Uncharted - Das vierte Labyrinth
dem Couchtisch lag. „Offenbar war es ein Glückstreffer, als wir dieses Buch hier in der Bibliothek aufstöberten – doch das ist mir erst vor zwanzig Minuten klar geworden.“
Sie tippte auf das Cover, um ihre Aufmerksamkeit auf den Namen des Autors zu lenken: Maynard P. Cheney.
„Kennst du ihn?“, fragte Sully.
„Nein“, sagte Jada. „Aber mein Vater hat in den letzten paar Wochen ständig mit dem Kerl geredet. Cheney arbeitet für das Naturkundemuseum an einer neuen Ausstellung. Und jetzt ratet mal zu welchem Thema?“
Drake hielt die Labyrinth-Zeichnung hoch und hob die Augenbrauen.
„Ganz genau“, sagte Jada und nickte.
„Das Museum ist bloß ein paar Blocks von hier entfernt“, sagte Sully und stand auf.
„Dann sollten wir einen Plausch mit Mr. Cheney halten“, entgegnete Drake und legte die Zeichnung beiseite.
Jada erhob sich, und die beiden Männer drehten sich um, um sie anzusehen. Einen Moment lang wirkte sie verwirrt. Dann blitzte Verärgerung in ihren Augen auf.
„Zum Teufel, nein!“, sagte sie und schaute zwischen ihnen hin und her. „Mein Vater ist tot, und dieser Typ kann uns vielleicht dabei helfen, den Grund dafür herauszufinden. Wenn ihr glaubt, ich würde einfach die Tür verriegeln und mich hinter dem Sofa verstecken, habt ihr euch geschnitten!“
Sully sah aus, als wollte er Einwände erheben; der Gedanke daran, Jada in Gefahr zu bringen, ließ ihn erblassen. Doch ein Blick von ihr genügte, ihn von einem Streit absehen zu lassen.
Drake fand zunehmend Gefallen an der jungen Dame. Als Jada die Tür öffnete und vor ihnen auf den Gang trat, warf er Sully einen Blick zu. „Ich schätze, das heißt dann wohl, dass sie mitkommt.“
Sully bedachte ihn mit einem matten Lächeln. „Willst du versuchen, sie daran zu hindern?“
Drake folgte Jada zur Tür hinaus. „Ich denke nicht im Traum daran.“
Als sie die 81. Straße hinuntergingen, ließ sich Drake ein Stück zurückfallen, um Sully und Jada im Auge zu behalten. Gleichzeitig sondierte er die Umgebung, überprüfte jeden Fußgänger und jedes Fahrzeug. Er fand jedoch keine Hinweise darauf, dass sie verfolgt wurden.
Auf dem Weg in die Innenstadt hatte er Sullys Paranoia für übertrieben gehalten, doch mittlerweile war er sich nicht mehr so sicher. Sie kannten lediglich einen Bruchteil des Rätsels, das den Mord um Luka umgab, aber falls er tatsächlich eine bedeutende Entdeckung im Zusammenhang mit Alchemie gemacht hatte, ging es dabei aller Wahrscheinlichkeit nach um Gold. Vielleicht um eine Menge Gold. Und es gab verdammt viele Leute, die für einen solchen Schatz so ziemlich alles getan hätten.
Er ließ den Blick über die Fenster und Dächer schweifen, bis ihm bewusst wurde, dass jetzt er es war, der sich paranoid verhielt. Selbst wenn Lukas Mörder – und die Logik legte nahe, dass es mehr als einer war, wenn man bedachte, wie viel Mühe es kostete, eine Reisetruhe mit einer Leiche darin auf einen Bahnsteig zu schmuggeln, ohne dass es irgendjemandem auffiel – herausgefunden hatten, wo sich Jada versteckt hielt, hätten sie die Route nicht vorhersehen können, die Drake, Sully und Jada nach Verlassen des Apartments einschlagen würden.
Trotzdem machte er sich Sorgen. Im Gehen ging er die ganze Sache noch einmal gedanklich durch. Lukas Ehefrau hatte den Kontakt zwischen ihrem Mann und ihrem Arbeitgeber hergestellt. Drake wusste nicht, welchen Posten sie bei Phoenix Innovations bekleidete, doch es gab Grund zu der Annahme, dass sie zumindest ein paar Details über das geheime Projekt kannte, von dem Henriksen wollte, dass Luka daran mitarbeitete. Als Luka ihm einen Korb gegeben und angefangen hatte, auf eigene Faust zu forschen, hatte das Olivia in eine schwierige Situation gebracht. Hätte sie ihren Mann an Henriksen verraten?
Jada bezeichnete Olivia als ihre „böse Stiefmutter“ – vielleicht ein Scherz in der Familie, doch das bezweifelte Drake. Die Frage war, ob ihr Job Olivia Hzujak wichtiger war als ihre Ehe. Und falls sie Henriksen tatsächlich gesagt hatte, was Luka trieb, wäre der milliardenschwere Generaldirektor dann so weit gegangen, den Mann ermorden zu lassen?
Drake vermochte es nicht zu sagen. Aber irgendjemand hatte Luka getötet, und zwar auf ebenso brutale wie grausame Weise. Die Mörder hatten nicht versucht, ihre Tat zu vertuschen. Ganz im Gegenteil, sie hatten dafür gesorgt, dass alle Welt davon erfuhr. Mittlerweile musste die Neuigkeit des Leichenfundes auf jedem
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