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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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daß, von dem in Rede stehenden Brief ganz abgesehen, sein magnetisches Gesicht, seine Gestalt und seine Lebensart im Lauf des vergangenen Tages von einer verheirateten Frau (Mrs. Josephine Breen, geb. Josie Powell), einer Krankenschwester, Miss Callan (Vorname unbekannt), einem Mädchen, Gertrude (Gerty, Nachname unbekannt) günstig aufgenommen worden waren.
    Welche Möglichkeit bot sich an?
    Die Möglichkeit, bereits in allernächster Zukunft nach einer aufwendigen Mahlzeit in einer privaten Räumlichkeit in der Gesellschaft einer eleganten Kurtisane von körperlicher Schönheit, mäßiger Gewinnsucht, mannigfaltiger Bildung, einer der Herkunft nach wirklichen Dame, männliche Faszinationskraft zu entfalten.
    Was war in der zweiten Schublade enthalten?
    Dokumente: die Geburtsurkunde von Leopold Paula Bloom: eine Lebensversicherungspolice über £500 bei der Scottish Widows’ Assurance Society, Anspruchsberechtigte Millicent (Milly) Bloom, nach Laufzeit von 25 Jahren fällig, Versorgungskapital £430, £461-10-0 und £500 bei Erreichung des 60. Lebensjahrs oder Todesfall, bei Erreichung des 65. Lebensjahrs oder Todesfall und bei Todesfall, je nachdem, oder Überschußbeteiligung (ausgezahlt) in Höhe von £299-10-0 insgesamt bei Beitragseinzahlung von £133-10-0 insgesamt, ganz nach Wunsch: ein Sparkassenbuch, ausgegeben von der Ulster Bank, Filiale College Green, mit dem Kontostand bei Halbjahresabschluß zum 31. Dezember 1903 in Höhe von £18-14-6 (in Worten: achtzehn Pfund, vierzehn Schilling und Sixpence, Sterling) rein netto zugunsten des Kontoinhabers: ein Besitzzertifikat über £900 in 4%igen (eingetragenen) kanadischen Staatspapieren (stempelsteuerfrei): Quittungen des Catholic Cemeteries’ (Glasnevin) Committee über den Erwerb einer Grabstätte: ein lokaler Presseausschnitt über eine Namensänderung durch einseitige Beurkundung.
    Nenne den Wortlaut dieser Notiz.
    Ich, Rudolph Virag, zurzeit wohnhaft No. 52 Clanbrassil Street, Dublin, vormals aus Szombathely im Königreich Ungarn, gebe hiermit bekannt, daß ich den Namen Rudolph Bloom angenommen habe und denselben in Zukunft dauernd und ausnahmslos zu tragen beabsichtige.
    Welche weiteren auf Rudolph Bloom (geb. Virag) bezüglichen Gegenstände befanden sich in der 2. Schublade?
    Eine unscharfe Daguerreotypie von Rudolph Virag und seinem Vater Leopold Virag, aufgenommen im Jahre 1852 im photographischen Atelier ihres Vetters 1. resp. 2. Grades Stefan Virag aus Szesfehervar, Ungarn. Ein altertümliches Hagadahbuch, in welchem eine eingelegte Hornbrille mit Konvexgläsern die Stelle bezeichnete, wo in den rituellen Gebeten für Pessach (Passah) die Danksagung stand: eine Ansichtskarte des Queen’s Hotel, Ennis, Eigentümer Rudolph Bloom: ein Umschlag, adressiert An meinen liehen Sohn Leopold.
    Welche Bruchstücke von Sätzen rief die Lektüre dieser fünf ganzen Worte in seiner Erinnerung wach?
    Morgen ist es eine Woche her, daß ich… es hat keinen Zweck mehr, Leopold noch weiter… bei Deiner lieben Mutter… das ist nicht mehr auszuhalten… zu ihr… für mich ist alles aus… sei gut zu Athos, Leopold… mein lieber Sohn… immer… an mich… das Herz … Gott … dein …
    Welche Reminiszenzen an ein menschliches Wesen, welches an progressiver Melancholie litt, riefen diese Gegenstände in Bloom wach?
    Ein alter Mann, Witwer, ungekämmtes Haar, im Bett, mit bedecktem Kopf, seufzend: ein kränkelnder Hund, Athos: Akonit, zu dem in immer stärkeren Dosen von Granen und Skrupeln als Palliativ gegen sich immer verschlimmernde Neuralgie Zuflucht genommen wurde: das Gesicht eines Siebzigjährigen im Tode, Giftsuizid.
    Warum empfand Bloom so etwas wie Gewissensbisse?
    Weil er in unreifer Ungeduld gewisse Glaubenssitten und -gebräuche mit mangelndem Respekt behandelt hatte.
    Zum Beispiel welche?
    Das Verbot des Genusses von Fleisch und Milch bei einer und derselben Mahlzeit, das wöchentliche Symposion von unkoordiniert abstrakten, glühend konkreten merkantilen coexreligionistischen Exkompatrioten: die Beschneidung der männlichen Kinder: den übernatürlichen Charakter der judaischen Heiligen Schrift: die Unaussprechlichkeit des Tetragramms: die Heiligkeit des Sabbats.
    Wie kamen ihm diese Glaubenssitten und -gebräuche nunmehr vor?
    Nicht vernünftiger, als sie ihm damals vorgekommen waren, nicht weniger vernünftig, als ihm andere Glaubenssitten und -gebräuche nunmehr vorkamen.
    Welches war seine erste Erinnerung an Rudolph Bloom

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