Uncharted - Das vierte Labyrinth
Wasserpartikeln und dröhnendem Lärm erfüllte. Der Tunnel endete an einem Plateau oberhalb des Wasserfalls.
„Es ist wunderschön“, sagte Jada verblüfft. Sie musste laut sprechen, damit die anderen sie überhaupt hörten.
Die Strahlen ihrer Taschenlampen glitten über die Wände und beleuchteten einige Schriftzeichen und Symbole, die auf den Fels gemalt oder in ihn gemeißelt waren. Hoch über ihnen verriet schwacher Mondschein die Position schmaler Schlitze in der Decke, durch die an einem klaren Tag ein wenig Helligkeit in die Höhle dringen konnte. Lange Streifen glitschigen Mooses hingen von den Felsen zu beiden Seiten des Wasserfalls herab – sowohl hier oben auf dem Plateau als auch im unteren Abschnitt der Höhle – , und dazwischen wucherten Ranken des Weißen Nieswurz, die sich längst an diese bizarre, unterirdische Hölle angepasst hatten.
Obwohl die Taschenlampen durchaus leistungsstark waren, konnten die Ankömmlinge nur wenige Details erkennen. Aber immerhin sah Drake, dass ein Tunnel von dem Bereich unter ihnen wegführte, und er vermutete, dass die dunklen Flecken, die ihre Lampen nicht durchdringen konnten, einige weitere solcher Gänge beherbergten.
„Dort unten geht es weiter“, sagte er.
Jada leuchtete mit ihrer Taschenlampe über den Teil der Höhle auf der anderen Seite des Flusses bis an den Rand des Wasserfalls, und Drake sah die Stufen im selben Moment, als auch sie sie entdeckte. Eine Treppe war dort in die Steilwand gehauen, die neben dem Wasserfall in die untere Höhle führte. Sie glänzte feucht und rutschig. Beim Abstieg würden sie höllisch aufpassen müssen.
Das Chaos brach so plötzlich los, dass Drake kaum realisierte, was überhaupt geschah. Henriksen packte ihn an der Schulter, riss ihn herum und griff nach seinem Handgelenk. Drake hielt die Pistole in der Linken und die Taschenlampe in der Rechten, und einen Moment lang glaubte er, Henriksen wollte ihn angreifen, damit er ihn und Jada ausschalten und den Weißen Nieswurz für seinen Profit nutzen konnte. Instinktiv hieb er dem Norweger den Lauf der Glock über den Schädel. Henriksen stolperte rückwärts. Er sackte auf ein Knie hinab, und Blut rann über seine Stirn.
Doch seine Waffe deutete in die andere Richtung, in die Düsternis hinter ihnen, wo der Fluss aus der Tunnelwand entsprang.
„Dort drüben!“, schrie er. „Leuchten Sie da rüber, verflucht!“
Drake riss die Taschenlampe herum. Aus dem Augenwinkel sah er, wie auch Jada sich umdrehte.
Doch dann galt seine ganze Aufmerksamkeit den fünf Schemen, die entlang des Flusses in den Lichtkreis seiner Lampe rannten. Nur fünf , dachte er. Das musste bedeuten, dass sie die gegnerischen Reihen ordentlich ausgedünnt hatten. Ihre Chancen, wieder ans Tageslicht zu gelangen, stiegen.
Eine der Gestalten sprintete los und setzte sich von der Gruppe ab. Henriksen hob sein Gewehr, zielte und feuerte. Der Killer brach zusammen, aber sein eigener Schwung trug seinen Körper weiter, und er rollte über den Fels auf sie zu, bis er am Rand des Flusses im Schein von Jadas Taschenlampe liegenblieb. Aus hohlen, leblosen Augen starrte er zu ihnen herauf.
Es war Ian Welch.
Nackte Panik griff nach Drakes Herz, und er richtete seine Lampe wieder auf die anderen. Henriksen hob erneut das Gewehr an die Schulter.
„Nicht schießen!“, brüllte Drake.
Der Lichtstrahl erfasste die Gesichter der Angreifer, aber nur eines von ihnen war nicht von schwarzem Stoff verhüllt.
Drake fluchte.
„Sully, bleib stehen!“
Doch er konnte in Sullys Augen sehen, dass der ihn nicht erkannte. Der Sully, der beinahe zwanzig Jahre lang sein bester Freund gewesen war, lebte nicht mehr hinter diesen Augen. Diese Person hier wusste weder von ihrer Freundschaft noch wer er war.
Eine halbe Sekunde lang fragte Drake sich, ob er ihn mit einem Schuss würde außer Gefecht setzen können, ohne ihn zu schwer zu verletzen oder zu töten. Aber dafür wäre ein besserer Schütze nötig gewesen, als er es war. Davon abgesehen hätten sie ihn unmöglich aus dem Labyrinth tragen können. Er würde aus eigener Kraft gehen und klettern müssen.
Das war eine halbe Sekunde zu lang.
„Sully, ich bin’s!“, rief er.
Doch da rannte Sully auch schon in ihn hinein, mit solcher Wucht, dass Drake die Taschenlampe aus der Hand glitt und ihm die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Er taumelte nach hinten, und nur mit knapper Not gelang es ihm, zumindest seine Waffe festzuhalten. Sully sprang auf ihn zu und
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