Um die Ecke gekusst
knackigsten Bauarbeiter, die der kleine Computer-Timothy je zu Gesicht bekommen hat.
Es herrscht ohrenbetäubender Lärm â das Hämmern der Pressluftbohrer, das Gehupe der Pendler, die zu blöd sind, den Verkehrsfunk einzuschalten, wenn sie von ihrem Einfamilienhäuschen in Jersey losfahren. Sen gende Hitze. Und der Gestank â o Mann. Keine Ahnung, was die Typen von den Stadtwerken in diesem Loch treiben, aber ich schwöre dir, die haben unter Garantie die verkehrte Leitung erwischt.
Es ist, als wäre das sprichwörtliche Tor zur Hölle aufgegangen â direkt vor der Bastion des Bösen, dem illustren New York Chronicle â und versuche, dieses elende Blatt in seinen Schlund zu ziehen, weit hinab zu seinem Schöpfer, Mr. Satan persönlich.
Und dann, inmitten von diesem Chaos, sehe ich auf dem Gesicht unserer Miss Mel â die sich, wie du dir bestimmt vorstellen kannst, vor Entzücken über dieses Spektakel gar nicht mehr einkriegt â einen Ausdruck so reiner Seligkeit, dass ich im ersten Moment glaube, ein Eiswagen hätte an der Ecke angehalten und verteile kostenlos Schokoladeneis.
Als ich aber ihrem Blick folge, dämmert mir, was den hingerissenen Ausdruck auf ihre Züge gezaubert hat:
Ein Apollo. Ich übertreibe nicht. Das Paradebeispiel männlicher Schönheit. Der Kerl steht in weiten Freizeithosen und einem supersoften Jeanshemd hinter einer der Absperrungen, starrt in den Krater und sieht dabei aus, als wäre er geradewegs einem Katalog für Männermode entstiegen. Eine leise Brise zerzaust ihm das braune Haar, und ich schwöre, Nadine, hätte ihm einer der Bauarbeiter eine Schaufel in die Hand gedrückt, hätte er nicht mal ansatzweise deplatziert gewirkt. Riesige Hände, sage ich dir, riesige Hände.
Was ich von meinem Gespielen leider nicht behaupten kann.
Aber zurück zur Szenerie:
Unsere Miss Mel (die sich die Lunge aus dem Leib brüllt, um die Presslufthammer zu übertönen) schreit also: »John, John! Hier drüben!«
Worauf Apollo sich zu uns umdreht. Er sieht uns. Eine tiefe, aber nichtsdestotrotz attraktive Röte überzieht sein Gesicht. Ich folge unserer kleinen Miss Mel durch die Traube aus Cops und aufgebrachten Chronicle -Mitarbeitern, die sich mit gezückten Presseausweisen auf die armen Jungs von den Stadtwerken gestürzt haben und sie mit Fragen bombardieren, wann das Wasser in ihren privaten Bidets â versuch gar nicht erst, mir zu erzählen, dass es so etwas in den geheiligten, vergoldeten Hallen des Chronicle nicht gibt â wieder angestellt wird. Sobald wir vor dieser göttergleichen Gestalt stehen, den sie aus unerfindlichen Gründen John nennt, fängt sie auf ihre typisch atemlose Art an:
Unsere Miss Mel: »Was machst du denn hier? Bist du hergekommen, um Fotos von diesem Krater zu machen?«
Max Friedlander: »Ãh ⦠ja.«
Unsere Miss Mel: »Wo ist denn deine Kamera?«
Max Friedlander: »Oh. Ãh ⦠hab ich vergessen.«
Hmm. Ich versteh nur Bahnhof. Zumindest bis â¦
Max Friedlander : »Ehrlich gesagt habe ich die Aufnahme, die ich gebraucht habe, schon gemacht. Ich war nur hier, um ⦠na ja, ich steh eben auf Katastrophen.«
Unsere Miss Mel: »Und ich erst! Ach ja, darf ich dir meinen alten Freund Tim vorstellen?«
Alter Freund Tim schüttelt Mr. Paradebeispiel männ licher Schönheit die Hand. Die Alter Freund Tim nie wieder waschen wird.
Max Friedlander : »Hi, freut mich.«
Alter Freund Tim: »Und mich erst.«
Unsere Miss Mel: »Ach ja, gut, dass ich dich sehe.« Und dann wirft sie sämtliche Dating-Regeln über Bord und blubbert wild drauflos: »All meine Freunde wollen dich unbedingt mal unter die Lupe nehmen. Hättest du Lust, morgen Abend gegen neun ins Fresche zu kommen? Es sind nur ein paar Leute von der Zeitung, also keine Angst.«
VÃLLIG RICHTIG ! Ich war genauso entsetzt wie du! Ich meine, was hat sie sich nur dabei gedacht? So etwas trompetet man doch nicht vor einem potenziellen Bräutigam heraus! Hat diese Frau schon mal was von Subtilität gehört? Was ist aus der berühmten weiblichen Tücke und List geworden? Einfach mit der Wahrheit rauszuplatzen ⦠Ich schwöre, ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken! Man kann es drehen und wenden, wie man will: Dieses Mädchen ist und bleibt ein Landei, auch wenn sie noch so weit von zu Hause weg
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