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Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Ulysses Moore – Die steinernen Wächter

Titel: Ulysses Moore – Die steinernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario
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regnete.«
    »Interessant«, murmelte Oblivia.
    »Ein Garten so groß wie ein Königreich, der irgendwo im Orient liegt oder vielleicht auch in Äthiopien. So genau weiß das niemand. Niemand hat ihn jemals besucht, nicht einmal Marco Polo, der in seinem Buch Il Millione nur das erzählt, was er von anderen gehört hat.«
    »Die einzigen Millionen, die mich interessieren, sind Millionen in Pfund Sterling«, erwiderte Oblivia. »Aber erzähl ruhig weiter.«
    »Ich bin schon fertig. Ich glaube, dass Black Vulcano dorthin gegangen ist, um die Schlüssel von Kilmore Cove zu verstecken. Und wenn du sie finden willst, musst du irgendwie in die Villa Argo kommen.«
    Kalypso ging an einer Büchersäule vorbei, die mitten im Raum stand, und hätte vor Schreck beinahe laut aufgeschrien. Sie hatte nicht bemerkt, dass außer ihr noch jemand im Laden war. Nicht das leiseste Geräusch hatte sie gehört, auch nicht die Glocke an der Ladentür, und so war sie überzeugt gewesen, alleine zu sein.
    Sie trat einen Schritt zurück und legte eine Hand über ihr heftig schlagendes Herz, als wolle sie es daran hindern, aus ihrem Brustkorb zu springen. Mit dem Rücken an die Wand gelehnt, beruhigte sie sich allmählich und brachte endlich heraus: »Warum hast du nichts gesagt, als du hereingekommen bist?«
    Der Mann, der vor ihr stand, lächelte sie an. Es war ein verlegenes Lächeln. Er kratzte sich unter der Binde, die er über dem Auge trug, und entschuldigte sich. »Es tut mir leid. Offenbar habe ich meine guten Manieren vergessen. Das kommt davon, wenn man so lange alleine lebt.«
    Kalypso warf ihm noch einen vorwurfsvollen Blick zu und ging dann an ihm vorbei. Sie versuchte sich zu erinnern, was sie eigentlich vorgehabt hatte.
    »Was willst du, Leonard?«, fragte sie ihn, ohne lange um den heißen Brei herumzureden. »Ich habe dich in den letzten Tagen öfter hier im Buchgeschäft gesehen als im ganzen letzten Jahr.«
    »Sie haben uns entdeckt«, sagte er.
    »Wer hat uns entdeckt?«
    »Die Kinder. Die aus London.«
    »Das freut mich.«
    »Mich aber nicht.«
    Kalypso musterte ihn von oben bis unten. »Du bist doch nicht hergekommen, um mir das zu erzählen. Und, falls es dich interessiert: Du hast mir gerade den ganzen Fußboden schmutzig gemacht, mit Schlamm oder Lehm oder was das ist.«
    Das erweckte bei Leonard angenehme Erinnerungen und er grinste über das ganze Gesicht. »Ich war mit dem Bagger unterwegs. Wie in alten Zeiten.«
    Sie schüttelte verärgert den Kopf. »Sag mir bloß nicht, dass ihr wieder angefangen habt!«
    »Doch, ja.«
    »Auf welcher Straße?«
    »Auf der nach London.«
    »Verdammt noch mal, Leonard!«, rief Kalypso aus. »Das bedeutet ja, dass wir wieder vom Rest der Welt abgeschnitten sind.«
    »Stimmt, ein paar Tage lang schon«, antwortete der Leuchtturmwärter und sah auf seine schmutzigen Hände hinunter. »Du weißt ja, wie es geht. Ein paar gefällte Bäume, ein paar gut platzierte Löcher.«
    Aus einem Karton neu hereingekommener Bücher wählte Kalypso einen historischen Roman aus, der im Zweiten Weltkrieg spielte, und stellte ihn ins Schaufenster. »Dann müssen wir den Bruder von Fred Halbwach kommen lassen, damit er die Straße wieder in Ordnung bringt.«
    »Habe ich schon gemacht. Ich habe Fred Bescheid gegeben.«
    »Ach, Leonard, warum habt ihr denn wieder mit diesem Wahnsinn angefangen? Oder sollte ich besser sagen: Warum hast du wieder damit angefangen? Das war alles deine Idee, nicht wahr?«
    »Nein, Kalypso, hör mir zu ... Ich glaube, diese Kinder sind so wie wir, als wir in ihrem Alter waren. Sie sind alles andere als dumm.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich werde mir meine Meinung bilden, wenn sie mir die Bücher zurückbringen, die ich ihnen zu lesen gegeben habe.«
    »Das Leben besteht nicht nur aus Büchern.«
    »Ach nein? Aus was denn noch? Aus untergegangenen Schiffen, Tauchgängen und Pressluftflaschen?«
    »Sie haben mich angestachelt wieder anzufangen«, gab Leonard Minaxo zu.
    »Bist du gereist?«
    »Ja, bin ich. Und ich habe begriffen, dass ich noch nie so nahe dran war, die Wahrheit herauszufinden.«
    »Das sagst du doch schon seit Jahren.«
    »Alle anderen haben es aufgegeben. Aber ich nicht, Kalypso. Ich denke, ich weiß inzwischen, was passiert ist. Ich mache weiter.«
    »Mittlerweile ist es bei dir zu einer fixen Idee geworden. Du bist geradezu besessen davon.«
    »Ich bin ganz nahe dran, glaub mir doch.«
    »Und ich sage dir, dass du ganz und gar nicht nahe dran bist.

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