Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Um Mitternacht am schwarzen Fluß

Titel: Um Mitternacht am schwarzen Fluß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Kurzes Zögern. „Gehen wir raus!“
    Offenbar ist es nicht für unsere Ohren
bestimmt, dachte Tim, was er mit dem Borsten-Heini zu belabern hat.
    Muhson sah Oskar. Er hob höhnisch die
Oberlippe.
    Leider kein Beweis! dachte Tim. Aber
Indiz (Hinweis) genug. Wie ich’s ahnte. Keine Tierliebe. Aber
Benzinkutscher aus Leidenschaft. Was würde der sagen, wenn sein Protzauto
abschüssig steht — und jemand löst die Bremse? Wäre exakt eine Parallelhandlung
zu dem, was er gemacht hat, der Blödheini!
    Werdy trottete neben Muhson. Sie gingen
hinaus.
    Jan kam aus dem Büro. Die TKKG-Bande
verabschiedete sich — von ihm und seinem Onkel.
    „Ich kann leider nicht mit zur Stadt“,
sagte Jan. „Nachher muß ich im Restaurant helfen. Aber laßt mich wissen, was
ihr bei der Spedition rauskriegt.“

9. Die halbe Wahrheit
     
    Im Freien wandte sich Muhson nach
links. Nebenbei wollte er nachsehen, ob seinem Porsche auch niemand zu nahe
trat.
    „Weshalb kommst du?“ herrschte er Werdy
an.
    „Wir haben ein Problem. Ein verdammter
Zufall hat die Göre in die Mühle geschneit. Während ich in der Stadt war. Sie
sah die Kisten und die Waffen. Und hat gleich kapiert.“
    Er berichtete Einzelheiten.
    Muhson hatte den Kopf in den Nacken
gelegt und starrte zum Himmel hinauf, als sei von dort Hilfe zu erwarten.
    Das hohe Blau bedeckte sich allmählich.
Die Eintrübung war für gestern vorhergesagt, kam also mit Verspätung. Aber sie
kam.
    Muhsons Zähne knirschten. Werdy redete
noch. An der Ecke blieben sie stehen. Muhsons Grobgesicht wandte sich dem
Porsche zu. Aber im Moment konnte dessen Anblick sein Herz nicht erwärmen.
    „Verdammt!“ stieß er hervor. „Warum
habt ihr das nicht verhindert? Warum läßt Riscanto die Tür offen? Die Mordmühle
ist ein hervorragendes Versteck. Aber sie ist nicht auf dem Mond. Euer
Leichtsinn stinkt zum Himmel.“
    „Ich, Chef, habe nichts verbockt. Muß
sowieso dauernd aufpassen, daß der Spaghetti keinen Mist baut. Aber abhalftern
können wir ihn nicht. Er hat mitgemacht — und ist drin in unserer Mannschaft.
Außerdem...“
    Er sprach nicht weiter.
    Die TKKG-Bande samt Oskar tauchte
hinter ihnen auf, überholte und ging zu den Rädern.
    Muhson fing einen Blick von Tim auf,
der ein für allemal regelte, wie sie miteinander standen. Auf ein herzliches
Einverständnis war nicht zu hoffen.
    Laut sagte Tim: „Schade, daß der Zeuge im
Moment nicht da ist. Aber nachher werden wir hören, wer unseren Vierbeiner von
der Leine losgemacht hat — in heimtückischer Weise.“
    Ein zweiter Blick traf Muhson.
    Doch an dem prallte das ab. Höhnisch
hob er die Oberlippe, wie gehabt. Dann war er gespannte Wachsamkeit. Würden sie
abermals seinen Wagen berühren? Nicht mal ein Streicheln hätte er zugelassen.
    Karl mußte husten. Dabei wandte er den
Kopf ab — nämlich zum Porsche hin. Es war nur ein harmloses, bakterienarmes
Befreiungshusten, weil er sich an der eigenen Spucke verschluckt hatte — aber
Muhsons Magen krampfte sich zusammen.
    Alles Herausforderung! dachte er.
Halbstarken-Geschmeiß! Durchprügeln müßte man sie. Einen Zeugen haben sie also?
Haha! Darauf falle ich nicht rein. Niemand war da. Niemand hat’s gesehen. Denen
hätte ich’s gegönnt, daß sich ihr Köter im Wald verirrt.
    Werdy beobachtete, wie die TKKG-Bande
abfuhr. Er begriff, daß Tims Worte nicht zufällig in der Lautstärke
herandröhnten. Gaby und Karl hatte er erkannt. Oskar auch. Und jetzt, zum Henker,
wußte er endlich, weshalb er bei Tanja Leihmeier gestutzt hatte. Sie war die
dritte gewesen, als Carlo vorhin seine Umnachtung hatte und die Gruppe beinahe
überfuhr.
    „Kennen Sie die jangpiepel (young
people) ?“ fragte er Muhson und war sich nicht sicher, ob Bedeutung und
Aussprache stimmten. Er hatte nie ein Wort Englisch gelernt.
    „Flüchtig!“ knurrte der Chef. „Wir
hatten vorhin eine Auseinandersetzung. Sie haben meinen Wagen beschädigt.“
    „Dann steht es eins zu eins. Das sind
nämlich die, welche Carlo beinahe auf die Hörner genommen hat. Tanja Leihmeier
gehört übrigens auch dazu. Die Erkenntnis ist mir eben gekommen.“
    Muhson zischte durch die Zähne. „Das
wird ja immer schöner. Haben sie dich erkannt?“
    „Unmöglich. Wir fuhren alle in die
gleiche Richtung. Also drehten sie uns den Rücken zu. Richtig geachtet habe ich
auf die erst, als wir vorbei waren und alle in den Büschen hingen. Im
Rückspiegel habe ich sie beäugt.“
    „Was sucht dann das Mädchen bei

Weitere Kostenlose Bücher