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Uncharted - Das vierte Labyrinth

Uncharted - Das vierte Labyrinth

Titel: Uncharted - Das vierte Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Golden
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konnte eine tödliche Gefahr verbergen, schließlich wussten sie nicht, wie viele der Vermummten noch übrig waren. Aber mit jeder Minute, die ohne einen Angriff aus dem Dunkel verstrich, rückten Olivia und die überlebenden Söldner mehr und mehr ins Zentrum seiner Sorgen. Es hatte geklungen, als hätte Massarsky nach Perkins’ Tod das Kommando übernommen, und obwohl er für jemanden, der gegen Bezahlung Leute erschoss, ganz in Ordnung zu sein schien, hatte Drake doch das unbestimmte Gefühl, dass sie kein Bier miteinander trinken würden, wenn sie sich das nächste Mal begegneten.
    Sie eilten durch die Tunnel, und wann immer sie an eine Abzweigung kamen, verließen sie sich größtenteils auf ihren Instinkt. Glücklicherweise trog er sie nur selten. Jada ignorierte Henriksen völlig, so als wäre er gar nicht da, und Drake war das ganz recht. Solange die beiden nicht miteinander sprachen, konnten sie auch nicht wieder zu streiten anfangen und einander an die Gurgel gehen. Dass ihr Weg sie durch drei weitere Folterkammern führte – je tiefer sie in die Eingeweide des Labyrinths vordrangen, desto zahlreicher wurden sie – machte sie noch schweigsamer, und selbst Drake, der sonst eigentlich immer zu einem lockeren Schwätzchen bereit war, hielt nach einer Weile den Mund.
    Als sie die Quartiere der Wächter der Verborgenen Welt entdeckten, zogen sie ihre Waffen. Doch auch hier wurden sie nicht angegriffen. Hölzerne Trennwände unterteilten die Steinkammern in Kabinen, und ihr einziges Mobiliar bestand aus behelfsmäßigen Betten mit Decken, die auf kleinen Holzplattformen standen. Drake versuchte die Räume und Betten zu zählen, entschied dann aber, dass sie diese Unterkünfte so schnell wie möglich hinter sich lassen sollten.
    „Nate, hörst du das?“, flüsterte Jada. Ihr Atem kam leise und gleichmäßig, und ihre Augen funkelten vor neu erwachter Aufregung.
    Drake nickte. Auch er nahm das Geräusch fließenden Wassers wahr. Es klang aber nicht so, als würde es aus einer Leitung stammen. Mit erhobener Taschenlampe ging er voran, und als sie den letzten Raum in diesem Fuchsbau erreichten, wo die Wächter schliefen, fanden sie sich in der Diyu-Version einer Toilette wieder. Sechs Meter unter ihnen schlängelte sich ein schmaler Fluss dahin, der im Laufe der Jahrhunderte, vermutlich sogar Jahrtausende, sein Bett in den Fels gegraben hatte.
    „Das ist widerlich“, stöhnte Jada.
    „Aber notwendig“, wandte Henriksen ein. „Eine Küche muss es hier auch irgendwo geben. Sie werden wahrscheinlich im Geheimen jagen und Gemüse sammeln. Vielleicht gehen sie ja sogar in die Stadt, um ihre Lebensmittel … “
    „Mich interessiert nicht, wie sie leben“, unterbrach ihn Drake mit einem harten Blick.
    Henriksen nickte. So faszinierend er das alles auch fand, er wusste, dass sie nicht auf einer anthropologischen Exkursion waren. Sie waren aus einem anderen Grund hier.
    Drake führte die anderen zurück durch die Quartiere der Vermummten und duckte sich unter einem Durchgang nach dem anderen hindurch, bis sie wieder den Tunnel erreichten, vom dem sie abgebogen waren. Der Gedanke an den unterirdischen Fluss beschäftigte ihn noch eine ganze Weile, und er überlegte, ob sich am Grund der Kluft, über die sie gesprungen waren, wohl auch einmal Wasser befunden hatte. Aber dann blieb er überrascht stehen. Er war überzeugt gewesen, dass sie ihr Ziel schon beinahe erreicht hatten, doch vor ihm beschrieb der Gang plötzlich einen Knick nach oben.
    Als sie weitergingen, konnten sie ein dumpfes Dröhnen hören.
    Sie bogen in einen Tunnel ein, der sich als Sackgasse entpuppte, und nachdem sie zur Gabelung zurückgegangen waren, arbeiteten sie sich durch einen gewundenen Gang vor, der ursprünglich nur ein Riss im Fels gewesen und später von Menschenhand vergrößert und begehbar gemacht worden war. Das Geräusch wurde erst schwächer, aber dann nahm es wieder an Lautstärke zu, bis das zischende Rauschen den Tunnel vor ihnen ausfüllte wie eine unsichtbare Wand.
    Schließlich spiegelte sich das Licht aus Drakes Taschenlampe auf tropfendem Wasser, und da wusste er, woher der Lärm stammte.
    Die Höhle vor ihnen war länger und breiter als die anderen, die sie bislang entdeckt hatten. Auf der rechten Seite rauschte der Fluss in das Gewölbe, bevor er über eine Kante schäumte und entlang einer fünfzehn Meter hohen Steilwand in die Tiefe stürzte, ein Band aus weißem, schäumendem Wasser, das den Raum mit einer Wolke aus

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