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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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eigenes Büro – was für ein Luxus! Dann hast du wohl nichts dagegen, wenn ich den Tag über hierbleibe und durcharbeite? Schließlich will ich so bald wie möglich in die richtige Forschung einsteigen.«
    Cedric verkniff es sich, die Augen zu verdrehen. »Das hatte ich befürchtet. Meinethalben tu, was du nicht lassen kannst.«
    Etwas zuckte kurz in Dorians Gesicht, aber er sagte nichts mehr, sondern lächelte nur – eine Maske aus glattem Elfenbein. Dann schloss sich die Tür hinter ihm.
     
    Nachdem Dorian das Büro verlassen hatte, blieb Cedric noch eine ganze Weile hinter seinem Schreibtisch stehen und sah mit leerem Blick auf den Stuhl, in dem sein neuer Biotechniker eben noch gesessen hatte. Ein Desaster. Das war alles, was ihm dazu einfiel. Noch vor einem halben Jahr hätte Cedric niemals geglaubt, dass er das einmal denken würde. Aber er wünschte sich Kris zurück.
Bloodstalker
hin oder her – er hatte der Forschung und White Chapel gutgetan. Und er hatte kein einziges Mal versucht, Cedric gezielt für seine Zwecke zu beeinflussen. Mit Dorian würden sich die Dinge kaum so positiv entwickeln, da war Cedric sich sicher. Er schüttelte sich, um die Reste des Prickelns loszuwerden, das sich hartnäckig über seine Gedanken legen wollte und sie seltsam unscharf werden ließ. Er musste etwas tun, und zwar schnell. Es gab zu viele Geheimnisse in White Chapel. Geheimnisse, von denen das Parlament noch nichts wissen durfte – und solche, von denen es besser niemals erfuhr. Allen voran das ehemalige Versuchsobjekt Nr. 159.
    Frei.
    Wenn Dorian anfing, herumzuschnüffeln, würde er zweifellos bald Fragen stellen, auf die Cedric ihm unmöglich antworten konnte, wenn ihm am Fortbestehen seiner Forschungsstation etwas lag. Er musste sich schleunigst eine plausible Geschichte einfallen lassen, für den Fall, dass es dazu kam. Und er war ein miserabler Lügner. Er verabscheute Unehrlichkeit.
    Nein, dachte Cedric, es musste eine andere Möglichkeit geben, damit Frei gar nicht erst in Gefahr geriet, entdeckt zu werden. Eine Möglichkeit, die es ihm trotzdem erlaubte, sie ungestört weiter zu behandeln – und vor allem die wahnsinnige Absonderlichkeit zu untersuchen, die er in ihrem Blut entdeckt zu haben glaubte.
    Eine irrwitzige Idee tauchte in seinem Kopf auf. Eine Idee,deren Durchführung zweifellos eine Menge Blut, Schweiß und Nerven kosten würde. Aber etwas Besseres würde ihm so schnell nicht einfallen, das wusste er genauso gut. Und es war wirklich nicht schwer, abzuschätzen, welche der beiden Alternativen auf Dauer nervenaufreibender sein würde.
    Cedric presste mit Zeigefinger und Daumen seine Nasenwurzel zusammen. Sein tonloses Lachen verklang in der trockenen Stille.
    Sieh an, Frei. Nun bekommst du also doch deinen Willen. Und das viel schneller als gedacht.
    »Sid.« Sein Tonfall geriet etwas harscher als beabsichtigt. »Hör auf zu lachen und komm her.«
    Der Fußboden in der Nähe der Tür verschwamm, und der Wächter wuchs daraus in die Höhe, bis er in voller Größe vor Cedric stand. Die hageren Schultern zuckten vor unterdrücktem Kichern.
    »Wow, Doc.« Er blies sich eine weiße Haarsträhne aus den Augen. »Er ist ein echter Psycho!«
    »Das ist nicht komisch.« Cedric zog finster die Brauen zusammen und ließ sich in seinen Stuhl fallen. »Wir sind verdammt noch mal in Schwierigkeiten. Ich brauche deine Hilfe.«
    Sid stützte die sehnigen Hände auf die Tischplatte und lehnte sich vor. Seine Augen funkelten begeistert. »Jederzeit, Doc.«
    Cedric nickte grimmig. »Ich möchte, dass dir eins klar ist, Sid: Die Sache ist ernst, viel ernster, als wir befürchtet haben. Ich kenne diesen Mann, und er kann White Chapel sprengen, wenn wir nicht aufpassen. Wenn er sich ins Zeug legt, findet er unter Garantie etliche Möglichkeiten, uns vor dem Parlament sehr schnell sehr dumm dastehen zu lassen. Du weißt, was das bedeutet. White Chapel würde geschlossen werden. Und das können wir uns nicht leisten. Ich nicht – und du erst recht nicht.«
    Für einige Sekunden blieb es still im Zimmer. Bedenklich still, wenn man bedachte, dass Sid anwesend war. Das Grinsen war von seinem Gesicht verschwunden, und seine Augen waren groß geworden. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit sah Cedric eine Spur von Angst im Blick seines Wächters. Ja, Sid wusste, was es bedeutete. Er begriff es nur zu gut. Und er begriff auch, dass Cedric seine Worte todernst meinte.
    »White Chapel schließen …?«, flüsterte er endlich

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