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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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bringst du ihn damit um, ist dir das klar?«
    Frei schnappte nach Luft. Ihn umbringen … nein! Niemals! Sie presste die Lippen zusammen und nickte.
    »Die Pflanze«, wiederholte Cedric mit Nachdruck. »Konzentrier dich!«
    Frei schloss die Augen. Die Pflanze … Er hatte gut reden! Die Zwiebel war so leicht, dass sie ihr Gewicht kaum wahrnahm. Aber sie war da, sie wusste es ja, es musste also möglich sein, sie auch zu spüren!
    Und dann spürte sie es tatsächlich.
    Es war nur ein vages Gefühl, blass und so schwach, dass es fast unwirklich schien – als wäre mitten in ihrer Handfläche ein winziger, warmer Fleck, der schwach waberte, sich langsam ausdehnte und wieder zusammenzog …
    Nein. Kein Wabern. Frei schluckte mühsam. Ihr Hals fühlte sich plötzlich trocken an. Es war wie ein schwaches Atmen. Ein. Aus. Ein und wieder aus.
    Frei öffnete die Augen und sah Cedric ungläubig an. »Sie schläft.« Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie die Stimme gesenkt, wie in einem albernen Versuch, die Zwiebel nicht zu wecken.
    Cedric nickte. »So könnte man es nennen – es sei denn, man hat Biologie studiert. Aber über die Feinheiten sprechen wir später.«
    Frei leckte sich über die Lippen. Die winzige Knolle in ihrer Hand fühlte sich jetzt so warm und lebendig an und gleichzeitig so zerbrechlich, dass es sie schrecklich nervös machte. »Was jetzt?«
    Cedric warf einen Blick auf die Blumentöpfe. »Wir wecken sie, um bei deiner Metapher zu bleiben. Das ist eine der einfachsten Übungen. Grundsätzlich weiß die Pflanze, was sie tun muss. Sie braucht nur einen Reiz, der die nötigen Stoffwechselprozesse in Gang setzt. Normalerweise sind das Wärme und Licht. Und heute Nacht bist du es. Also, bring sie zum Keimen. Alles Weitere geht dann erst einmal von selbst.«
    Frei starrte auf die Blumenzwiebel. Sie zum Keimen bringen. Aber … »Wie denn?«, fragte sie hilflos.
    Cedric seufzte leise. »Mit einem Gedanken. So wie du mich gestern dazu bringen wolltest, dich loszulassen. Es ist das gleiche Prinzip. Nur ein bisschen vorsichtiger, wenn ich bitten darf.«
    Mit einem Gedanken? Frei schluckte. Dann nickte sie entschlossen. Cedric würde schon wissen, wovon er sprach. Wenn er sagte, sie könnte es, dann konnte sie es auch. Ihre Hand begann zu kribbeln, als ob sie lange darauf gelegen hätte und nun die Blutzufuhr wieder in Gang kam.
    Wach auf!,
sagte sie stumm zu der Zwiebel.
Genug geschlafen!
    Cedrics Griff wurde fester. »Langsam, Frei!« Ein Teil des Kribbelns floss durch seine Finger davon, verlor sich in der Kühle seiner Haut.
    Frei atmete mühsam durch, versuchte die Energie zu bremsen, die in ihr prickelte und brannte. Nur widerwillig beruhigte sich das Flattern, das von ihrem Inneren Besitz ergriffen hatte, kam zur Ruhe im Rhythmus ihres Atems, den sie, ohne es zu merken, an den des warmen Flecks in ihrer Handfläche angepasst hatte. Und dann spürte sie, wie sich im Inneren der Blumenzwiebel etwas regte. Sie hätte kaum beschreiben können, was es war, das sie fühlte. Aber sie wusste plötzlich mit Sicherheit, dass die Pflanze aus ihrem Schlaf erwacht war; dass sie darauf drängte, sich zu strecken, zu wachsen und zu blühen.
    »Sehr gut.« Cedrics Stimme klang nun wieder gelassen. »Du kannst sie jetzt pflanzen. Versuch die Verbindung zu halten, wenn ich dich loslasse, einverstanden?«
    Frei nickte angespannt und lauschte auf den leisen Atem der Blumenzwiebel. Als Cedric die Finger von ihrem Handrücken löste, wurde der warme Fleck augenblicklich kälter. Das Gefühl, etwas Lebendiges in der Hand zu halten, schwand. Frei biss die Zähne zusammen und versuchte, sich an dem Gefühl festzuklammern, richtete all ihre Sinne auf den schrumpeligen Ball in ihrer Handfläche. Etwas zuckte auf ihrer Haut. Dann schoss erneut ein Kribbeln ihren Arm hinab, fast schmerzhaft in seiner Intensität – und plötzlich war die Zwiebel glühend heiß. Ein erschreckter Schrei rutschte über Freis Lippen, und sie ließ die Zwiebel fallen, sprang mit einer hastigen Bewegung auf die Füße, dass der Stuhl umfiel und der Tisch kippte. Das schwere Möbelstück polterte zu Boden und riss die Blumentöpfe mit sich. Scheppernd gingen mehrere von ihnen zu Bruch, und die Erde verteilte sich über den Teppich vor dem Fenster. Mit dem nackten Fuß trat Frei auf die trockene Knolle,um die Glut zu ersticken – einmal, zweimal, bis nichts mehr von der gefährlichen Hitze übrig war …
    Schwer atmend hielt sie inne. Im Zimmer war es

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