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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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den in mönchischer Askese Lebenden angehalten, wieder zur Literatur zurückzukehren. Der schrieb nach Turgenjews Tod in einem Brief: »Immer muß ich an Turgenjew denken, und ich habe ihn schrecklich gern, bedaure ihn und lese ihn unaufhörlich.«

    Von deutschen und französischen Hauslehrern in Spasskoje, dem Gut seiner Eltern, erzogen, kam er früh mit der westeuropäischen Kultur in Verbindung. (Warum können wir alle kein Russisch, aber wer wollte schon in Moskau ein Pensionat besuchen?) Turgenjew studierte in Berlin die deutsche Philosophie, vor allem Hegel, die in Rußland offiziell verboten war, machte Bekanntschaft mit den Revolutionären Herzen und Bakunin, aber auch mit Varnhagen von Ense und Bettina von Arnim. Er reiste nach Italien und nach London und lebte lange in Baden-Baden und später in Paris, wo er mit Flaubert, Zola, Edmond de Goncourt und Alphonse Daudet »Diners zu fünft« veranstaltete. Er war befreundet mit Gustav Freytag, Paul Heyse und Theodor Storm und liebte eine berühmte spanische Sängerin, Pauline Viardot-Garcia, eine Schülerin von Franz Liszt. Auf dem Landsitz ihres Ehemanns bei Paris fand er Zuflucht, als seine Mutter ihm die finanzielle Unterstützung versagte, aus Unzufriedenheit darüber, daß er nach nur zwei Jahren im St. Petersburger Innenministerium den Dienst quittiert hatte. Pauline nötigte ihn, der lieber auf die Jagd ging oder mit der Landbevölkerung sprach, diszipliniert zu schreiben. In den siebziger Jahren nahm er eine Villa neben der ihren in Paris und kultivierte seine entsagende Zuneigung in Novellen und Dramen.
    Als »eines der vollkommensten Werke der Weltliteratur« hat Thomas Mann Turgenjews Roman »Väter und Söhne« gerühmt. Die armen Väter und die vorwitzigen
Söhne, ein Motiv so alt wie die Geschichte der Literatur, denken wir an das Hildebrandslied, aber auch an Ödipus, Hamlet oder Don Carlos. In den 68er Jahren wurde die Konfliktlage zwischen den Generationen wieder mächtig aktuell. Gott, was für Zeiten!
    Erinnerlich sind mir aus meinen ausschweifenden Turgenjew-Studien besonders der Unterschied zwischen »Prinzip« und »Principe« und der zurückgezogen auf dem Gut seines Bruders lebende Pawel Kirsanow, trotz seiner Untätigkeit allseits respektiert, weil er in jungen Jahren große Erfolge bei den Frauen hatte und weil er sich nie auf Reisen begibt ohne sein silbernes Reisenecessaire und seine Reisebadewanne.

Mark Twain
    Mark Twain hieß ursprünglich Samuel Langhorne Clemens. Das Pseudonym hat mit der Tiefenlotung der Mississippidampfer zu tun, der Ruf der Lotsen: zwei Faden Tiefe!
    Geboren ist er unter dem Halleyschen Kometen, 1835 in Florida/Missouri, ein Ort, aus zwei Straßen und wenigen Blockhütten bestehend, im Grenzland zum Indianergebiet. Seine Jugend verbrachte er am Mississippi, in dem idyllischen Städchen Hannibal: das Leben am Strom, eine Insel, Raddampfer und »menschliches Treibgut«: Spieler, Vagabunden – das St. Petersburg des Toms Sawyer.
    Ein wechselvolles Leben: mit dreizehn Jahren fing er als Gehilfe eines Buchdruckers an, später war er Mississippilotse, ging als Silbersucher nach Nevada und arbeitete als Reporter. Die Geschichte vom springenden Frosch 51 machte ihn 1865 berühmt; in seinen Reisebüchern entdeckte er
Hawai und Heidelberg für seine Landsleute. Er war verheiratet mit einer reichen Industriellentochter, die er auf einer Lesung von Charles Dickens kennengelernt hatte.
    Sein schriftstellerischer Weltruhm bekam ihm nicht: Weil er der Meinung war, daß seine Verleger ihn betrogen, gründete er einen eigenen Verlag. Die Memoiren seines Freundes General Grant wurden ein ungeheurer Erfolg. Mark Twain aber lebte auf großem Fuß und investierte alle Einnahmen und das Vermögen seiner Frau in die Entwicklung einer automatischen Setzmaschine – ein Fehlschlag, der ihn in den Bankrott trieb. Eine Vortragsreise um die ganze Welt rettete ihn, auch den letzten Dollar seiner Schulden zahlte er zurück. Die Gesundheit aber war ruiniert. Der Tod seiner Töchter und seiner Frau, die innerhalb weniger Jahre starben, kam hinzu: Verbitterung und Lebensekel wandelten ihn an. Nur der Ehrendoktor der Universität Oxford heilte eine alte Wunde: Vierzig Jahre lang hatte er mitansehen müssen, wie die amerikanischen Universitäten Zehntausende Ehrentitel vergaben und ihn übergingen. 52 Ob er wußte, daß Kaiser Wilhelm II., Theodore Roosevelt und der junge Churchill ihn bewunderten?
    In den letzten Jahren seines Lebens sah man

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