Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod
Louisa-Park, der sich in der Nähe des Entführungsortes befindet, entlehnt.
Kein Wort durfte an die Öffentlichkeit dringen, die Rettung des Kindes war oberstes Gebot.
Leiter der BAO war zunächst Abteilungsdirektor Wolfram Ritter. Experte für derartige Fälle war allerdings Kriminaloberrat Gerhard Budecker. Er war Leiter der Kriminalinspektion 10 des Polizeipräsidiums, zu der auch das K 12 gehört. Er hatte in den vergangenen Jahren schon mehrere große BAO-Lagen (Erpressungen und Entführungen) geleitet und erfolgreich zu Ende gebracht. Gerhard hatte an diesem Wochenende eine Motorradtour geplant und war schon unterwegs, als ihn der Anruf aus dem Präsidium ereilte. Er drehte sofort um und übernahm die Lage am frühen Abend des 27. September 2002.
Ich wurde als Leiter der allgemeinen Ermittlungen eingesetzt, mein Stellvertreter war Jürgen P. Mir standen zwischen 30 bis 40 Mitarbeiter zur Verfügung. Mit Vizepräsident Daschner hatte nur der jeweilige Polizeiführer Kontakt. Um 15.20 Uhr wurde die Staatsanwaltschaft Frankfurt über die Entführung informiert, und Staatsanwalt Koch übernahm den Fall.
Die Aufgabe unseres Einsatzabschnittes war eindeutig, wir hatten herauszufinden, wo sich das Opfer befand. Da gab es unzählige Möglichkeiten. Wir hatten mit den Angehörigen und dem sonstigen Umfeld Kontakt aufzunehmen, um jede Kleinigkeit über Jakob und sein Verschwinden in Erfahrung zu bringen. Wir mussten versuchen, den Ort zu bestimmen, an den Jakob wie auch immer verschleppt worden war, und das alles, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.
Wir hatten Personagramme zu erstellen und uns um alle möglichen strafprozessualen Maßnahmen wie zum Beispiel Telefonüberwachungen, Durchsuchungen usw. zu kümmern, das heißt, die entsprechenden Beschlüsse zu besorgen und ihre Umsetzung zu organisieren.
Dann galt es noch, Zeugen und Tatverdächtige zu vernehmen und alle Unterlagen so zu sortieren, dass zum Schluss lückenlos nachgewiesen werden kann, wer was wann gemacht hat, damit alles schließlich vor Gericht Bestand hat.
Daneben gab es andere Einsatzabschnitte, die uns unterstützten, aber auch selbstständige Aufgaben hatten. Waren Verdächtige zu observieren, übernahm dies ein anderer Einsatzabschnitt mit entsprechenden Spezialkräften, ebenso, wenn es darum ging, das Opfer aus den Händen seiner Entführer zu befreien. Die Öffentlichkeitsfahndung wurde wieder von anderen Kolleginnen und Kollegen vorbereitet und durchgeführt usw. Das alles musste der Polizeiführer mit seinem Führungsstab koordinieren.
Gegen 15.00 Uhr wurden Hans-Joachim Wölfel und ein weiterer Kollege, beide speziell geschulte Polizisten der Verhandlungsgruppe, und der Polizeipsychologe Stefan S. im Wagen von Hans Hermann Reschke versteckt zur Villa der Familie von Metzler gebracht. Die Familie musste psychologisch betreut und mit den wichtigsten Verhaltensempfehlungen vertraut gemacht werden, ohne den Entführern nur den leisesten Hinweis darauf zu geben, dass die Polizei eingeschaltet worden war.
Während der Fahrt bemerkte das Team nichts Auffälliges. Der dunkle BMW, ein Firmenwagen der Bank, kam problemlos bei dem Anwesen von Metzler an. Sollte das Haus beobachtet werden, würde dieses Auto keinen Verdacht erregen. Durch den Rückspiegel sah Hans Hermann Reschke, wie das große schmiedeeiserne Tor hinter ihnen zufiel und dass sie nicht verfolgt worden waren. Vorsichtig fuhr er den mit Rhododendren eingefassten Kiesweg entlang und stellte das Auto in der Garage ab. Es war unmöglich, sie von außen einzusehen.
Während sich das Tor automatisch schloss, begaben sich die Männer durch einen Inneneingang in das Hausinnere.
Sie trafen dort auf das Ehepaar von Metzler und seine Kinder Elena und Franz. »Ich heiße Sie willkommen«, begrüßte sie Herr von Metzler. »Bitte setzen wir uns doch, es spricht sich leichter. Haben Sie Neuigkeiten über den Entwicklungsstand und den Ermittlungsablauf, gibt es vielleicht schon eine Spur? Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Angst wir haben. Und das Warten und Nichts-tun-Können, es ist entsetzlich. Irgendwo ruft Jakob um unsere Hilfe, und wir wissen nicht, wo er ist!« Seine Stimme wurde für einen Augenblick brüchig, aber er fing sich sofort wieder. Wölfel bewunderte seine Haltung.
Das Erpresserschreiben, das leider schon durch viele Hände gegangen war, wurde von meinem Kollegen sofort ins Präsidium gefaxt. Unmittelbar danach wurde das Original aus dem Haus geschleust und zum
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