Um Leben und Tod - Ennigkeit, O: Um Leben und Tod
Körper an einem Tag wieder aus.
Wassermangel im Körper bewirkt eine Konzentration von Giftstoffen in der Körperflüssigkeit. Die Endprodukte des Stoffwechsels können nicht mehr ausgeschieden werden, der Körper vergiftet sich innerhalb weniger Tage selbst.
Vizepräsident Daschner erklärte mir später, dass er sich gedanklich permanent mit den Konsequenzen für das entführte Kind und dessen Eltern sowie der möglichen Überlebensdauer des Kindes beschäftigt habe. Bevor er Vizepräsident wurde, hatte er als Polizeiführer in BAO-Lagen weittragende Entscheidungen treffen müssen und sich intensiv mit der Kasuistik, mit der Analyse von ähnlichen Fällen aus der Vergangenheit, beschäftigt. Während wir, damit meine ich auch den Führungsstab, alles versuchten, um den Aufenthaltsort Jakobs zu ermitteln, dachte Wolfgang Daschner schon einen Schritt weiter.
Bereits bei einem Flüssigkeitsdefizit von einem Prozent des Körpergewichts kommt es zu Schlappheit und psychomentalen Veränderungen. Liegt der Mangel bei zwei Prozent und darüber, löst dies eine Beeinträchtigung der Ausdauerleistung aus, erkennbar an einer untypisch hohen Herz- und Atemfrequenz. Ab einem Wasserverlust von vier Prozent des Körpergewichts gehen Kraftfähigkeit und Koordination deutlich zurück, Schwindelgefühle treten auf.
Ein Flüssigkeitsmangel von fünf Prozent des Körpergewichts verursacht schwerwiegende gesundheitliche Mängel: Müdigkeit, Apathie und schmerzhafte Muskelkrämpfe. Ein Defizit von mehr als zehn Prozent des ursprünglichen Körpergewichts bedeutet akute Lebensgefahr.
Normalerweise stirbt ein Mensch schon nach maximal vier Tagen ohne Flüssigkeitsaufnahme äußerst qualvoll.
Die Lebenserwartung sinkt nochmals, wenn das Kind Kälte oder Luftmangel ausgesetzt ist, zum Beispiel in einem Erdloch versteckt wird, und natürlich auch, wenn es verletzt ist.
Gesundheitsschäden durch Unterkühlung kommen zustande, wenn dem Körper mehr Wärme entzogen wird, als er zur Aufrechterhaltung der Temperaturkonstanz selbst zu produzieren in der Lage ist. Dabei ist es nicht unbedingt notwendig, dass Außentemperaturen unterhalb des Gefrierpunktes auf den Körper einwirken. Es ist bekannt, dass ein Mensch auch bei niedrigen Wärmegraden Unterkühlungsschäden davontragen und »erfrieren« kann. Von Bedeutung sind vor allem die Dauer und die Eigenart des Wärmeverlustes, die Körperbeschaffenheit und der Körperzustand, der Wärmeschutz der Kleidung sowie die psychische Verfassung des/der Betroffenen. Ein schlechter Ernährungszustand kann den Eintritt eines Kälteschadens begünstigen. Ebenso ist bekannt, dass psychische Erschöpfungszustände eher für das Zustandekommen von Unterkühlungsschäden und Todesfällen prädisponieren als seelische Spannkraft und aktiv-betonte Ausgeglichenheit.
Bei der allgemeinen Unterkühlung spielen Faktoren eine Rolle, die in der Abkühlung des Blutes selbst begründet sind. Abgesehen davon, dass die roten Blutkörperchen durch Kälte zur Auflösung gebracht werden können und die Menge des Blutfarbstoffes absinkt, nimmt vor allem das Sauerstoff-Bindungsvermögen des Blutes in der Kälte zu. Das hat zur Folge, dass der Sauerstoff schlechter an das Gewebe abgegeben wird und eine zunehmende Sauerstoffnot im Sinne einer inneren Erstickung eintritt. Allmählich kommt es dadurch zum Erliegen aller Lebensvorgänge. Bereits bei 35 °C Körpertemperatur treten Ermüdungserscheinungen, eine erschwerte Muskeltätigkeit, Verlangsamung der Denkvorgänge und Abnahme der Schmerzempfindlichkeit ein. Puls- und Atemfrequenz werden bei 34 °C langsamer, Bewusstseinstrübungen entstehen bei 31 bis 30 °C. Bei weiterer Unterkühlung auf eine Körperwärme von nur mehr 29 bis 27 °C tritt der Tod ein.
Der Erpresserbrief wurde, als er im Präsidium eintraf, zur kriminaltechnischen Untersuchung – DNA- und Fingerspuren – weitergereicht. Ein besonders geschultes Team unter Leitung des Polizeipsychologen Stefan S. bewertete das Schreiben.
Es gab keine brauchbaren Fingerabdrücke oder DNA-Spuren. Ein gewöhnliches weißes DIN-A4-Kopierpapier auf einer manuellen Typenhebelschreibmaschine beschrieben, in einer gewöhnlichen Plastikschutzhülle, mit zum Einordnen vorgestanzten Löchern, links in der Kante.
Der Stein, der den Erpresserbrief für den Wurf beschwert hatte, bestand aus einem Gemisch aus Buntsandstein sowie alt- und jungdiluvialen Ablagerungen des Mains, er stammte also aus dem Gebiet um Frankfurt.
Wir
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