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Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
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Leiche wieder zurück ins Polizeipräsidium kamen, kam der Beamte, der mir wie beschrieben gedroht hatte, nochmals in den Raum von Herrn M., in dem zu diesem Zeitpunkt nur Herr M. und ich saßen. Er nahm M. mit vor die Tür und fragte ihn, ob er mich nochmals allein sprechen dürfte. Nach einer längeren, zum Teil lautstarken Diskussion, die ich durch die dünnen Türen mithören konnte, bei der Herr M. anfänglich ein alleiniges Zusammensein mit mir zu verhindern versuchte, betrat dann der Beamte schließlich doch alleine das Zimmer von Herrn M. und flüsterte mir (ich saß noch auf dem Stuhl), indem er den Arm um meine Schultern legte, ins Ohr: »Das hast du jetzt davon, der wird dich finden« (sinngemäß). Anschließend gab es kein Gespräch mehr mit diesem Beamten. In der Folgezeit nach diesem Vorfall gab es keinerlei Drohungen mehr von ermittelnden Beamten oder von anderer behördlicher Seite.
    Schon diese Angaben Gäfgens verdeutlichen, dass er nur noch ungenaue Erinnerungen an die Befragung hatte. Ich habe ihn nie aus einer Zelle abgeholt, und mein zweites Gespräch mit ihm hat vor seinem Transport zum Fundort der Leiche stattgefunden. Die Beschreibung unseres Gespräches entspricht nicht den Tatsachen.
    Danach wurde Gäfgen zu dem Inhalt des Kassibers befragt und er gab zu, dass er alles erfunden hatte:
    Ich wurde zu dem Geständnis im Ermittlungsverfahren wegen des Todes von Jakob von Metzler nicht gezwungen. Es war für mich unerträglich zu denken, dass meine Freundin das, was ich im Gefängnis gesagt habe, glauben könnte. Das, was im Geständnis gesagt wurde, ist weder erpresst worden noch falsch. Den Brief habe ich geschrieben, weil Marianne [Name geändert] die große Liebe meines Lebens ist. Mir ist bewusst, dass das Ganze nicht erlaubt war. Ich ging das Risiko, nochmals Ärger zu bekommen, deswegen ein, um Marianne [Name geändert] nicht zu verlieren. Es gibt daher auch nicht – wie im Brief angedeutet – eine Gefahr irgendeiner Art für mich, meine Familie oder meine Freundin. Ich habe für dieses Mädchen alles getan, der Gedanke, sie zu verlieren, ist mir unerträglich. Auch der Satz, es gäbe Leute, die Angst vor der Wahrheit hätten, ist erfunden. Die im Brief angedeutete Tätigkeit bei einem Anwalt ist erfunden. Diese Geschichte war Teil meiner Maske, die ich mir vor der Tat zugelegt hatte.
    Die Niederschrift der Vernehmung lässt erkennen, dass die Befragung durch Staatsanwalt Sedlmeier aus kriminalistischer Sicht unzureichend durchgeführt wurde: Es gab offenbar keine kritischen Fragen zu der Tatsache, dass Gäfgen seine fantasierei chen Beschuldigungen erstmals nach dreieinhalb Monaten – und nach ausführlicher Besprechung mit seinem Verteidiger – erhoben hatte. Kein Vorhalt aus den bis dahin durchgeführten Vernehmungen, noch nicht einmal die Frage, wann er erstmals von dem Vermerk des Polizeivizepräsidenten Kenntnis erlangt hatte. Warum hatte Gäfgen in Mohns Dienstzimmer nicht um Hilfe gerufen, wenn er doch so fürchterlich bedroht wurde? Warum hatte er seiner Mutter, seinem Verteidiger und dem vom Gericht beauftragten Psychiater nichts davon erzählt? Staatsanwalt Sedlmeier nahm die Schilderungen des Mörders und Entführers zumindest ausweislich des Protokolls kritiklos auf, obwohl ihm bekannt war, dass dieser während des gesamten Verfahrens pausenlos gelogen und andere Personen schwerster Straftaten beschuldigt hatte, um sich an ihnen für ein Unrecht, das er selbst begangen hatte, zu rächen.
    Erst Mitte Januar 2003 erfuhr ich, dass Vorwürfe wegen möglicher Gewaltandrohungen gegen den Polizeivizepräsidenten Wolfgang Daschner erhoben worden waren. In dieser Zeit kam Daschner in mein Büro. Das alte Polizeipräsidium war umgezogen in einen Neubau. Ich hatte mir eine kleine Musikanlage für das Büro gekauft und sie bei der Gebühreneinzugszentrale angemeldet. Er kam herein, schaute sich kurz um, und mir fiel in diesem Moment nichts anderes ein, als zu sagen: »Die Musikanlage ist ordnungsgemäß angemeldet.«
    Â»Wir haben wichtigere Probleme«, sagte Daschner und klärte mich auf.
    Hatte Endres seine Chance erkannt, aus dem Mordprozess gegen seinen Mandanten einen »Schauprozess« gegen den Polizeivizepräsidenten und mich zu konstruieren und den Mörder als Opfer polizeilicher Willkür zu präsentieren?
    Diese

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