Um Leben Und Tod
des 10.01.2003 bei mir vor. Nach Erörterung der Sachlage erklärte er, er wolle auf jeden Fall an einer Vernehmung des Beschuldigten teilnehmen. Er müsse jedoch Gelegenheit haben, vorher mit ihm zu sprechen. In meiner Gegenwart rief er in seinem Büro an, um seine Terminlage für die nächste Woche abzuklären. Dabei stellte sich heraus, dass er frühestens am Mittwoch, dem 15.01.2003, ab 14 Uhr an einer Vernehmung des Beschuldigten teilnehmen konnte. Um dies zu ermöglichen, bat er darum, in Weiterstadt zu veranlassen, dass er am Samstag, 11.01.2003, seinen Mandanten in der dortigen Justizvollzugsanstalt besuchen könne.
Ich habe Herrn Staatsanwalt Sedlmeier gebeten, das Notwendige zu veranlassen und Herrn Dr. Endres entsprechend zu unterrichten.«
Gäfgen war am 15. Januar 2003 von Staatsanwalt Sedlmeier im Beisein seines Rechtsanwaltes Dr. Endres vernommen worden. Endres hatte vor dem Vernehmungstermin Gelegenheit, ausführlich mit seinem Mandanten zu sprechen.
Gäfgen beschrieb folgendes Szenarium:
Zwischen 06.00 Uhr und 07.00 Uhr des nächsten Morgens wurde ich von zwei Beamten aus der Zelle geholt. Die Beamten hatte ich am Vorabend bereits gesehen. Die Befragung wurde im Zimmer von Herrn M. im alten Polizeipräsidium fortgesetzt. Herr M. war nicht der vernehmende Beamte und war auch nicht bei der folgenden Befragung dabei. Die Befragung wurde von beiden Beamten, die mich von der Verwahrzelle abholten, alleine durchgeführt. Ich wurde zunächst von beiden befragt, insbesondere über den Aufenthaltsort von Jakob von Metzler und über den Tatablauf. Ich habe ungefähr dieselben Antworten gegeben wie am Vorabend, was offenbar für beide Beamte nicht zufriedenstellend war. Dann bat der eine Beamte den anderen, den Raum zu verlassen, und sagte, er wolle mit mir alleine sprechen. Der im Zimmer verbliebene Beamte kam mir nahe. Er rückte mit seinem Stuhl direkt frontal an meinen Stuhl heran, sodass wir uns direkt in einem Abstand von ca. zehn Zentimetern Gesicht zu Gesicht gegenüber saÃen. Er fasste mich an den Schultern. Er sagte, dass das Ganze kein Spiel und kein Spaà sei. Ein Spezialist wäre mit einem Hubschrauber unterwegs, welcher ein Fachmann
wäre und mir groÃe Schmerzen zufügen könnte. Er könnte mir Schmerzen zufügen, die ich noch nie zuvor verspürt hätte. Die Behandlung würde keine Spuren hinterlassen. Dieser Fachmann sähe aus wie ein Familienvater, man würde es ihm nicht ansehen. Der Beamte verdeutlichte die Situation, indem er beispielsweise die Rotorgeräusche des Hubschraubers nachahmte. Der Beamte fragte mich in diesem Zusammenhang auch, ob ich wüsste, was ein übergesetzlicher Notstand wäre. Der Beamte kam weiter näher, machte das Rotorgeräusch weiter nach und drohte, dass ich mit zwei groÃen Negern in eine Zelle gesperrt würde, welche sich an mir sexuell vergehen könnten. Der Wortlaut des Beamten war weiter, dass mich die Neger in den Arsch ficken und verprügeln würden, mich am Schwanz lutschen würden. Er führte weiter aus, ich würde mir wünschen, nie geboren worden zu sein. Ich hatte während dieser Situation Angst. Zunächst nahm ich das Ganze nicht sehr ernst. Später jedoch, als die Drohung mit dem Spezialisten ausgesprochen wurde, nahm ich die Drohung sehr ernst. Ich teilte dem Beamten unter Zuhilfenahme einer Landkarte mit, wo sich die Leiche von Jakob von Metzler befinden würde. Herr M. kam bald daraufhin hinzu. Ihm wurde von den Beamten der Aufenthaltsort der Leiche mitgeteilt. Herr M. wollte zunächst, dass ich mit ihm per Hubschrauber dorthin fliegen würde. Die beiden Beamten, die mich morgens befragt hatten, verlieÃen ungefähr zu diesem Zeitpunkt den Raum. Ich war mit Herrn M. anschlieÃend alleine. Ich teilte ihm mit, dass ich vor dem Beamten, der mich zuvor alleine verhört hatte, Angst hätte. Ich sagte Herrn M., dass ich deswegen nicht zum Fundort fliegen würde, wenn er nicht mitkäme. Der Beamte, der mir gedroht hatte, war ein älterer Beamter, schätzungsweise um die 50 Jahre alt. Er war zivil gekleidet. Er hatte einen Glatzenansatz. Die Haarfarbe könnte bräunlich/grau gewesen sein. Er hatte keinen Bart, keine Brille. Er war von kräftiger, untersetzter Statur. Er war kleiner als ich. Ich würde ihn wiedererkennen. Entweder morgens, als Herr M. erschien, oder aber zu dem Zeitpunkt, als wir vom Fundort der
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