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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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bißchen zum Plaudern kommen, Reni. Vorläufig muß ich ja hier neben meinem Auserkorenen bleiben und Hände drücken!“
    Am Tisch ging es lebhaft her. Reden wurden gehalten, Gelächter erklang. Man frischte Schulgeschichten auf, Uwe wurde tüchtig durch den Kakao gezogen. Ich kannte ja alle in der Gesellschaft so gut! Wir waren zusammen aufgewachsen, waren zusammen in die Schule gegangen, hatten eine Menge gemeinsame Erinnerungen. Die einzigen „Außenseiter“ waren Kai, Erich und Christel. Das heißt, die beiden waren es eigentlich auch nicht, sie lebten schon zwei Jahre in Hirschbüttel, und als junger Arzt war Erich ja in Verbindung mit vielen Menschen gekommen. Christel fühlte sich auch wohl hier. Sie erlebte nicht mehr, daß die Leute hinter ihrem Rücken flüsterten wegen ihrer Hautfarbe. Die Hirschbütteler hatten sich daran gewöhnt, daß die junge Arztfrau eine Mulattin war – und vielleicht hatte es ihr auch geholfen, daß sie ein häufiger und sehr gern gesehener Gast in meinem Elternhaus war.
    Dann ging es ans Tanzen, die Stimmung war hoch, und meine alten Kameraden aus der Kindheit sorgten weiß Gott dafür, daß ich mich nicht als Mauerblümchen fühlen mußte! Ich tanzte auch mit Erich, der mir stolz von den geistigen Fortschritten seines zweijährigen Sprößlings erzählte. Ich tanzte mit Kai, der mich in erprobter Schwagerart neckte, und auch mit Uwe, der sich so nett und munter und unkompliziert wie immer benahm.
    Es war ziemlich spät, als ich fühlte, jetzt müßte ich meine Fassade etwas auffrischen. Uwes Zimmer war als Garderobe für uns Mädchen hergerichtet, und da traf ich Gisela.
    „Na, endlich sieht man dich!“ rief sie. „Wollen wir hier ganz geheim eine Zigarette rauchen und fünf Minuten verschnaufen?“
    „Verschnaufen ja, rauchen nein“, sagte ich. „Bis jetzt habe ich das Rauchen vermieden.“
    „Kluge Medizinerin!“ lobte Gisela. „Ich rauche übrigens nur ganz selten, ab und zu eine abends, und manchmal bei Partys, zum Beispiel jetzt!“
    Sie zündete eine Zigarette an und machte es sich bequem auf Uwes Couch. Sie schlüpfte aus den Schuhen und legte die Beine hoch. Ich kuschelte mich in einen Sessel.
    „Wirst du auch Bauingenieur?“ fragte ich.
    „Nein. Elektroingenieur. Kannst du dir so was Praktisches denken? Uwe baut Häuser, und ich mache die elektrischen Installationen! Dabei kann ich dir sagen, daß ich alle Erleichterungen für die Hausfrauen einplanen werde. Du ahnst ja nicht, welche vollautomatisierte Küchen ich vor meinem inneren Blick schon sehe!“
    „Habt ihr euch nun auf dem Baugebiet oder dem Elektrogebiet kennengelernt?“
    „Weder noch! In Bonn haben wir uns kennengelernt, nein, nicht wie du denkst in der Beethovenhalle oder im Bundestagshaus! Wir sind buchstäblich mit den Köpfen aufeinandergeknallt vor einem Riesenfernrohr in der Bonner Sternwarte!“
    „Was?“
    „Genau! Es war ein phantastischer Sternenhimmel, so einmalig klar, außerdem bestand die Möglichkeit, einen Satelliten zu sehen, also fuhr ich kurzerhand nach Bonn. Ich wollte endlich den Sternenhimmel durch ein richtiges großes Fernrohr sehen. Und mein Herzallerliebster hatte genau denselben Gedanken gehabt, mit dem Resultat, daß wir vor dem Fernrohr wie zwei Ziegenböcke mit den Stirnen zusammenstießen! Dann kamen wir ins Gespräch und fuhren zurück nach Aachen, jeder mit einer Beule am Kopf. Du weißt: Uwe und seine Astronomie!“
    Wußte ich? Ich mußte nachdenken. Ach ja, Uwe hatte manchmal erzählt, daß er solche Bücher las. Er hatte mir dieses oder jenes Sternbild am Himmel gezeigt, wenn wir spätabends nach Hause gingen. Aber er hatte wohl bei mir keinen Widerhall gefunden. Ich wußte von den Sternen nur, daß sie die Nacht schön und stimmungsvoll machen, daß sie schrecklich weit weg sind und daß es Planeten und Fixsterne gibt. War Uwe denn so außergewöhnlich interessiert an Astronomie?
    „Und das ist auch dein Steckenpferd?“ fragte ich.
    „Das kann ich dir sagen! Ich habe einfach an den Knöpfen abgezählt, ob ich Astronomie oder Elektrotechnik studieren sollte. Und da ich einen Knopf am Mantel verloren und wie immer vergessen hatte, ihn anzunähen, wurde es Elektrotechnik. Aber es ist gut so. Dann ergänzen sich unsere Berufe, und wir haben die Astronomie als ein wunderschönes gemeinsames Nebeninteresse!“
    Gemeinsame Interessen – da war es schon wieder. Alle hatten ein großes Interesse, ein Ziel, etwas, was wert war, es zu studieren, es zu

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