Umwege zum Glück
„Wer dich liebt, so wie du bist, und wer sich ein großes Werk anheiraten möchte!“
„Was macht dein Freund Klaus?“ fragte Anke.
„Er ist augenblicklich auf einer Geschäftsreise. Ich habe ihn nur einmal kurz gesehen. Na, er meldet sich schon, wenn er zurückkommt.“
Dann erzählte Jessica von ihrer Weihnachtsfeier, Anke zeigte Bilder von Peterchen am Weihnachtsbaum und Peterchen auf seinem neuen Rodelschlitten, und wir sprachen nicht mehr von Klaus.
Ich zeigte natürlich meine schönen Ohrringe, und die beiden brachen in laute Entzückensrufe aus. Wir kamen aus dem Erzählen und Fragen gar nicht raus. Ehe wir’s uns versahen, war es spät geworden, und ich ging in die Küche, um ein paar Brote und etwas Tee zu machen.
„Bei Ihnen ist es ja lebhaft heut“, sagte Frau Hansen, die eine erstaunliche Fähigkeit hatte, zu ahnen, wann ich in die Küche gehen würde. Dann hatte sie immer da zu tun.
„O ja, wir müssen uns ja alles von den Weihnachtsferien erzählen“, sagte ich nichtsahnend. „Ach, Anke, bringst du mir bitte die blaue Platte aus dem Schrank?“
Anke kam und ließ die Tür hinter sich offen. Drin saß Jessica und guckte in eine Illustrierte.
„Du liebe Zeit!“ rief sie. „Reni, hast du diese Geschichte über die Fahrraddiebe gelesen?“
Da geschah es. Frau Hansen platzte.
„Schon wieder diese Farah Diba!“ fauchte sie.
Ich konnte mir kaum das Lachen verbeißen.
„Nicht Farah Diba, Frau Hansen. Fahrrad-Diebe! Leute, die Fahrräder klauen! Wie kommen Sie bloß auf Kaiserin Farah?“
Frau Hansen warf mir einen Blick zu, so sanft und milde wie eine Mischung von Vitriol und Salzsäure.
„Sie sollten sich um Ihre Studien kümmern und nicht den ganzen Nachmittag verquasseln, und das so laut, daß unsereiner dauernd gestört wird!“
„Frau Hansen, es tut mir leid, ich ahnte nicht…“
Peng! Frau Hansen hatte schon den Schauplatz verlassen. Die Tür knallte hinter ihr zu.
„Das war die Quittung für ihren Sonntagsspaziergang zum Bahnhof damals“, seufzte Jessica.
„Jetzt haben wir den Salat! Wenn dir nur nicht demnächst gekündigt wird!“
„Ach, Blödsinn! Sie ist ja die ganze Zeit direkt leutselig gewesen, heut hat sie vielleicht Bauchweh oder so was. Das gibt sich!“
„Ich bin mir nicht so sicher“, sagte Jessica. „Ich habe das Gefühl, daß diese Geschichte wohl die ganze Zeit unter der Oberfläche rumort hat, und das unglückselige Wort Fahrraddiebe hat alles wieder hochgespült.“
„Das kann ja gut werden! Hier, meine Damen, ich habe euch zu Ehren eine Dose Krabben aufgemacht, bin ich nicht lieb? Und die Wurst ist aus Hirschbüttel, von Muttis Hoflieferanten!“
Es wurde spät, bevor die beiden gingen. Wir hatten es so urgemütlich, daß wir die Zeit vergaßen.
Dann kam der Donnerstag, und wir verlebten einen riesig netten Abend bei den Tanten. Ich hatte der Versuchung nicht widerstehen können: Ich steckte die Ohrringe in die Tasche und schraubte sie vor dem Garderobespiegel bei den Tanten an. Sie wurden auch aufrichtig bewundert. Tante Christiane hatte eine alte Brosche aus derselben Zeit und verstand so richtig diese hauchfeine Goldfiligranarbeit zu würdigen.
„Und was für wunderbare Perlen!“ sagte Tante Isa. „Damals hatte man keine Zuchtperlen, die da sind so echt, wie Perlen es nur sein können!“
Tante Christiane stand auf, um in ihrer „Hexenküche“ einen ihrer komplizierten Nachtische anzurichten.
Ich stellte die Teller vom Hauptgericht in die Durchreiche und trug die Kartoffelschüssel raus. Plötzlich klingelte das Telefon.
„Ach, geh ran, Reni“, rief Tante Christiane. „Wenn es für mich ist, werde ich in zehn Minuten zurückrufen!“
Also ging ich ran.
„Hier Senta Skogstad. Ich spreche bestimmt mit einem der Donnerstagsmädchen?“
„Ja, hier ist Reni Thams.“
„Ach Reni, guten Tag, ich habe durch Anke schon viel von Ihnen gehört. Hören Sie, Reni: Ich komme grade nach Hause und entdecke, daß ich meinen Hausschlüssel vergessen habe, und mein treuloser Mann ist heut in Lübeck und kommt spät zurück, und unsere Wirtsleute sind ausgeflogen. Es ist so verdammt kalt auf der Treppe, fragen Sie doch bitte, ob ich zu euch kommen darf, ich nehme eine Taxe.“
„Ich hole Sie ab!“ rief ich. „Zu fragen brauche ich gar nicht – nicht wahr, Tante Christiane?“ rief ich durch die Küchentür. „Es ist Senta, die ausgesperrt ist – ich hole sie gleich!“
„Kind, es sind vierzig Minuten zu fahren!“
„Macht
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