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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Legende aus, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Das Gerede vom Geisterzug begann ein paar Jahre nach der Brückenkatastrophe. Wie der Geist eines Geköpften, der ständig ruhelos wandert und seinen fehlenden Kopf sucht, so wird der
Manhattan Limited,
im Glauben der Leute, nie in das große Depot im Himmel einrollen, bis er nicht endlich den Fluß überquert hat.«
    Pitt lachte. »Mr. Magee, Sie sind ein unverbesserlicher Skeptiker.«
    »Das will ich nicht leugnen.«
    Pitt blickte auf seine Uhr und sagte: »Ich muß jetzt wirklich gehen.«
    Magee führte ihn hinaus, und sie schüttelten sich die Hände auf dem ehemaligen Bahnsteig.
    »Es war ein phantastischer Abend«, sagte Pitt. »Ich danke Ihnen und Ihrer Frau für die Gastfreundschaft.«
    »Es war ein Vergnügen. Besuchen Sie uns einmal wieder. Ich unterhalte mich gerne über Eisenbahnen.«
    Pitt zögerte. »Da ist noch eins, was Sie vielleicht nicht vergessen sollten.«
    »Und das wäre?«
    »Eine komische Sache mit Legenden«, sagte Pitt und blickte Magee in die Augen. »Sie haben gewöhnlich einen wahren Kern.«
    Im Licht wirkte das gütige Gesicht nur besorgt und nachdenklich, nicht mehr. Dann zuckte Magee gleichgültig die Schultern und schloß die Tür.
32
    Danielle Sarveux begrüßte Jules Guerrier herzlich. Der Premierminister von Quebec war mit seinem Sekretär und Henry Villon im Krankenhaus erschienen.
    Guerrier küßte Danielle auf beide Wangen. Er war Ende Siebzig, groß und schlank, mit ungekämmtem Silberhaar und einem dicken, buschigen Bart. Er hätte leicht einem Maler als Moses Modell stehen können. Als Premierminister von Quebec war er auch der Führer der französischsprachigen Quebec-Partei.
    »Wie wunderbar, Sie wieder einmal zu sehen, Jules«, sagte Danielle.
    »Der Anblick einer schönen Frau tut meinen alten Augen gut«, erwiderte er galant.
    »Charles freut sich auf Ihren Besuch.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Die Ärzte meinen, es gehe ihm gut. Aber der Heilungsprozeß wird noch lange Zeit brauchen.«
    Sarveux lag mit dem Rücken auf einen Berg von Kissen gestützt. Sein Bett stand an einem Fenster mit Ausblick auf das Parlamentsgebäude. Eine Schwester nahm Hüte und Mäntel ab, und dann setzten sie sich um das Bett herum auf einen Stuhl und ein Sofa. Danielle schenkte eine Runde Cognac ein.
    »Meinen Besuchern darf ich Getränke anbieten«, sagte Sarveux, »aber leider verträgt sich der Alkohol nicht mit meinen Medikamenten, und ich kann mich Ihnen nicht anschließen.«
    »Auf Ihre rasche Genesung«, sagte Guerrier, sein Glas erhebend.
    »Auf baldige Genesung«, wiederholten die anderen.
    Guerrier stellte sein Glas auf den Tisch. »Ich fühle mich geehrt, daß Sie mich hierher baten, Charles.«
    Sarveux blickte ihn besorgt an. »Ich habe eben gehört, daß Sie eine Volksabstimmung für totale Unabhängigkeit einberufen.«
    Guerrier zuckte lässig die Schultern. »Die Zeit für einen endgültigen Bruch der Konföderation ist schon längst überfällig.«
    »Der Meinung bin ich auch, und ich beabsichtige, meine volle Zustimmung zu geben.«
    Sarveux’ Erklärung schlug wie ein Fallbeil ein.
    Guerrier war sichtlich erschüttert. »Sie werden unser Vorhaben dieses Mal nicht bekämpfen?«
    »Nein, ich möchte es ein für allemal hinter mir haben.«
    »Charles, ich kenne Sie zu lange, um nicht anzunehmen, daß sich hinter Ihrer plötzlichen Gutwilligkeit eine weitere Absicht verbirgt.«
    »Sie mißverstehen mich, Jules. Ich kusche nicht, um zu einem neuen Sprung anzusetzen. Wenn Quebec auf eigenen Füßen stehen will, soll es das nur tun. Ihre Abstimmung, Ihre Gesetzesvorlagen, Ihre unaufhörlichen Verhandlungen… das ist jetzt vorbei. Kanada hat genug gelitten. Die Konföderation braucht Quebec nicht mehr. Wir werden ohne euch überleben.«
    »Und wir ohne euch.«
    Sarveux lächelte sarkastisch. »Wir werden sehen, wie ihr es schafft, aus dem Nichts zu beginnen.«
    »Genau das werden wir tun«, sagte Guerrier. »Das Parlament von Quebec wird aufgelöst und eine neue Regierung einberufen.
    Nach dem Muster der französischen Republik. Wir werden unsere eigenen Gesetze verfassen, unsere eigenen Steuern eintreiben, offizielle Beziehungen mit dem Ausland anknüpfen.
    Natürlich werden wir eine gemeinsame Währung und andere wirtschaftliche Verbindungen mit den englischsprechenden Provinzen aufrechterhalten.«
    »Sie werden nicht den Kuchen essen und auch noch das Geld dafür einkassieren.« Sarveux’ Stimme wurde hart. »Quebec muß

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