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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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bewusst. Aber schon jetzt, nach nur einer Nacht, in der sie lediglich die Straße am Fuß des Gebäudes beobachtet hatte, kam ihr dieses Vorhaben unendlich viel waghalsiger und unmöglicher vor, als sie es sich jemals ausgemalt hatte. Cedric hatte es am Morgen schon gesagt: Sie hatte keine Ahnung von der Welt und wie man darin lebte. Frei kam sich plötzlich sehr klein vor. Sie wagte kaum, den Kopf zu heben, um Cedric anzusehen.
    »Wirst du mir helfen, ihn zu finden?«
    Cedric antwortete nicht sofort. Eine kleine Ewigkeit lang sah er sie nur an, mit einem Gesichtsausdruck, den Frei nicht deuten konnte. Schließlich aber nickte er langsam. »Ich kann dir nichts versprechen. Aber wir werden es versuchen. Allerdings erst, wenn ich der Ansicht bin, dass du so weit bist. Und du musst es mir überlassen, den Zeitpunkt zu bestimmen. Im Augenblick bist du noch ein sehr großes Risiko, für dich und für andere – aber das weißt du ja selbst.«
    Frei ballte die Fäuste und senkte den Blick. »Ja, ich weiß.«
    Aber nicht mehr lange,
dachte sie verbissen. Sie musste es schaffen, und sie würde es schaffen. »Fangen wir an mit den Übungen!«
    Ein kleines Lächeln erschien auf Cedrics Gesicht. »So gefällst du mir.« Er öffnete die Hand, die noch immer die Blumenzwiebel umschlossen gehalten hatte. Sie lag dort, wie sie auch schon in der Tüte gelegen hatte – klein, schrumpelig und unscheinbar.
    »Das Wichtigste, was du über die Gabe wissen musst, um sie zu verstehen«, erklärte er, »ist, dass du damit nichts tun kannst, was von Natur aus unmöglich ist. Ich will nicht mit einer biologischen Definition von Leben anfangen, aber die Biologie – die Lehre vom Leben – gibt uns bestimmte Gesetzmäßigkeiten und Regeln an die Hand, die eingehalten werden müssen.Jeder Organismus ist ein in sich geschlossenes System, das sich selbst erhält. Natürlich gibt es Verbindungen zur Umwelt, die lebensnotwendig sind, wie beispielsweise die Aufnahme von Nährstoffen. Aber die müssen kontrolliert ablaufen und dürfen nicht mit Gewalt erzwungen werden. Nehmen wir an, du würdest versuchen, aus dieser Gladiolenzwiebel eine Gerbera wachsen zu lassen. Das würde nicht funktionieren. Sie würde sterben.«
    Frei starrte auf die Zwiebel in Cedrics Hand. Daraus sollte sie eine Blume wachsen lassen können, die aussah wie die auf dem Kärtchen? Aber keine andere?
    »Könntest du es?«, fragte sie leise.
    Cedric hob einen Mundwinkel. »Ich? Nun ja – ich könnte, vermute ich. Aber ich würde es nicht tun. Wenn ich Gerbera haben wollte, würde ich Gerberasamen kaufen.« Er schüttelte den Kopf. »Gegen die Natur zu arbeiten ist schwierig, kräftezehrend und oft auch gefährlich. Alles in allem: nicht empfehlenswert.« Er legte die Zwiebel behutsam in das Loch und schob die Erde wieder darüber. »Es verlangt der Pflanze genug ab, mitten in der Nacht zu keimen. Aber ich denke, morgen früh sollten wir die ersten Ergebnisse sehen. Also. Jetzt du.« Er griff nach der Tüte mit den Zwiebeln und schüttelte eine zweite heraus. »Gib mir deine Hand.«
    Frei schluckte und starrte auf Cedrics ausgestreckte Finger. Ihr Herz schlug plötzlich sehr schnell.
    »Frei«, wiederholte Cedric sehr bestimmt. »Gib mir deine Hand!«
    Zögernd streckte Frei den Arm aus, bis ihre Fingerspitzen fast die seinen berührten. Ein seltsames Gefühl prickelte auf ihrer Haut, erwartungsvoll und gleichzeitig nervös. Cedric umschloss ihren Handrücken mit leichtem Druck. Er hat ziemlich große Hände, dachte Frei überrascht. Bisher war ihr das nieaufgefallen, weil seine Finger lang und schmal waren. Aber jetzt, im direkten Vergleich, wirkte ihre eigene Hand sehr klein. Zerbrechlich und schutzlos wie die Zwiebel, die Cedric nun in ihre Handfläche legte.
    »Konzentrier dich auf die Pflanze«, wies er Frei an. »Was spürst du?«
    Frei atmete tief durch und richtete ihren Blick fest auf die Blumenzwiebel. Aber alles, was sie spürte, war der Druck von Cedrics Fingern und das Gefühl von seiner Haut, die kühl, aber im Vergleich zu ihrer eigenen so unendlich viel wärmer war. Wenn sie nur ein bisschen von dieser Wärme für sich haben könnte … Ihr Atem ging schneller.
    »Frei!«
    Sie zuckte zusammen, als ein jäher Schmerz durch ihre Finger bis hinauf in ihre Schulter schoss. Aber Cedric erlaubte ihr nicht, den Arm zurückzureißen.
    »Genau solche Dummheiten sind es, die du unter Kontrolle bekommen musst.« Er sah sie scharf an. »Wenn du das bei deinem Red machst,

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