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Umwege zum Glück

Umwege zum Glück

Titel: Umwege zum Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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mieten und sie nur bei ganz großen Anlässen holen und am nächsten Tag zurückbringen.
    „Immer nur drin im Haus tragen“, ermahnte mich Mutti. „Erst in der Garderobe anschrauben, und wenn du weggehst, die Ohrringe in deine Tasche legen!“
    Das versprach ich feierlich.
    Endlich kam ich dazu, das Päckchen von Klaus aufzumachen. Es war ein sehr hübscher Anhänger für die Autoschlüssel, mit einem klitzekleinen Portemonnaie dran. Darin lag ein Kärtchen:
    „Links für die Münztankstelle, rechts für Parkgroschen – und das ganze Ding soll dich an unsere erste Begegnung erinnern!“
    Wirklich eine nette Idee.
    In diesem Augenblick dachte ich mit wirklicher Sympathie an Klaus. Ob sich doch aus unserer Freundschaft eine große Liebe entwickeln könnte?
    Plötzlich hörte ich Ankes Stimme, ihre Abschiedsworte in Hamburg, als sie aus dem Wagen stieg:
    „Dies möchte ich allen Mädchen sagen. Allen Mädchen. Auch dir, Reni.“
    Warum auch mir?
    „Reni, alter Faulpelz, woran denkst du eigentlich? Bist du bei deinem Klaus oder beim Sezieren?“
    Es war mein Schwager Kai, der mich unsanft aus meiner Versunkenheit riß. Jetzt erst wurde es mir klar, daß die beiden eifrigst dabei waren, Weihnachtspapier, Bändchen und Karten wegzuräumen und die überall verstreuten Geschenke einigermaßen systematisch zu ordnen.
    Mutti ging in die Küche, Vati machte die Rotweinflaschen so liebevoll auf, wie nur er es kann, und kurz danach saßen wir um den wunderbar gedeckten Weihnachtstisch und ließen uns die , knusprig gebratene Pute mit Maronenfüllung schmecken.
    Die Tage vergingen viel zu schnell. Betriebsfest im Werk für alle Angestellten mit Familie. Ich spielte herrlich mit den Kindern, das machte mir immer Spaß. Ich mußte lächeln, als der Weihnachtsmann erschien.
    Es war Kai, der sich lammfromm die rote Kluft angezogen hatte. Er zeigte sich als Schauspieler von Format! Ich merkte mir eine bestimmte Sache: Wenn er mit den Kindern sprach und die üblichen sanften Moralpredigten hielt, lief es immer auf dasselbe hinaus: Seid nett zueinander! Ob vielleicht der Junge vom Nachbarn anders ist als du, ob er lieber andere Spiele spielt, ob er anders angezogen ist als du, ob er vielleicht aus einem anderen Land kommt (aha! Die Gastarbeiter! dachte ich -), das hat alles nichts zu bedeuten. Er lehrt dich Dinge, die dir fremd sind, du lehrst ihn das, was du kannst, und ihr werdet Freunde! Findet ihr nicht auch, daß es sehr schön ist, gute Freunde zu haben?
    Und ob die Kinder das fanden! Sie schienen mit dem diesjährigen Weihnachtsmann außerordentlich zufrieden zu sein.
    Ich wußte schon, warum Kai seine Weihnachtsmann-Ansprache in diesem Stil hielt: Dies war sein großer Gedanke, ja noch mehr, es war seine Lebensaufgabe: Zur Verständigung zwischen Völkern und Rassen das Seine beizutragen. Deswegen arbeitete er, als Norweger, in dem ehemaligen Feindesland und sprach dessen Sprache fließend. Zur Zeit war er allerdings in Österreich, aber er war auch lange in Deutschland als Reporter tätig gewesen und würde wahrscheinlich von Wien nach München ziehen. Deswegen war es ihm das Natürlichste und Selbstverständlichste auf der Welt, eine Deutsche zu heiraten, obwohl sein Vater in einem deutschen Konzentrationslager ums Leben gekommen war.
    Ja, Kai hatte eine Lebensaufgabe!
    Alle hatten Ideale, Steckenpferde, Lebensaufgaben, Interessen. Und ich? Bis mir dieser Gedanke mit den einsamen Alten gekommen war, hatte ich mich eigentlich nur für eins interessiert: für stud. med. Irene Thams aus Hirschbüttel!
    Das sollte aber jetzt anders werden!
    Dann waren wir bei Uwes Jugendparty mit all seinen Freunden hier in der Heimatstadt. Ich stand ihm gegenüber, reichte ihm die Hand, sah das offene, nette Gesicht, in dem ich jeden Zug kannte. Ich weiß nicht, was gesagt wurde. Ich weiß nicht, ob es vielleicht doch ein klein bißchen weh tat – nur ein klein bißchen. Aber ich weiß, daß Uwe sagte: „Und hier ist Gisela. Gisela, hier ist deine neue Freundin Reni!“
    Ich drückte eine kräftige kleine Hand, ich sah in ein paar helle, kluge, blaue Augen. Gisela war keine Schönheit, aber sie sah lieb und gescheit aus.
    „Furchtbar nett, dich kennenzulernen, Reni“, sagte sie herzlich. „Ja, wir machen doch wohl keinen Umweg um das blöde Siezen? Uwes Freunde sind doch meine Freunde!“
    „Ganz deiner Meinung“, antwortete ich. „Ich habe mich sehr darauf gefreut, dich zu treffen.“
    „Wir müssen zusehen, daß wir nachher ein

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