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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Zeitungsberichte angesehen, aber sie werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten.«
    Magee blickte ihn argwöhnisch an. »Sind Sie ein Reporter?«
    Pitt schüttelte den Kopf. »Ich bin Forschungsleiter bei der
National Underwater and Marine Agency.
«
    »Sie arbeiten für die Regierung?«
    »Onkel Sam bezahlt mir mein Gehalt, jawohl. Aber meine Neugierde bezüglich der Katastrophe der Deauville-Hudson-Brücke ist rein persönlich.«
    »Neugierde? Scheint mir eher Besessenheit zu sein. Was treibt denn sonst einen Mann bei diesem kalten Wetter und mitten in der Nacht in die öde Landschaft?«
    »Mein Zeitplan ist leider sehr eng«, erklärte Pitt geduldig. »Ich muß morgen früh wieder in Washington sein. Es war meine einzige Chance, mir die Brücke anzusehen. Außerdem war es noch Tageslicht, als ich ankam.«
    Magee schien sich zu beruhigen. »Sie müssen mir meine eindringlichen Fragen verzeihen, Mr. Pitt, aber Sie sind der einzige Fremde, der mich in meinem Versteck aufgesucht hat.
    Außer ein paar engen Freunden und Geschäftspartnern glauben die Leute, ich sei eine Art Sonderling, der in einem verfallenen Lagerschuppen auf der East Side von New York fieberhaft seine seltsamen Formen gießt. Eine Täuschung, die ihren guten Grund hat. Die ungestörte Einsamkeit ist mir viel wert. Wenn ich mich mit einem ständigen Strom von Besuchern, Kritikern und Zeitungsleuten beschäftigen müßte, käme ich überhaupt nicht mehr zum Arbeiten. Hier in der Abgelegenheit des Hudson Valley kann ich in Ruhe schöpferisch tätig sein.«
    »Noch etwas Kaffee?« fragte Annie. Mit weiblichem Instinkt hatte sie den richtigen Augenblick gewählt, um ihren Mann zu unterbrechen.
    »Wenn ich bitten darf«, antwortete Pitt.
    »Wie wäre es mit einem Stück Apfeltorte?«
    »Großartig. Ich habe seit dem Frühstück nichts gegessen.«
    »Ich mache Ihnen etwas zurecht.«
    »Nein, danke, ein Stück Apfeltorte genügt.«
    Sobald sie gegangen war, nahm Magee das Gespräch wieder auf. »Ich hoffe, Sie verstehen, worauf ich hinauswill, Mr. Pitt.«
    »Ich habe keinen Grund, Ihre Privatsphäre preiszugeben.«
    »Dann will ich mich darauf verlassen.«
    Das Gefühl kehrte in Pitts Hände zurück, und sie schmerzten höllisch. Annie Magee brachte ihm die Apfeltorte, und er verschlang sie gierig wie ein Landarbeiter.
    »Um auf Ihr Eisenbahnhobby zurückzukommen«, sagte Pitt, während er aß, »da Sie die Brücke stets vor Augen haben, wissen Sie sicher mehr über die Katastrophe, als in den alten Berichten steht.«
    Magee starrte lange ins Feuer, begann dann mit zögernder Stimme: »Sie haben natürlich recht. Ich bin den seltsamen Vorgängen nachgegangen, die mit der Tragödie des
Manhattan Limited
in Verbindung gebracht werden. Zum größten Teil war es Legendenforschung. Ich hatte das Glück, mich mit Sam Harding unterhalten zu können, dem Bahnhofsvorsteher, der in jener Nacht Dienst hatte. Das war einige Monate, bevor er in einem Altersheim in Germantown starb. Er war achtundachtzig.
    Ein Gedächtnis wie eine Computerbank. Mein Gott, es war wie ein Gespräch mit der Geschichte. Ich konnte die Ereignisse der unheilvollen Nacht fast vor Augen sehen.«
    »Ein Überfall genau in dem Augenblick, als der Zug durchkam«, sagte Pitt. »Der Räuber verbot dem Bahnbeamten, den Zug mit einem Lichtsignal zu stoppen und somit hundert Menschenleben zu retten. Hört sich wie ein Roman an.«
    »Kein Roman, Mr. Pitt. Es spielte sich genauso ab, wie Harding es der Polizei und den Zeitungsreportern beschrieb. Der Telegrafist Hiram Meechum hatte eine Revolverkugel in der Hüfte, was die Wahrheit der Geschichte wohl beweist.«
    »Der Bericht ist mir bekannt.«
    »Dann wissen Sie ja auch, daß der Räuber nie gefaßt wurde.
    Harding und Meechum haben ihn eindeutig identifiziert als Clement Massey, oder den feschen Doyle, wie er in der Presse genannt wurde. Ein geckenhafter Typ, der einige sehr raffinierte Dinger gedreht hat.«
    »Seltsam, daß er plötzlich verschwunden ist.«
    »Die Zeiten waren anders vor dem Ersten Weltkrieg. Die Polizei war noch nicht so gut organisiert wie heute. Do yle war kein Idiot. Ein paar Jahre hinter Gittern wegen Räuberei ist eine Sache, aber es macht einen wesentlichen Unterschied, wenn man indirekt für den Tod von hundert Männern, Frauen und Kindern verantwortlich ist. Falls man ihn geschnappt hätte, wäre ihm der Galgen sicher gewesen.«
    Pitt aß sein letztes Stück Torte und lehnte sich in das Sofa zurück. »Und wie erklärt man

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