Uncharted - Das vierte Labyrinth
schlug.
„Denkst du, dein Vater zahlt eine Belohnung, wenn du wohlbehalten zurückkehrst?“
Sie sah ihn an. „Du sagtest doch, das hier sei keine Rettungsmission.“
„Nein“, widersprach Drake. „Ich glaube nicht, dass ich so was gesagt habe. Und abgesehen davon brauchen wir darüber nicht zu streiten, oder? Ich meine, sobald dich jemand tatsächlich gerettet hat … “
„Du hast mich nicht gerettet!“ Sie schrie auf, als eine Kugel den Außenspiegel auf ihrer Seite zerschmetterte und Glas- und Metallsplitter auf ihr Haar regneten.
„Na ja“, sagte Drake. „ Noch nicht.“
Er steuerte den Jeep auf eine Lücke zwischen den Bäumen zu, die zu schmal für eine Passage aussah. Doch sie schafften es, mit brüllendem Motor hindurchzujagen.
Alex verfluchte ihn und hielt sich die Hände über den Kopf. Als sie es wieder wagte aufzuschauen, blinzelte sie erstaunt, weil das waghalsige Manöver gelungen war.
Doch da trat Drake das Gaspedal auch schon wieder bis zum Bodenblech durch, und die Reifen schleuderten Klumpen feuchter Erde durch die Luft.
Das Knattern der Schüsse war verstummt. Sie bewegten sich durch eine natürliche Schneise zwischen Bäumen und Ranken, und die Stille des Regenwaldes umfing sie. Der Motorenlärm drang seltsam gedämpft an ihre Ohren.
Der Jeep erreichte eine Anhöhe, brauste dann über den Kamm, und einen Herzschlag lang drehten die Reifen ohne Bodenkontakt in der Luft, bevor sie auf einer kleinen Lichtung aufsetzten. Mit steifen Armen hielt Drake das Lenkrad fest, um den Wagen über das holprige Gelände zu steuern. Doch der Weg verengte sich immer mehr. Dichtes Buschwerk begrenzte die Lichtung, und die Bäume standen so nah beieinander, als wären sie verschwörerisch zusammengerückt. Der einzige Weg, der von hier wieder weg führte, war die Piste, über die Drake hergekommen war. Doch Valdez’ Schützen waren immer noch unmittelbar hinter ihnen.
„Großer Gott, wir sind tot!“, jammerte Alex.
Drake hielt mit Vollgas auf die andere Seite der Lichtung zu. Die Bäume rasten heran. Im letzten Moment riss er das Steuer nach rechts und trat auf die Bremse, sodass der Jeep ins Schleudern geriet und dann ruckend zum Stehen kam. Der Motor stotterte und erstarb, klickend von der Hitze der vorausgegangenen Belastungsprobe.
„Nimm die Hände hoch“, sagte er.
Alex starrte ihn verwirrt an. „Wie bitte?“
Drake warf seine Pistole auf den Boden des Jeeps und stieg aus, während er die Hände hob, um sich zu ergeben. „Wenn du nicht erschossen werden willst, nimm verdammt noch mal die Hände hoch!“
Das erste der Verfolgerfahrzeuge röhrte auf die Lichtung. Mehrere Schüsse peitschten, doch Drake begann auf Englisch und Spanisch seine Kapitulation hinauszuschreien. Gleichzeitig hob er die Hände noch höher, um zu zeigen, dass er es ernst meinte. Er trat vom Jeep weg, als Alex endlich seinem Beispiel folgte und aus dem Wagen glitt. Sie hatte angefangen zu weinen.
Drake nahm an, dass es eine schlechte Idee wäre, jetzt zu lächeln. Trotzdem kostete es ihn Mühe, es nicht zu tun.
In Extremsituationen neigte er zu unangebrachten Gefühlsregungen.
Er vermutete, dass Valdez seinen Schlägern befohlen hatte, die Frau und den Stab des Ayar Manco wiederzubeschaffen. Und es war ziemlich wahrscheinlich, dass er sie auch angewiesen hatte, den Dieb zu töten, der beides gestohlen hatte – also ihn. Allerdings hoffte er, sie aus dem Konzept zu bringen, indem er sich ergab.
Eine zweite Wagenladung Killer erreichte just in dem Moment die Lichtung, als der erste Jeep zum Halten kam. Die Insassen hatten ihre Waffen auf Alex und Drake gerichtet. Der große Laster rumpelte noch irgendwo weiter entfernt herum.
In einem der Jeeps befand sich der Kerl, der hier das Sagen hatte, irgendein Mistkerl, der cleverer war als die anderen Mistkerle, und verwirrt von Drakes Handeln würden die Killer darauf warten, dass er ihnen sagte, was zu tun sei.
Wenn Drake sich ergab, bedeutete das dann, dass sie ihn vorerst am Leben ließen?
Während die Killer auf ihre Befehle warteten, kletterten sie aus den beiden Jeeps. Sie schrien wild durcheinander und verteilten sich im Kreis um Drake und die weinende Alex, die nicht zu realisieren schien, dass sie höchstwahrscheinlich verschont werden würde. Weil sie lebend eine wertvolle Geisel abgab.
Aber vielleicht weinte sie auch gerade, weil sie es realisierte, überlegte Drake. Vielleicht ängstigte sie der Gedanke, lebend zurückgebracht zu werden, mehr,
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