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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Baßstimme.
    »Entschuldigen Sie bitte die Störung«, antwortete Pitt mit freundlichem Lächeln, »dürfte ich kurz mit Ihnen sprechen?«
    Der Mann musterte Pitt von oben bis unten, nickte dann.
    »Gern. Kommen Sie nur herein.«
    »Mein Name ist Pitt. Dirk Pitt.«
    »Ansel Magee.«
    Der Name sagte Pitt etwas, aber bevor er sich richtig entsinnen konnte, drehte Magee sich um und rief ins Haus: »Annie, wir haben Besuch.«
    Eine Frau kam aus der Küche. Sie war groß und hielt sich etwas gebeugt. Ihre Figur war bleistiftdünn, das genaue Gegenteil von Magee. Pitt fand, sie könnte einmal ein Mannequin gewesen sein. Ihr Haar war aschblond und sehr gepflegt. Sie trug ein enganliegendes Hauskleid mit einer dazupassenden Schürze.
    »Das ist Annie, meine Frau.« Magee machte die entsprechende Geste mit der Hand. »Und das ist Mr. Pitt.«
    »Es ist mir ein Vergnügen«, sagte Annie mit Wärme. »Sie sehen aus, als könnten Sie eine Tasse Kaffee vertragen.«
    »Herzlich gerne«, sagte Pitt. »Schwarz, wenn ich bitten darf.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Wußten Sie, daß Ihre Hände bluten?«
    Pitt schaute auf die Schürfungen an seinen Handfläche n. »Ich habe mich wohl verletzt, als ich draußen über die Schienen fiel.
    Aber in der Kälte habe ich es gar nicht bemerkt.«
    »Setzen Sie sich ans Feuer«, sagte Annie und führte ihn zu einem runden Sofa. »Inzwischen kümmere ich mich um alles.«
    Sie eilte in die Küche, füllte eine Schüssel mit warmem Wasser, und dann holte sie ein Antiseptikum aus dem Badezimmer.
    »Ich hole den Kaffee«, sagte Magee.
    Der Schäferhund blieb und starrte Pitt an. Jedenfalls schien es ihm so, denn die Augen des Hundes waren unter dicken Haarsträhnen verborgen.
    Pitt blickte sich im Wohnzimmer um.
    Die Möbel waren modern und schienen von guter Qualität zu sein. Jedes Stück, einschließlich der Lampen und zahlreicher Kunstgegenstände, war elegant in rot- oder weißgestrichenes Kunstharz eingefaßt. Das Zimmer war eine wohnliche Kunstgalerie.
    Magee kehrte mit einer Tasse dampfenden Kaffees zurück.
    Jetzt erkannte Pitt das gütige, etwas gnomenhafte Gesicht.
    »Sie sind Ansel Magee, der Bildhauer.«
    »Einige Kunstkritiker würden mir diesen Titel allerdings nicht zugestehen.« Magee lachte herzhaft.
    »Sie sind bescheiden«, sagte Pitt. »Ich habe einmal Schlange gestanden, um mir Ihre Ausstellung in der National Art Gallery in Washington anzusehen.«
    »Sind Sie ein Kenner der modernen Kunst, Mr. Pitt?«
    »Ich könnte mich nicht einmal als einen Dilettanten bezeichnen. Meine Liebhaberei beschränkt sich auf alte Mechanik. Ich sammle alte Wagen und Flugzeuge.« Das entsprach der Wahrheit. »Und ich habe auch eine Leidenschaft für Dampflokomotiven.« Das war wieder einmal erlogen.
    »Dann haben wir ein gemeinsames Interessengebiet«, sagte Magee. »Auch ich bin ein alter Eisenbahnnarr.« Er stellte den Fernseher ab.
    »Ich habe Ihre Privatlok bewundert.«
    »Eine Atlantic, Typ viervierzwei.« Magee sprach, als ob er aus einem Buch zitierte. »Hergestellt in den Baldwin-Werken im Jahre neunzehnhundertundsechs. Fuhr den
Overland Limited
von Chicago nach Council Bluffs, Iowa. War zu ihrer Zeit eine der schnellsten.«
    »Wann war sie zum letzten Mal in Betrieb?«
    »Ich habe sie im vorletzten Sommer angeheizt, nachdem ich auf einer Strecke von einer halben Meile Schienen hatte legen lassen. Fuhr die Nachbarn und ihre Kinder in meinem Privatzug hin und her. Nach meinem Herzanfall mußte ich es aufgeben.
    Seitdem steht sie untätig herum.«
    Annie kehrte zurück. »Ich konnte leider nur eine alte Flasche Jodtinktur auf treiben. Es wird ein bißchen brennen.«
    Es brannte nicht, denn Pitt hatte kein Gefühl in den Händen.
    Er sah ihr schweigend zu, während sie ihm Verbände anlegte.
    Dann setzte sie sich zurück und betrachtete ihre Arbeit.
    »Nicht sehr kunstgerecht, aber es wird wohl ausreichen, bis Sie zu Hause sind.«
    »Ich finde es ausgezeichnet«, sagte Pitt.
    Magee setzte sich in einen tulpenförmigen Sessel. »Nun denn, Mr. Pitt, was wollten Sie von mir?«
    Pitt kam gleich zur Sache. »Ich sammle Informationen über den
Manhattan Limited.
«
    »Ich verstehe«, sagte Magee, aber es war klar, daß er es nicht verstand. »Ich nehme an, Ihr Interesse bezieht sich mehr auf seine letzte Fahrt und weniger auf seine Geschichte.«
    »Ja«, gab Pitt zu. »Es gibt da einige Aspekte, bezüglich der Katastrophe, die sich bisher niemand erklären konnte. Ich habe mir die alten

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