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Unbeugsam

Unbeugsam

Titel: Unbeugsam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Hillenbrand
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Chance, seinen Absturzplatz zu erreichen, und damit so gut wie keine Chance zu überleben.
    Phil und Cuppernell kämpften mit dem Flugzeug.
Green Hornet
drehte sich auf die linke Seite und wurde, während die Motoren auf der rechten Seite mit Vollgas arbeiteten, schneller und schneller. 12 Für einen Notruf blieb keine Zeit. Phil hielt nach einer Strömung Ausschau, an der er sich für die Notwasserung hätte orientieren können, aber es hatte keinen Sinn. Er konnte das Flugzeug nicht in eine horizontale Lage bringen, und selbst wenn er es geschafft hätte, war er immer noch viel zu schnell. Sie würden auf dem Ozean aufschlagen, und zwar sehr heftig. Phil fühlte sich merkwürdig frei von Furcht. Er beobachtete, wie die Oberfläche des Ozeans auf ihn zuraste, und dachte:
Ich kann nichts mehr machen.
    Louie setzte sich auf den Boden, vor ihm das Schott. Fünf Männer waren in seiner Nähe. Alle waren starr vor Schreck; keiner sprach. Louie schaute aus dem rechten Seitenfenster. Er sah nichts als den bewölkten Himmel, der sich drehte, drehte. Intensiv spürte er, dass er am Leben war. Er dachte an das Schott, das er vor sich hatte, und wie sein Schädel dagegenknallen würde. Der Abstand zwischen dem Flugzeug und dem Ozean wurde immer kleiner. Louie blickte ein letztes Mal in den rotierenden Himmel hinauf, dann zerrte er das Rettungsboot vor sich und drückte seinen Kopf auf die Brust herunter.
    Eine schreckliche Sekunde im freien Fall verging, eine zweite. Und einen Moment bevor das Flugzeug auf dem Wasser aufschlug, kam Louie ein einziger letzter Gedanke in den Sinn:
Das überlebt keiner.
13
     
    |144| Louie erinnerte sich später nur an einzelne, lautlose Empfindungen: Sein Körper, der nach vorn katapultiert wurde, das Flugzeug, das auseinanderbrach, etwas, das sich um ihn herumwickelte, dann der kalte Hieb des Wassers und schließlich das Gewicht des Wassers über ihm.
Green Hornet
knallte mit hoher Geschwindigkeit, Bug und linke Tragfläche voraus, auf die Wasseroberfläche und zerschellte. 14
    Als das Flugzeug um ihn herum auseinanderbrach, wurde Louie tief unter Wasser gezogen. Dann war die Abwärtsbewegung plötzlich zu Ende, und Louie trieb aufwärts. Die Kraft des Aufpralls hatte sich verbraucht, und der Rumpf wurde für ein paar Augenblicke von der in ihm enthaltenen Luft zur Wasseroberfläche gedrückt. Louie riss den Mund auf und schnappte nach Luft. Alle Luft zischte aus dem Flugzeug heraus, und erneut schlug das Wasser über Louie zusammen. Das Flugzeug glitt abwärts und sank in Richtung Meeresboden, als würde es mit Gewalt nach unten gedrückt.
    Louie versuchte sich zu orientieren. Hinter ihm war kein Heck mehr, keine Tragflächen mehr über ihm. Die Männer, die in seiner Nähe gesessen hatten, waren verschwunden. Der Aufschlag hatte ihn in das Gestell des Rumpfgewehrs geschleudert und darunter mit dem Gesicht nach unten eingekeilt, unter sich hatte er immer noch das Rettungsboot. Das Gestell drückte ihm in den Nacken, und mehrere Stränge von etwas, das er zunächst nicht identifizieren konnte, schlangen sich um seinen Körper und fesselten ihn an das Gestell und an das Boot. Wie Spaghetti, dachte Louie – ein Gewirr aus Drähten, das Nervensystem von
Green Hornet
. Als das Heck abgebrochen war, hatten sich die dadurch freigelegten Drähte um ihn geschlungen. Er kämpfte gegen das Gewirr an, konnte sich aber nicht befreien. Immer verzweifelter lechzte er nach Luft.
    Im zertrümmerten Cockpit suchte Phil nach einem Ausgang. Beim Aufprall des Flugzeugs war er nach vorn geschleudert worden und hatte sich irgendwo heftig den Kopf angeschlagen. Eine Welle peitschte durch das Cockpit, und er wurde mit dem Flugzeug unter Wasser getragen. Aus der Dunkelheit konnte er schließen, dass er weit unterhalb der Wasseroberfläche war und mit jeder Sekunde tiefer sank. Offenbar hatte er gesehen, wie Cuppernell seinen massigen Körper aus dem Flugzeug zwängte. Phil stieß auf etwas, das wohl der Fensterrahmen des Cockpits war; das Glas fehlte. Er stemmte seinen Fuß gegen etwas Hartes und stieß sich durch die Öffnung aus dem Cockpit heraus. Dann schwamm er nach oben, und um ihn herum wurde es heller.
    Inmitten von Trümmern kam er an die Oberfläche. Sein Kopf blutete, sein Knöchel und ein Finger waren gebrochen. Unter den Trümmern stieß er auf |145| ein flaches Brett, ungefähr eineinhalb Meter im Quadrat, und klammerte sich daran fest. Doch es begann unterzugehen. In größerer Entfernung schwammen zwei

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