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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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raschelten. Doch menschliche Schritte konnte er noch keine hören.
    Vielleicht würde Elizabeth gar nicht kommen? Vielleicht hatte Morna sie doch erwischt und ausgehorcht – und sie überzeugt, dass der Kontakt mit Red nicht gut für sie war? Red wusste nicht recht, ob er sich das wünschen sollte. Er wollte Elizabeth gern wiedersehen, das musste er zumindest vor sich selbst zugeben, wenn er es sonst schon niemandem eingestehen konnte. Aber ein erneutes Treffen mit ihr würde auch bedeuten, dass er schon sehr bald zu einem Entschluss kommen musste, wie er weiter mit ihr umgehen sollte.
    Red seufzte. Er war nicht besonders gut darin, selbst Entscheidungen zu treffen. Keine Wahl zu haben machte das Leben zwar nicht immer angenehm, aber doch um vieles einfacher.
    In diesem Augenblick hörte er in einigen Metern Entfernung das Knacken eines Astes, der unter einem Schuh brach. Red richtete sich auf. Also doch. Leichte Schritte näherten sich rasch durch das Unterholz. Und nur kurze Zeit später tauchte Elizabeth zwischen den Bäumen auf. Auf dem Rücken trug sie wieder ihren abgewetzten Rucksack. Als sie Red sah, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht – überrascht und froh, als hätte sie nicht damit gerechnet, ihn tatsächlich anzutreffen.
    »Du bist hier!«
    Langsam stand Red auf und lächelte ebenfalls, auch wenn das Lächeln ein wenig zaghaft geriet. Sein Herz hatte unerwartet schnell zu schlagen begonnen, und ein Kribbeln breitete sich in seinem Magen aus, als ob darin etwas flatterte. »Wie versprochen.«
    Elizabeth nickte. Selbst in der Dunkelheit leuchteten ihre Augen. »Wie versprochen.«
    Sie stieg über einen Ast hinweg und kam näher, bis sie direkt vor Red stand. »Wow – du siehst gut aus.«
    Red zuckte überrascht zusammen. Etliche Sekunden lang sah er sie nur verwirrt an.
    Ein Grinsen erschien auf Elizabeths Gesicht. »Gewaschen und so, meine ich. Ich hätte dich fast nicht erkannt.«
    Red atmete hörbar aus. Richtig – er war ja am Nachmittag endlich den ganzen Schmutz losgeworden, den er seit Wochen mit sich herumtrug, und die lästig juckenden Bartstoppeln. Jetzt war es ihm regelrecht peinlich, wie er am Morgen noch ausgesehen – und vor allem gerochen haben musste. Seine Ohren wurden ein wenig warm. »Also, so wie jetzt … hmm … sehe ich normalerweise aus.« Er rieb sich verlegen den Nacken.
    Elizabeth legte ein wenig den Kopf schief und blinzelte mit schelmischem Gesichtsausdruck zu Red herauf. »Keine Sorge. Mir hast du dreckig auch schon gut gefallen.«
    Red spürte, wie er sich ein wenig versteifte und sein Herz noch einen Schritt schneller schlug. Warum musste sie jetzt so etwas sagen?
    Elizabeth seufzte leise. »Das war nur ein Witz, okay?« Das Lächeln kehrte sofort wieder auf ihr Gesicht zurück, aber es war sichtbar weniger locker als noch kurz zuvor. Sie ließ den Rucksack vom Rücken rutschen und lehnte ihn gegen den Baumstamm, auf dem Red eben noch gesessen hatte. Dann stieß sie mit dem Fuß ein paar lose Steine und Äste zur Seite und zerrte schließlich eine Wolldecke aus dem Rucksack hervor.
    »Hier.« Sie drückte Red einen Zipfel in die Hand. »So haben wir es ein bisschen bequemer.«
    Red nickte nur und half ihr, die Decke auf dem Boden auszubreiten. Dann setzten sie sich nebeneinander hin. Der Bodennebel kroch leise über sie hinweg und verwischte alle scharfen Kanten. Auf einem Baum in der Nähe schrie ein Käuzchen. Die knorrigen Äste der Eichen über ihnen wiegten sich im leichten Wind und warfen schwankende Schatten auf die Decke und ihre Gesichter.
    Elizabeth war nun still. Ganz ruhig saß sie da und musterte Red eindringlich, als müsse sie sich versichern, dass er wirklich da war.
    Endlich stieß sie einen leisen Seufzer aus und ließ sich rücklings auf die Decke sinken. Mit der Hand klopfte sie leicht neben sich.
    Vorsichtig legte Red sich ebenfalls hin, so nah neben sie, dass ihre Schultern sich fast berührten. Eine ganze Weile lagen sie so da, sahen durch das schwarze Gewirr der Zweige hinaufzum Mond und lauschten dem Käuzchen, das unbeirrt seine Rufe in die Nacht schickte. Der feuchte Wind vom See her war hier unten nur schwach zu spüren, und die klamme Luft war zwar kühl, aber nicht unangenehm im Kontrast zu der Wärme, die sich allmählich zwischen ihren Körpern aufstaute. Allmählich entspannte sich das nervöse Ziehen in Reds Magen ein wenig.
    Und schließlich sah er aus dem Augenwinkel, wie Elizabeth den Kopf in seine Richtung

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