Uncharted - Das vierte Labyrinth
wirklich, das funktioniert?“
Sully stellte sein flapsigstes Grinsen zur Schau. „Mal im Ernst, Mädchen. Glaubst du allen Ernstes, wir hätten noch nie ein Boot gestohlen?“
Jada dachte einen Moment lang darüber nach, dann atmete sie hörbar aus. „Um ehrlich zu sein, überrascht mich das nach den letzten Stunden nicht mehr im Geringsten.“
Drake warf Sully einen Blick zu. „Ich bin mir nicht sicher, ob wir jetzt beleidigt sein oder uns geschmeichelt fühlen sollten.“
Sie stahlen das Boot an einem Dienstag, als gerade die Sonne unterging. Als sie das Dock betraten, musterte ein Wachmann sie argwöhnisch und versuchte abzuschätzen, ob es sich bei ihnen vielleicht um unbefugte Eindringlinge handeln könnte. Drake nahm Jadas Hand, drehte sich um und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Sie spielte unbeirrt bei der Scharade mit und schmiegte sich an ihn. Sie taten zwar nur so als ob, doch es fühlte sich gut an, und Drake musste sich ins Gedächtnis rufen, dass das Mädchen Sullys Patentochter war.
„Heda“, sagte Sully, der zu dem Wachmann schlenderte, als würde er hierher gehören.
Der Wachmann sah Sully stirnrunzelnd an, begutachtete die Bomberjacke über dem Guayabera-Hemd und den sorgsam getrimmten Schnurrbart und fragte sich zweifellos, ob er jemanden vor sich hatte, den er eigentlich kennen sollte. Sully zog ihn beiseite und senkte seine Stimme, sodass nur der Wachmann ihn hören konnte. Doch Drake wusste im Wesentlichen, was er sagen würde. Sie hatten nur Minuten zuvor darüber gesprochen, und sie hatten diesen Trick schon mehr als einmal angewandt.
„Hör zu, Amigo, es geht um Folgendes: Ich arbeite für Theresa Fonseca. Ich kümmere mich um den Verkauf von einigen Vermögenswerten, die ihr laut ihrer Scheidungsvereinbarung zugesprochen wurden. Ich habe dieses Pärchen am Haken, aber die beiden sind ein bisschen ängstlich, weil bei der Scheidung gerade richtig schmutzige Wäsche gewaschen wird, und sie suchen nach einem Vorwand, nicht zu kaufen. Sie quengeln ständig an der Sicherheit hier unten rum, deshalb möchte ich, dass Sie so tun, als würden Sie mir ordentlich die Hölle heiß machen. Seien Sie ein richtiger Korinthenkacker … “
Der Wachmann schaute verwirrt drein, warf Drake und Jada einen raschen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. „Ich kenne keine Theresa – wie war noch gleich der Nachname?“
„Fonseca. Sie … “
„Nee“, sagte die Wache. „Jemanden namens Fonseca gibt’s hier unten nicht.“
Sully wandte sich an Drake und Jada und hob in einer Sehen-Sie-was-ich-meine -Geste die Hände, als würde er versuchen ihnen zu demonstrieren, wie streng der Sicherheitsdienst am Jachthafen war.
„Gut so, Mann. Perfekt“, sagte Sully.
Der Wachmann kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Ich schauspielere hier nicht, Kumpel. Ich kenne niemanden namens Fonseca.“
Sully schlug sich mit der Handfläche seitlich gegen den Kopf. „Stimmt, stimmt. Die Scheidung, Sie erinnern sich? Mist, wie ist noch gleich der Name des Gatten? Fängt mit einem K an, glaube ich. Keller? Kramer?“
„Kurland?“, schlug der Wachmann vor.
Sully richtete seinen Finger auf ihn wie eine Pistole. „Ganz genau. Ja. Hören Sie, ich muss bloß mal mit denen runtergehen und ihnen das Boot zeigen, dann sind wir auch schon wieder verschwunden. Wenn ich meinen Job ordentlich mache, kriegt Miss Fonseca – Mrs. Kurland, nehme ich an – einen anständigen Preis für das Ding, und das geschieht diesem Hurensohn recht dafür, dass er nebenbei Babys mit seiner Geliebten gemacht hat.“
Das Gesicht des Wachmanns zuckte vor Missbilligung. „Babys?“
„Ich weiß. Schreckliche Sache. Stellen Sie sich vor, Sie finden raus, dass Ihr Mann seit – wie lange? – sechs Jahren eine Affäre hat. Schlimm genug, oder? Aber der Kerl hat mit der anderen Frau zwei Kinder in die Welt gesetzt. Wie soll eine Lady das verkraften, so verarscht zu werden?“
Bei diesen Worten nickte der Wachmann zustimmend.
„Was für ein Mistkerl“, sagte er.
„Glücklicherweise war der Richter da ganz Ihrer Meinung“, sagte Sully mit einem verschwörerischen Lächeln. „Also, hören Sie, tun Sie mir einen Gefallen? Sagen Sie zu mir, dass wir dreißig Minuten Zeit haben, nicht mehr. Ich habe heute noch einen Termin, bevor ich nach Hause gehen kann, deshalb will ich mich nicht stundenlang mit diesen Leuten abgeben müssen.“
Der Wachmann ging mit Sully zu Drake und Jada hinüber und erklärte: „Tut mir
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