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Unberuehrbar

Unberuehrbar

Titel: Unberuehrbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franka Rubus
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Zug, mit dem sie hergekommen sein mussten, war weit und breit nichts zu sehen. Ebenso wenig wie von einem gewissen dunkeläugigen Vampir, der siealle von Kenneth bis hierher geschleift hatte. Red runzelte die Stirn.
    »Wo ist Kris?«
    Chase schnalzte abfällig mit der Zunge. »Der Fürst der Finsternis erkundet die Lage. Wir folgen ihm Richtung Norden und treffen ihn später. Keine Sorge, ich bin mit ihm in Kontakt.« Er tippte sich vielsagend an die Stirn, stand auf und streckte sich. Dann griff er mit einer bemerkenswert beiläufigen Bewegung an seine Hüfte und zog etwas hervor. »Und du machst dich jetzt besser nützlich. Ich habe dich wirklich lang genug durch die Gegend geschleppt.«
    Etwas fiel in Reds Schoß. Etwas silbrig Glänzendes. Ein Gewicht, das ihm nur zu vertraut war.
    Ein Revolver.
    Reglos starrte Red einige Sekunden auf die Waffe. »Was soll ich damit?«
    Chase stieß einen gereizten Seufzer aus. »Du sollst deinen faulen Hintern in Bewegung bringen! Verdammt, ich hab die Schnauze voll davon, mir dieses Rumgeheule von allen Seiten anzuhören. Ich brauche Training und du auch!«
    Langsam stand Red auf und bewegte vorsichtig seine eingerosteten Gelenke. Training, dachte er. Nein, schaden würde ihm das sicher nicht. Er war außer Form, keine Frage. Nur …
    »Wozu?« Er warf den Revolver zu Chase zurück und stieg aus der Kiste. »Hatte Kris nicht gesagt, hier draußen ist nichts?« Er deutete mit einer umfassenden Handbewegung auf den verrotteten Bahnsteig. »Sieht aus, als hätte er recht, oder? Keine Vampire, keine Menschen, gar nichts. Warum fährt überhaupt ein Zug hier raus?«
    Für ein paar Sekunden war Chase sehr still. Dann machte er einen Schritt nach vorn und hieb Red die Faust in den Magen.
    Red keuchte auf, sackte vornüber und presste die Hände aufden Bauch. Der Schlag war so schnell gekommen, dass er nicht hatte reagieren können. Hannah wäre enttäuscht von ihm gewesen. Er biss die Zähne zusammen. »Scheiße, spinnst du?«
    »Du bist so ein Penner.« Chase ließ den Revolver achtlos in die Kiste fallen. »Wenn du dich weiter so hängen lässt, ist deine ganze Ausbildung bald für den Arsch – kapierst du das eigentlich? Wie willst du jemals unsterblich werden, wenn du so eine verdammte Lusche bist?«
    Red knirschte mit den Zähnen und richtete sich auf. Chase starrte ihn hinter seinem Haarvorhang hervor böse an. Aber Red hatte sich inzwischen zu viele Blickduelle mit ihm geliefert, um sich davon einschüchtern zu lassen. »Wer sagt, dass ich das überhaupt will? Ich bin nicht du.«
    Chase stieß verächtlich Luft durch die Nase. »So. Willst du nicht. Aber Blue – hast du an die mal gedacht, nur ausnahmsweise, meine ich? Die will bestimmt, dass du ein Vampir wirst. Und zwar bevor du nur noch ein fetter Fleischsack bist.«
    »Lass Blue da raus.«
    »Wer weiß, vielleicht ist sie inzwischen wieder klar im Kopf.«
    »Lass sie da raus, habe ich gesagt!« Red ballte die Fäuste. Aber Chase grinste nur höhnisch.
    »Vielleicht heilt der Doktor ja sogar ihre Erinnerungen – der kann so was, hab ich gehört. Aber so hässlich, wie du jetzt bist, würde sie dich wahrscheinlich trotzdem nicht wiedererkennen.«
    »HALT DEINE VERDAMMTE KLAPPE, CHASE!« Der Schrei brach lauter aus Red heraus, als er erwartet hatte. Er trug weit in der morgendlichen Stille, glitt vibrierend die verlassenen Schienen entlang und zitterte in den zerborstenen Fensterscheiben des Bahnüberstands.
    In Chase’ Augen erschien ein zufriedenes Funkeln. »Schlaffer, hässlicher, nichtsnutziger Klotz«, sagte er mit boshafterRuhe. »Wahrscheinlich sucht sie sich sowieso einen anderen, sobald sie dich sieht.«
    Mit einer Bewegung, so schnell, dass es Red selbst überraschte, dass er dazu noch fähig war, ging er in die Knie und griff nach der Waffe, die Chase fallen gelassen hatte. Es krachte, zweimal. Warmes Blut spritzte in Reds Gesicht.
    Und Chase stürzte.
    Herz und Hals. Zwei tödliche Treffer. Red wusste es, ohne hinzusehen. Er konnte es doch noch, dachte er mit grimmiger Zufriedenheit. Und im gleichen Moment hatte er plötzlich das Gefühl, dass die Kruste aus stumpfer Gleichgültigkeit, die sich während der Reise über ihn gelegt hatte, mit einem lauten Knacken riss. Grelles, wütendes Licht drang durch den Spalt und brach sich seinen Weg durch die Apathie, die Red gefangen gehalten hatte. Er stand auf und feuerte noch zweimal auf den Boden, direkt neben Chase’ Kopf, dass der spröde Stein zu allen Seiten

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