Uncharted - Das vierte Labyrinth
leid, aber der Jachthafen hat strenge Vorschriften, was Besucher betrifft“, sagte er. „Wenn der Bootseigner nicht zugegen ist, kann ich Ihnen lediglich eine halbe Stunde einräumen. Sie müssen sich eintragen und Ihre Ausweise vorzeigen. Bitte, respektieren Sie die Privatsphäre der anderen Eigner und melden Sie sich wieder bei mir ab, wenn Sie gehen.“
Jada drückte Drakes Arm. Sie war augenscheinlich besorgt darüber, ihren Ausweis vorzeigen zu müssen.
„Kein Problem“, sagte er. „Wir sind froh über diese strengen Vorschriften, besonders im Hinblick darauf, dass wir vielleicht bald selbst Bootsbesitzer sind.“
„Ich – ähm – habe mein Portemonnaie im Wagen gelassen“, sagte Jada.
Der Wachmann runzelte die Stirn.
Drakes Lächeln wurde nur noch breiter. „Ich habe meine Papiere dabei, Liebes. Ich trage uns ein.“
Der Wachmann warf Sully einen Blick zu und überlegte offenbar, ob er die Ausweissache noch weiter forcieren sollte oder nicht. Doch dann ließ er die Angelegenheit auf sich beruhen.
Offensichtlich wollte er Mrs. Kurland keine Schwierigkeiten bereiten, denn als er das Trio zu einer kleinen Wachhütte unweit des Eingangs zum Jachthafen führte, würdigte er die falschen Ausweise, die Drake und Sully ihm zeigten, kaum eines Blickes.
Drake hatte noch immer seinen blutbefleckten Mantel unter dem Arm. Als er sich in das Gästebuch eintrug, bedachte ihn der Wachmann mit einem fragenden Blick. Er schien anzunehmen, dass Drake darin irgendetwas versteckte.
„Was haben Sie denn da?“, fragte die Wache.
Drake seufzte bedauernd. „Gar nichts. Ich habe mich bloß über und über mit Saft besudelt wie ein Schwachkopf. Hat meinen Mantel ruiniert.“
Drake war sorgsam darauf bedacht, nur das Innenfutter des Mantels zu präsentieren, als er ihn ausbreitete, um zu zeigen, dass er nichts darin eingewickelt hatte. Anschließend drapierte er ihn wieder sorgfältig über seinen Arm.
„Danke, Amigo“, sagte Sully und bedachte den Wachmann mit einem fast freundschaftlichen kurzen Nicken, das Jada und Drake eigentlich nicht sehen sollten. „Sagen Sie, wie lautet noch gleich die Liegenummer?“
Er klopfte seine Hosentaschen ab, als würde er nach dem Stück Papier suchen, auf dem er sich die Nummer notiert hatte.
„Eins siebenundvierzig“, erwiderte der Wachmann.
Der Bursche tat Drake leid. Ihn traf keine Schuld daran, dass er naiv genug war, um auf ihre List hereinzufallen. Vermutlich würde er deswegen ernste Schwierigkeiten bekommen und vielleicht sogar seinen Job verlieren. Doch wenn Drake wählen musste, ob er erschossen oder in den Knast geworfen wurde oder ob er diesem Typen Probleme bereitete … Nun, dann fiel die Entscheidung nicht sonderlich schwer.
Sully dankte dem Wachmann und drückte ihm einen Zwanziger in die Finger, als sie sich die Hände schüttelten. Dann marschierten sie das Dock entlang. Zu beiden Seiten wogten die Boote auf dem Fluss.
Verglichen mit mancher Luxusjacht, die im Hafen vertäut lag, war das Boot am Liegeplatz der Kurlands nicht der Rede wert – ein elf Meter langes Chris-Craft-Motorboot mit einem tiefliegenden V-Rumpf aus Fieberglas, vielleicht drei Meter breit – aber das war schon in Ordnung. Sie wollten nichts Großes oder Protziges. Optimal war, dass das Boot an einem Liegeplatz am äußeren Rand der Marina festgemacht war.
Sie gingen an Bord, als würden sie hierhergehören, und Sully führte sich auf, als würde er sie herumführen. Dann duckte sich Sully außer Sicht, entfernte den Schlüsselschalter von der Zündung und zog die Drähte heraus, um herauszufinden, welche zum Starter gehörten. Drake behielt den Wachmann aus dem Augenwinkel im Blick, bis die Wache einen Telefonanruf in der Hütte entgegennahm. Er gehörte anscheinend zu diesen Leuten, die rastlos hin und her gingen, während sie telefonierten, denn während er redete, ging er zwischen seiner Diensthütte und dem Laufsteg, der vom Dock zum Clubhaus des Jachthafens führte, auf und ab.
Als er den Laufsteg das dritte Mal entlangbummelte, nickte Drake Sully zu, und Sully drehte die Drähte zusammen. Der Motor erwachte zum Leben, und Sully grinste zu Drake empor.
„Ihr Jungs seid hierin ein bisschen zu gut“, sagte Jada.
„Unsere Branche erfordert eine Menge Improvisation“, behauptete Drake.
Jada schenkte ihm ein zweifelndes Lächeln. „Sicher.“
Sully steuerte das Boot rückwärts aus dem Liegeplatz. Gerade, als er Vorwärtsschub gab und das Boot vom Dock wegdirigierte,
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