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Unbefugtes Betreten

Unbefugtes Betreten

Titel: Unbefugtes Betreten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Barnes
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schrottreife Mikrowelle, einen kleinen Fernseher und Kleider auf Bügeln, die unsicher an der Bilderleiste festgemacht waren. Vernon war ein bisschen gerührt, als er in der kurzen Minute, bevor sie wieder hinausgingen, ihr Leben so vor sich ausgebreitet sah. Um diese plötzliche Gefühlsanwandlung zu überspielen, sagte er:
    »Dafür solltest du höchstens fünfundfünfzig zahlen. Ohne Nebenkosten. Ich könnte dir für denselben Preis was Größeres besorgen.«
    »Ist okay.«
    Da es jetzt Frühling war, machten sie mit dem Auto Ausflüge nach Suffolk und schauten sich typisch Englisches an: Fachwerkhäuser ohne Feuchtigkeitsisolierung, reetgedeckte Dächer, durch die man in eine höhere Versicherungsklassekam. Sie hielten an einem Dorfanger, und er setzte sich auf eine Bank mit Blick auf einen Teich, aber das mochte sie nicht, darum schauten sie stattdessen zur Kirche. Er hoffte, sie würde ihn nicht nach dem Unterschied zwischen Anglikanern und Katholiken fragen oder nach geschichtlichen Hintergründen. Irgendwas mit Heinrich dem Achten, der wieder heiraten wollte. Dem königlichen Schwanz. Bei genauer Betrachtung lief alles Mögliche auf Sex hinaus. Aber zum Glück fragte sie nicht.
    Sie hakte sich nun schon bei ihm unter und lächelte leichter. Er gab ihr einen Schlüssel zu seiner Wohnung; zögerlich ließ sie Übernachtungszeug da. Einmal griff er an einem Sonntag in die Nachttischschublade und stellte fest, dass er keine Kondome mehr hatte. Er fluchte und musste sich erklären.
    »Ist okay.«
    »Nein, Andrea, ist nicht okay, verdammt. Das hätte mir gerade noch gefehlt, dass du schwanger wirst.«
    »Ich glaube nicht. Nicht schwanger werden. Ist okay.«
    Er vertraute ihr. Später, als sie schon schlief, überlegte er, was genau sie wohl gemeint hatte. Dass sie keine Kinder bekommen konnte? Oder dass sie selbst etwas nahm, als doppelte Absicherung? Wenn ja, was würde die Jungfrau Maria wohl dazu sagen? Hoffentlich verlässt sie sich nicht auf Knaus-Ogino, dachte er plötzlich. Diese Methode versagt garantiert, und der Papst kann glücklich und zufrieden sein.
    Die Zeit verging; Andrea lernte Gary und Melanie kennen; die Kinder mochten sie. Sie sagte ihnen nicht, was sie tun sollten; die Kinder sagten ihr, was sie tun sollte, und sie ließ es sich gefallen. Sie stellten ihr auch Fragen, für die er immer zu feige oder zu faul gewesen war.
    »Andrea, bist du verheiratet?«
    »Dürfenwir so lange Fernsehen gucken, wie wir wollen?«
    »Warst du mal verheiratet?«
    »Wenn ich drei davon esse, wird mir dann schlecht?«
    »Warum bist du nicht verheiratet?«
    »Wie alt bist du?«
    »Für welche Mannschaft bist du?«
    »Hast du Kinder?«
    »Willst du Dad heiraten?«
    Er erfuhr die Antworten auf einige dieser Fragen – wie jede vernünftige Frau verriet sie ihr Alter nicht. Eines Abends, nachdem er die Kinder zurückgebracht hatte und dann wie immer zu aufgewühlt war für Sex, fragte er im Dunkeln: »Glaubst du, du könntest mich lieben?«
    »Ja, ich glaube, ich würde dich lieben.«
    »Heißt das würde oder könnte?«
    »Was ist der Unterschied?«
    Er überlegte kurz. »Es gibt keinen Unterschied. Ich nehm das eine oder das andere. Ich nehm beides. Ich nehme, was du zu geben hast.«
    Er wusste nicht, warum das dann anfing. Weil er sich allmählich in sie verliebte, oder weil er es eigentlich nicht wollte? Oder weil er es wollte, aber Angst davor hatte? Oder lag es daran, dass er im tiefsten Innern den Drang hatte, alles zu vermasseln? Das hatte seine Frau – Exfrau – eines Morgens beim Frühstück zu ihm gesagt. »Sieh mal, Vernon, ich hasse dich nicht, wirklich nicht. Ich kann nur nicht mit dir zusammenleben, weil du immer alles vermasseln musst.« Diese Erklärung kam anscheinend aus heiterem Himmel. Sicher, er schnarchte ein bisschen und ließ seine Kleider überall herumliegen und schaute die übliche Dosis Sport im Fernsehen. Aber er kam pünktlich nach Hause,liebte seine Kinder, stellte keinen anderen Frauen nach. Für manche Leute hieß das, alles zu vermasseln.
    »Darf ich dich was fragen?«
    »Klar doch.«
    »Nein, ›klar doch‹ ist amerikanisch. Auf Englisch sagt man ›ja‹.«
    Sie sah ihn an, als wollte sie sagen: Warum korrigierst du jetzt mein Englisch?
    »Ja«, wiederholte sie.
    »Als ich kein Kondom hatte und du gesagt hast, das ist okay – hast du da gemeint, es war damals okay oder es ist immer okay?«
    »Immer okay.«
    »Verdammt, weißt du, was so eine Zwölferpackung kostet?«
    Jetzt hatte

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