Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
Vom Netzwerk:
gelblich-grünen Kruste, währendChase weiter keuchte und röchelte und sein Körper sich unter dem trockenen Husten wand.
    Kris starrte auf die nässenden Blasen.
    Eiter.
    Aber so schnell? Und so viel? Was zum Teufel ging hier vor?
    Energisch schüttelte er den Gedanken ab. Ihm blieb keine Zeit zum Grübeln. Chase’ Atmung setzte zwischen den Hustern immer wieder für etliche Sekunden aus, und obwohl Kris nicht wusste, woher er diese Sicherheit nahm, wurde ihm mit einem Mal eiskalt bewusst, dass dies gefährlich war.
    Lebensgefährlich.
    Er ließ den bewusstlosen Menschen vor dem Bett auf den Boden fallen und hastete zu der Kiste an der Wand, um die letzten zwei Konserven herauszuholen. Dann kehrte er eilig zu Chase zurück, richtete seinen Oberkörper behutsam auf und öffnete den ersten Beutel mit den Zähnen. Blut rann über seine Hand. Kris presste die Öffnung gegen Chase’ bleiche Lippen. Der junge Vampir schien inzwischen kaum noch bei Bewusstsein zu sein. Er zitterte am ganzen Körper, und mehr als die Hälfte des Blutes floss daneben, obwohl er gierig schluckte. Doch die Wunden verschwanden nicht.
    Mit einem Fluch warf Kris die Konserve zur Seite. Chase’ Zittern hatte nun auch von ihm Besitz ergriffen. Heiße Schauer rannen über seine Haut, und er fühlte sich schwindelig. Wie mechanisch griff er nach der zweiten Konserve, um sie Chase einzuflößen. Doch er wusste vom ersten verzweifelten Schluck an, dass es nichts helfen würde. Nutzlose, wässrige Brühe! Red – wo war Red? Er musste ihn holen.
    Aber konnte er sich auf Reds Blut überhaupt noch verlassen? Kris erinnerte sich plötzlich wieder zu deutlich daran, wie er am Morgen für einen winzigen Augenblick gemeint hatte, einen Geschmack wahrgenommen zu haben, den er nicht kannte.Flüchtig genug, um bestenfalls als Ausrede für einen Themenwechsel im Gespräch mit Chase herzuhalten. Vielleicht täuschte er sich. Aber wenn doch …
    Kris ballte die bebenden Hände zu Fäusten. In seinen Armen krümmte sich Chase unter Krämpfen. Er konnte ihm kein Blut zu trinken geben, das vielleicht verseucht war, selbst wenn es von Red kam.
    Kris schloss die Augen und atmete tief durch. Es gab nur noch eins, was er für Chase tun konnte. Auch wenn allein der Gedanke daran die Finsternis in seiner Brust brodeln ließ und eine Welle von Ekel durch seinen Körper trieb.
    Er hatte keine Wahl.
    Mit einer abgehackten Bewegung griff Kris in seinen Kragen und riss daran, dass die Knöpfe seines Hemdes aufsprangen. Dann streifte er das Hemd zurück, bis sein Hals und seine Schulter freilagen, und zog Chase entschlossen an sich.
    »Trink!«
    Endlose, schreckliche Sekunden lang reagierte Chase nicht. Nur sein unregelmäßig stockender Atem streifte die Haut an Kris’ Kehle.
    Mit der freien Hand packte Kris Chase am Nacken – so fest, dass er die durch die Hitze spröde gewordene Haut unter seinen Nägeln reißen fühlte. Chase stöhnte schmerzvoll auf.
    »Verdammt, Chase!
Trink!
«
    Ein röchelnder Atemzug weitete mühsam Chase’ Brust. Und dann endlich spürte Kris, wie sehnige Finger sich krampfartig um seine Oberarme schlossen. Tief gruben sich Chase’ Zähne in das Fleisch an seinem Hals. Kris unterdrückte ein Keuchen. Greller Schmerz schoss durch seine Adern.
    Und im nächsten Moment spürte er – Licht.
    Vertrautes Licht. Eine Melodie, die zu seinem Blut sang.
    Céleste.

Kapitel Neun
    Hotel La Lumière, Paris
     
    Die Tür zum Bad des Hotelzimmers steht weit offen. Kris hat sich vor den Spiegel gestellt, die Hände auf den glatten Rand des Waschbeckens gestützt. Eisige Nachtluft dringt durchs offene Fenster und streicht über die bloße Haut seines Oberkörpers. Aber er friert nicht. Er ist froh über die Kälte.
    Draußen glitzert Paris. Leuchttafeln, Laternen, Lichterketten und Schaufensterbeleuchtung tauchen die größte Stadt Europas selbst im dunkelsten Winter in strahlenden Glanz. Tief atmet Kris ihren Duft ein. Einen Duft, der ewig alt schmeckt. Schwer und rein. Unbewegt und würdevoll wie die fast ausschließlich konservativen Einwohner dieser Stadt. Kris liebt Paris. Und er hasst es gleichermaßen.
    Hinter ihm im Schlafzimmer, auf dem breiten Bett, sitzt Céleste. Er kann sie im Spiegel sehen, ihre blauen Augen, die ihn beobachten, unablässig jede seiner Bewegungen verfolgen. Und doch ahnt sie nichts von der Nadel, die er sich Sekunden zuvor in den Arm gestochen hat. Nichts von dem brennenden Wirkstoff, der sich gerade in diesem Moment in seinen

Weitere Kostenlose Bücher