Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod
Erkennungsdienst gebracht, um es auf eventuell vorhandene Spuren untersuchen zu lassen.
»Wie wir aufgrund unserer Erfahrung wissen, könnte es sein, dass der oder die Entführer Jakob kennen, also im Bekanntenkreis Ihrer Familie zu suchen sind, deshalb bitten wir Sie jetzt um Auskünfte über alle Personen, mit denen Sie zu tun haben, von der Reinigungskraft bis zu den Eltern von Jakobs Freunden, entlassene Angestellte Ihrer Bank, einfach über jeden, der Ihnen einfällt«, erklärte Hans-Joachim Wölfel.
Im ersten Moment war Familie von Metzler erleichtert, dass der oder die Entführer ihren Sohn kennen könnten.
»Ist es nicht vorteilhaft, dass die Entführer Jakob kennen, vielleicht hält es sie davon ab, Jakob schlecht zu behandeln … zu quälen?« Das letzte Wort auszusprechen, fiel Sylvia von Metzler offensichtlich nicht leicht.
»Unsere polizeiliche Erfahrung ist leider, dass unprofessionelle Entführer das Risiko schlechter einschätzen können und oft panisch reagieren, also das Leben des Entführten eher aufs Spiel setzen, natürlich auch aus Angst, erkannt zu werden.« Hans-Joachim Wölfel hätte diese Tatsache am liebsten verschwiegen.
Jakobs Eltern und Geschwister wurden darauf eingeschworen, mit niemandem über die Entführung zu sprechen, und den im Haus anwesenden Angestellten und Angehörigen wurde erklärt, dass die Polizisten ausschließlich zur Betreuung der Familie im Hause wären. Alle Personen, die schon von der Entführung wussten, wie die Eltern von Jakobs Schulkameraden und der Direktor der Schule, wurden noch einmal angerufen und um absolute Verschwiegenheit ersucht.
»Haben Sie in der Zeit vor der Entführung etwas Auffälliges bemerkt, hat sich im Nachhinein irgendjemand verdächtig verhalten?«, fragte Wölfel die Familie von Metzler. »Ich bitte Sie, darüber nachzudenken und mir in Kürze eine Antwort zu geben.«
In der Zwischenzeit ließ sich Stefan S. Jakobs Charaktereigenschaften, Freunde, seine Beschäftigungen beschreiben und fragte nach aktuellen Fotos von ihm, für den Fall, dass sich die Polizei entscheiden sollte, zu einem späteren Zeitpunkt an die Öffentlichkeit zu treten.
»Ist Jakob krank? Braucht er Medikamente?«
»Nein, Gott sei Dank ist er gesund.«
Die Namensliste wurde erstellt.
»Wenn Ihnen sonst niemand mehr einfällt, faxe ich diese Liste augenblicklich zum K 12, damit die Nachforschungen sofort eingeleitet werden können.« Ein anderer Kollege hatte währenddessen weitere anwesende Familienangehörige, die am nächsten Tag mit Jakob in den Urlaub hatten fahren wollen, unauffällig befragt. Auch die anwesenden Angestellten wurden nebenbei ausgefragt. Reschkes Frau und ihr Sohn Philipp kamen, um ihren Freunden beizustehen. Philipp sagte intuitiv, nachdem auch er eine Kopie des Erpresserbriefes gelesen hatte: »Das ist ja wie in einem Räuber- und Gendarm-Spiel. Das ist jemand aus der Gegend, da bin ich mir sicher, einer, der mit Kindern spielt. Vielleicht kennt er Jakob daher.«
Friedrich von Metzler beteuerte, dass jedes Familienmitglied ein weiteres neues Verdachtsmoment sofort mitteilen würde. »Äußerst wichtig ist auch, dass Sie Ihren Tagesablauf nicht verändern, gehen Sie den Tätigkeiten nach, die Sie immer machen, sollten die Entführer auch nur die geringste Überwachungsmöglichkeit für Ihr Leben haben, müssen sie beruhigt werden und absolut sicher sein, dass die Polizei nicht eingeschaltet worden ist«, erklärte Hans-Joachim Wölfel. Es wurde ein Plan zur Organisation des restlichen Tages erstellt. Philipp sollte Franz zum Fußballspiel bringen, Reschkes Frau fuhr Elena zum Reitverein. Die Abholung des Lösegeldes war der nächste Punkt, der zu besprechen war. Friedrich von Metzler hatte sich sofort bereit erklärt, dieses zu beschaffen. Das stellte sich jedoch als sehr schwierig heraus. Im Tresor seiner Bank lag diese Summe nicht. Unauffällig beschafft werden konnte die Summe somit nicht. Es musste die Landeszentralbank gebeten werden, Samstagvormittag ihre Tresore zu öffnen und das Geld herauszugeben. Das ist nur möglich, wenn die Staatsanwaltschaft oder das Polizeipräsidium, also eine offizielle Behörde, diese Bitte äußert.
Ein weiterer Hinweis darauf, dass die Täter keine Profis waren, denn die hätten sich vorher entsprechend informiert.
Doch nicht einmal die Landeszentralbank verfügte über eine Million Euro in gebrauchten Scheinen, weshalb auf fortlaufend nummeriertes neues Geld zurückgegriffen werden
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