein einziges Loch gesehen?«
    »Vielleicht sind sie auf die falsche Straße geraten«, überlegte seine Frau.
    »Aber es gibt doch gar keine andere Straße! Man muss ja schon froh sein, dass wenigstens eine da ist. Und das ist noch nicht alles: Der Lastwagenfahrer hat endgültig den Rückzug angetreten, als er einen einäugigen Koloss sah, der mit einer riesigen gelben Straßenbaumaschine direkt auf ihn zugefahren kam!«
    Julia und Jason zuckten zusammen und sahen sich an.
    »Machst du Witze?«, fragte Mrs Covenant.
    »Homer hat mir das alles gerade erzählt. Wir treffen uns unten im Ort auf dem Hauptplatz und gehen nachsehen, was zum Teufel mit dieser Straße passiert ist.«
    »Und was soll ich dann heute tun?«
    »Ach, ich weiß auch nicht«, antwortete Mr Covenant und strich mit der Hand über die Tischdecke. »Entspann dich. Lies ein Buch. Ich muss los.« Fluchend ging er hinaus: »Mist! Verdammter, verdammter, verdammter Mist!«
    Jason und Julia warteten, bis ihr Vater losgefahren war. Dann, genau in dem Moment, als ihre Mutter sich ihnen zuwandte, standen sie schnell auf und sagten gleichzeitig: »Wir müssen jetzt lernen.«



Julia und Jason liefen schnell die Treppe hinauf. Der Anruf, den ihr Vater vorhin erhalten hatte, hatte Jasons trübe Gedanken vertrieben und seine Begeisterung neu entfacht.
    »In der Konditorei Chubber, verstehst du?«, erzählte er seiner Schwester gerade, als sie im Turmzimmer angekommen waren.
    »Bist du dir da sicher?«
    »So sicher, wie ich mir sicher bin, gerade hier in diesem Zimmer zu sein.«
    »In der Villa Argo, im Haus von Miss Biggles«, zählte Julia an den Fingern ab. »Im Haus der Spiegel und bei Chubber. Das wären vier. Wie viele mögen es wohl insgesamt sein?«
    Jason schüttelte den Kopf. »Das wissen wir leider nicht. Und eigentlich ist es das Nächste, was wir herausfinden müssen.«
    »Wo fangen wir an?«
    »In der Bibliothek«, antwortete Jason. »Als wir auf der Insel der Masken waren, hat Peter von einem Buch erzählt, in dem etwas über die Türen von Kilmore Cove steht. Es soll auch ein Bild vom Ersten Schlüssel darin sein.«
    Er hob den Kopf, um seine Schwester anzuschauen, aber sie hatte ihm den Rücken zugekehrt und sah durch ein Fenster nach draußen. »Julia?«
    Seine Schwester schreckte aus ihren Gedanken auf. »Okay. Bibliothek. Ich rufe jetzt Rick an.«
    Jason las die Aufschriften auf den Messingschildern an den Regalen. Aus der Küche klang das Geklapper von Tellern und Töpfen zu ihm herauf. Offenbar war seine Mutter noch damit beschäftigt, das Geschirr zu spülen. Draußen bogen sich die Äste der Bäume im starken Wind. Den Blick auf die Buchrücken gerichtet, ging Jason an dem alten Klavier, dem Büffelledersofa und den Sesseln vorbei. In manche der in Leder eingebundenen Bücher waren die Titel mit goldenen Buchstaben geprägt, andere Bände schienen namenlos geblieben zu sein, bei wieder anderen waren die Titel verblasst und unleserlich geworden. Da gab es schmale Bände mit alten Stichen über Pilze oder Anatomie, kleine Bücher, die die Sternbilder erklärten, und dicke Lexikonbände. Er ging an Reihen von Romanen, von Reiseerzählungen, Büchern voller Landkarten oder philosophischer Aufsätze vorbei. Dabei kam es ihm eigenartigerweise so vor, als würden ihn die Moores, deren Porträts an die Decke gemalt worden waren, von dort oben aus beobachten.
    Endlich fand er, was er gesucht hatte. Es war ein großes Buch, in rotes Leder gebunden.
    Der mit eleganten Goldbuchstaben geschriebene Titel lautete: Handbuch der Entfesselungskünstler. Schlüssel, Schlösser, Geheimgänge und Fluchtstrategien.
    Er schleifte einen der alten Sessel zum Regal, stieg hinauf und nahm das Buch heraus. Dabei fiel ihm auf, dass vorne in den Umschlag ein runder Spiegel eingearbeitet war.
    Mit dem
Wörterbuch der vergessenen Sprachen
unter dem Arm betrat Julia die Bibliothek.
    »Rick kommt nachher«, sagte sie und hockte sich neben ihren Bruder auf den Teppich. »Was hast du denn gefunden?«
    Jason war bereits so sehr in das Buch vertieft, dass er Julias Frage gar nicht hörte. Die Seiten waren dünn wie Seidenpapier und hatten die cremefarbene Tönung von Alabaster. Der Text war in zwei Spalten gedruckt, die

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