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Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Titel: Um Mitternacht am schwarzen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Muhson wird blöd gucken.
Hoffentlich kommt er nicht auf die Idee, die Kleine kaltzumachen. Das wäre
sicherlich der bequemste Weg, aber alles hat irgendwo ‘ne Grenze. Waffen
schmuggele ich über jede. Aber diese überschreite ich nicht. Mord ist nicht
drin, Herr Muhson.
    „Paß auf das Mädchen auf“, sagte Werdy.
„Ich verständige den Chef.“

8. Der Typ mit den Borsten
     
    Tim zwängte sich durch Büsche. Auf
seiner Strecke war das Gehölz besonders dicht.
    Kreuzspinnen hatten ihre Netze
gespannt. Diese Viecher gehörten nicht zu seinen Lieblingen, aber es regte ihn
nicht auf, als eine besonders dicke über seinen Ärmel rannte.
    Er schnippte sie weg und kämpfte sich
weiter durch Schlehdorn- und Hartriegel-Sträucher, ehe der Wald begehbarer
wurde.
    Etwa einen halben Kilometer war er in
westliche Richtung vorgedrungen. Dabei hatte er sich mehr und mehr von Gaby
entfernt.
    Aber er hörte noch, wie sie nach Oskar
pfiff und rief. Das beruhigte ihn. Solange diese Verbindung bestand, hatte er
alles unter Kontrolle.
    Auch für ihn war es an der Zeit, wieder
nach dem Schnüffeltiger zu rufen.
    Gerade als er die Lungen mit Waldesluft
füllte, hörte er das Grunzen. Es klang ärgerlich — und war typisch für Oskar.
    Sein schwarz-weißes Fell schimmerte
durch herbstwelkes Blaubeerkraut. Er wälzte sich im Moos. Aber damit wurde er
die Biester nicht los, die zu Hunderten auf ihm saßen: Ameisen. Rote
Waldameisen. Offenbar hatte er in ihrem Bau gebuddelt, und jetzt erklärten sie
ihm den Krieg.
    Für einen Moment freilich vergaß Oskar
die Plagegeister, als er Tim bemerkte, seinen erklärten Liebling.
    Winselnd vor Freude sprang er an ihm
hoch und verlangte dann seine Streicheleinheiten, wobei mindestens zwei Dutzend
Ameisen zu Tim überwechselten.
    Trichterförmig legte er die Hände vor
den Mund. In Gabys Richtung gewandt, schallte seine Stimme durch den Wald.
    „Ich habe ihn. Gehe zum Hotel zurück.
Weitersagen! Und Beeilung! Wir müssen ihn entameisen! Er ist voller Ameisen.“
    „Verstaaanden!“ antwortete Gaby aus der
Ferne.
    Jan und Klößchen waren die ersten beim
Hotel. Tim und Gaby trafen gleichzeitig ein. Tim benutzte seinen schmalen
Ledergürtel als Leine — vorsichtshalber. Daß er seine Jeans verlor — die Gefahr
bestand nicht. Sie saßen sehr eng.
    Geduldig ließ Oskar die Entlausung über
sich ergehen.
    Als Karl eintraf, war schon alles
gelaufen.
    „Ich habe nachgedacht“, sagte Jan. „Auf
Muhson können wir nicht losgehen. Ich bin zwar auch überzeugt, daß er Oskar
losgehakt hat, aber wie wollen wir das beweisen? Gesehen hat’s sicherlich
niemand. Kein Mensch war in der Nähe.“
    Tim schob die Brauen zusammen. Die
Sache auf diese Weise zu den Akten zu legen, war nicht nach seinem Geschmack.
    „Denkt bitte nicht“, versicherte Jan
eilig, „daß ich auf Muhson Rücksicht nehmen will, weil er unser Gast ist. Damit
hat es nichts zu tun. Ich finde nur, wir müssen sachlich bleiben.“
    Klößchen murrte.
    Karl enthielt sich der Stimme.
    Gaby und Tim wechselten Blicke.
    Oskar, den das am meisten betraf, wurde
nicht gefragt.
    „Schade“, meinte Gaby, „daß mein Hund
nicht sprechen kann. Aber ich glaube, Jan hat recht. Nur aufgrund eines
Verdachtes können wir ihn nicht zusammenstauchen.“
    Tim blickte an der Glasveranda entlang.
Weder hinter den Scheiben noch an den Tischen des Kaffeegartens saß jemand.
Null Zeugen.
    Er zuckte die Achseln.
    Inzwischen war die Sonne gesunken. Sie
berührte bereits die Spitzen der Tannen. Der Wind frischte auf. Aus den
Schatten wehte Kühle sie an.
    Gaby fröstelte und rieb sich die Arme.
    „Was meint ihr“, sagte sie: „Fürs
Grillen, finde ich, ist es zu spät. Der Sommer erlahmt, es wird Herbst. Ich bin
dafür, daß wir’s aufschieben und dann gleich mittags anfangen.“
    Entsetzt verzog Klößchen das Gesicht. „Das
ist nicht dein Ernst! Ich sterbe vor Hunger.“
    „Allein deinetwegen lohnt sich das
Bratfest nicht“, versetzte sie ihm. „Aber, bitte! Wir können abstimmen. Jan
soll nicht glauben, daß ich seine Einladung gering schätze. Im Gegenteil!
Gerade weil die Sache so toll ist, wäre es jetzt nur eine halbe.“ Tim sah auf
die Uhr. „Stimmt! Es ist schon zu spät.“
    Karl nickte.
    Lediglich Klößchen unternahm noch einen
Versuch, die Schwelgerei zu retten.
    „Aber...“, stotterte er, „denkt doch an
Tanja. Sie freut sich irre, daß sie nachher noch teilnehmen kann. Kommt extra
zurück deshalb. Sie treibt die Frau Eckert an,

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