Ulysses
welches der begnadete Stift Lafayettes für alle künftigen Zeiten aufgezeichnet hat.
Nun sollte lieber gleich hier und jetzt festgestellt werden, daß der pervertierte Transzendentalismus, welchem Mr. S. Dedalus (Div. Scep.), wie aus seinen streitbaren Behauptungen einhellig hervorging, bereits recht schlimm verfallen war, den anerkannten wissenschaftlichen Methoden direkt zuwiderläuft. Die Wissenschaft, das kann nicht oft genug wiederholt werden, hat es mit handgreiflichen Phänomenen zu tun. Der Mann der Wissenschaft muß wie der Mann auf der Straße harten Tatsachen ins Gesicht sehen, an denen nicht vorübergegangen werden kann, und sie erklären, so gut er es vermag. Wohl mag es, das ist wahr, gewisse Fragen geben, welche die Wissenschaft – zum gegenwärtigen Zeitpunkt – nicht beantworten kann, wie zum Beispiel das erste Problem, welches von Mr. L. Bloom (Ann. Acq.) aufgeworfen wurde, nämlich das der zukünftigen Geschlechtsbestimmung. Müssen wir uns der Auffassung des Empedokles von Trinacria anschließen, daß der rechte Eierstock (die postmenstruale Periode, behaupten andere) verantwortlich sei für die Geburt von männlichen Wesen, oder sind die viel zu lange vernachlässigten Spermatozoen oder Nemaspermen hier die differenzierenden Faktoren, oder handelt es sich, wie die meisten Embryologen, zum Beispiel Culpepper, Spallanzani, Blumenbach, Lusk, Hertwig, Leopold und Valenti, anzunehmen geneigt sind, um eine Mischung aus beidem?
Dies wäre gleichbedeutend mit einem Zusammenwirken (einem der bevorzugten Kunstgriffe der Natur) des nisus formativus der Nemaspermen einerseits und zum anderen einer glücklich gewählten Position, succubitus felix , des passiven Elementes. Das andere Problem, welches der nämliche Inquirent aufwarf, ist kaum weniger bedeutsam: die Kindersterblichkeit. Es ist vornehmlich darum von Interesse, weil, wie er treffend bemerkt, wir alle in derselben Weise geboren werden, doch alle auf verschiedene Weise sterben. Mr. M. Mulligan (Hyg. et Eug. Doc.) rügt die sanitären Bedingungen, in welchen unsere mit Staublunge behafteten Bürger sich adenoidale, pulmonale etc. Beschwerden dadurch zuziehen, daß sie die Bakterien einatmen, die im Staube lauern. Diese Tatsachen, so führt er aus, und die empörenden Schauspiele, welche sich auf unseren Straßen bieten, scheußliche Plakate, Geistliche aller möglichen religiösen Sekten, verstümmelte Soldaten und Seeleute, offen scharbockkranke Droschkenkutscher, die aufgehängten Kadaver toter Tiere, paranoide Junggesellen und unbefruchtete Duennas – dies alles, sagte er, sei für allen und jeden Verfall in der geistigen Kapazität der Race verantwortlich. Die Kalipädie, so prophezeite er, werde sich in Bälde allgemein durchsetzen, und sämtliche Annehmlichkeiten des Lebens, wahrhaft gute Musik, gefällige Literatur, leichte Philosophie, lehrreiche Bilder, Gipsabgüsse der klassischen Statuen wie etwa Venus und Apollo, kolorierte künstlerische Photographien von preisgekrönten Babys, all diese kleinen Aufmerksamkeiten würden Damen, die in besonderen Umständen wären, in den Stand setzen, die Zwischenmonate in höchst erfreulicher Weise zu verbringen. Mr. J. Crotthers (Disc. Bacc.) erklärt einige der in Rede stehenden Todesfälle mit abdominalem Trauma bei Arbeiterinnen, welche in der Werkstatt schwere Arbeiten zu verrichten hätten, und mit ehelicher Disziplin daheim, bei weitem aber die überwältigende Mehrzahl mit Vernachlässigung, privat oder von Amts wegen, wie sie gipfele in der Aussetzung neugeborener Kinder, in der Praxis des kriminellen Abortus oder in dem abscheulichen Verbrechen des Infantizids. Obschon das erstere (wir denken an die Vernachlässigung) zweifelsohne nur zu wahr ist, muß doch der von ihm zitierte Fall von Pflegerinnen, die vergessen, die Tupfer in der Bauchhöhle zu zählen, zu selten genannt werden, als daß er die Norm sein könnte. In der Tat muß es, wenn man die Sache recht betrachtet, wunder nehmen, daß so viele Schwangerschaften und Entbindungen so gut verlaufen, wie sie es tun, alle Möglichkeiten erwogen und trotz unserer menschlichen Unzulänglichkeiten, welche die Natur in ihren Absichten oftmals behindern. Eine ingeniöse Idee ist jene, welche Mr. V. Lynch (Bacc. Arith.) vorträgt, daß nämlich sowohl Natalität als auch Mortalität, ebenso wie alle anderen Phänomene der Evolution, Gezeitenbewegungen, Mondphasen, Bluttemperaturen, Krankheiten ganz allgemein, kurz, alles in der gewaltigen
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