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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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umzudrehen, sondern die Ruhe genießen, die die badische Variante des Zen-Buddhismus in ihm ausgelöst hatte. Es würde morgen früh schon wieder aufregend genug werden.
    *
    In jeder Kurve, die Belledin zwischen Wasenweiler und Merdingen nahm, knisterten zwei prall gefüllte Plastiktüten auf dem Beifahrersitz. Else hatte es gut gemeint und ihm mal wieder mehr eingepackt, als er eigentlich nehmen wollte. Er war nun mal ein Raubtier, er brauchte Fleisch. Gemüse diente ihm als Beilage. Er konnte Menschen, die freiwillig auf Fleisch verzichteten, nicht verstehen. Würde man ihm das Fleisch verwehren, er könnte sich gut vorstellen, auf die Barrikaden zu gehen. Aber für Gemüse?
    »Die spinnen, die Vegetarier.« Er tätschelte mit der freien Hand die Plastiktüten.
    Die Steaks würde er heute selbst braten, beschloss er spontan. Biggi kochte hervorragend, zweifellos, aber von Steaks hatte sie keine Ahnung. Sie mochte kein Blut, deshalb briet sie immer zu sehr durch. Belledin biss aber am liebsten in fast rohes Fleisch. Er war eben noch ein Kerl. Diese verweichlichten Neu-Hippies sollten ihre trockenen Bratlinge essen, Joints rauchen und sich mit Weltverbesserungsgeschwätz langweilen. Wie sie ihn nervten. Diese Klugscheißer wollten das Tier dem Menschen gleichsetzen, ein absoluter Blödsinn. Bald noch forderten sie eine Schule für Tiere, dabei kamen sie noch nicht einmal mit ihren jetzigen Schülern zurande. Das Chaos würde ausbrechen, wenn diese Menschen etwas zu sagen hätten. Und Belledin war angetreten, um das Chaos zu verhindern.
    Er parkte den Audi vor der Garage und stieg aus. Biggi tauchte hinter dem Jägerzaun auf. Mit pinken Gartenhandschuhen umgriff sie den Stiel einer blauen Hacke und strahlte ihn verschwitzt an. Ihr Gesicht war leicht gerötet; sie wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn.
    »Des Unkraut wachst wie nix«, sagte sie. »Ich mach unter de Rose noch gschwind fertig, dänn kumm ich au. ’s Esse steht in de Mikrowelle. Uf neunhundert und zwei Minute.«
    Sie bückte sich wieder und häckelte unter den Rosen das Unkraut heraus. Belledin ging die Stufen des Kieselwaschbetons in Richtung Hauseingang. Vor der Tür drehte er sich nach Biggi um und gönnte sich einen Blick auf ihren weit ausladenden Hintern, den sie durch die gebückte Haltung gen Himmel reckte.
    »Es ist noch immer Mittwoch«, sagte er halblaut und zog sich mit der Unterlippe den Schnäuzer in den Mund. Mit einem dreckigen Lacher verschwand er im Haus.
    Er sah auf die Plastiktüten. Sein Magen knurrte. Aber bis er die Steaks gemacht hätte, wäre er verhungert. Also warum nicht erst das essen, was schon angerichtet war? Er legte die beiden Plastiktüten auf der Arbeitsplatte neben dem Kühlschrank ab und stellte die Mikrowelle so ein, wie es Biggi gesagt hatte. Allerdings gab er auf die zwei Minuten noch zehn Sekunden hinzu. Er mochte es gerne heiß. Während die Mikrowelle arbeitete, ging er ins Wohnzimmer, wo er seinen Laptop stehen hatte. Er fuhr ihn hoch, kramte den USB -Stick aus der Jackentasche und legte ihn neben den Rechner. Dann ging er wieder in die Küche und nahm den Teller aus der piepsenden Mikrowelle.
    Ungläubig starrte er auf das Essen, das den Teller garnierte: Vollkornbratlinge und Rosenkohl! Am liebsten hätte er den Teller zu Boden gepfeffert. So weit war es schon gekommen: Jetzt hielten diese Vegetarier schon Einzug in sein Eigenheim! Belledin schritt zügig aus der Küche, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Glastür zur Veranda. Biggi reckte noch immer den Hintern in die Höhe und wackelte damit bei jedem Queckenbüschel, den sie aus der Erde zog. Sollte sie nur. Er würde sie heute nicht mehr beglücken.
    Er wollte sie anbrüllen, so laut, dass es das ganze Dorf hören konnte. Aber er unterließ es. Dafür stampfte er über die Terrasse auf den kurz geschorenen Rasen, drehte sich suchend im Kreis und entdeckte endlich den Komposthaufen. Er steuerte darauf zu und warf den vegetarischen Fraß zu den frisch gezupften Unkräutern. Dabei streifte er mit der Hand junge Brennnesseln, die aus dem Kompost wuchsen. Er jaulte auf.
    Biggi unterbrach das Jäten und sah zu ihm hinüber. Ungläubig blickte sie auf den leeren Teller.
    »Isch doch Natur!«, blökte Belledin. »De Würmer schmeckt’s bestimmt!« Damit dampfte er ins Haus zurück, stürmte in die Küche, riss die Schränke auf und suchte nach der richtigen Pfanne. Er kannte sich nicht aus. Die Küche war Biggis Revier. Wenn er mal briet, dann

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