Und abends etwas Liebe
auseinander, dann bricht alles zusammen, und keine der beiden Seiten ist besonders an den Kindern interessiert, vor allem, wenn sie schon erwachsen sind.«
»Seien Sie doch nicht so ernst, Susan. Das steht Ihnen überhaupt nicht.«
Da war wieder der alte Charmeur, und meine Haare sträubten sich, denn keine Frau in meinem Alter möchte so offensichtlich zurechtgewiesen werden. Er aber fuhr ernst fort: »Es wäre sehr schwierig für mich, die direkte Betreuung Tonys auf mich zu nehmen. Sie müssen doch zugeben, daß es für einen Junggesellen wie mich fast unmöglich ist, die Aufsicht über ein Mädchen in ihrem Alter zu übernehmen. Auch, weil sie schon sehr anziehend ist. Sehen Sie, ich reise sehr viel. Das ist mein Beruf, den ich sehr liebe und mit Erfolg ausübe. Was könnte ich denn mit Tony anfangen? Ich könnte sie nicht immer mitnehmen, und sie in einem Haus allein lassen, das möchte ich auch nicht.«
»Das wäre sehr schwierig, und sie würde auch nicht glücklich sein.«
»Ganz sicher nicht. Und ich habe überhaupt kein eigenes Haus. Wenn ich nicht auf Reisen bin, wohne ich im Club. Natürlich könnte ich ein Haus kaufen, aber das würde mein ganzes Leben ändern, und das will ich nicht.«
»Dann bleibt Tony doch wohl besser hier bei uns. Und das wünschen Paul und ich uns auch. Wir hätten es sehr ungern gesehen, wenn Sie Tony mitgenommen hätten, aber wir wollten Sie natürlich nicht beeinflussen. Sie fühlt sich hier wohl und kann so lange bei uns bleiben, wie sie möchte.«
»Und dann? Es würde mich sehr überraschen, wenn sie jemals zu ihrer Mutter zurückginge.«
»Na ja, dann wird sie das tun, was alle anderen Mädchen auch tun. Sie wird sich einen Job suchen oder sich für einen Job ausbilden lassen, und an Feiertagen und während des Urlaubs, oder wann immer sie möchte, zu Hause vorbeischauen. Wir würden uns freuen, glauben Sie mir!«
Tony hier zu behalten war eine Freude für uns, aber sicher nicht immer ganz einfach. Alistair Smale fühlte sich sichtlich erleichtert, hatte aber dennoch genügend Gewissensbisse, um zu sagen: »Natürlich, ich wähle wie immer den einfachsten Weg. Aber man sollte auch Tony fragen. Da ist sie ja. Nichts schöner, als über den Zaun zu springen.«
Tony sah in ihrer neuen Reithose und einer schicken Bluse sehr hübsch aus. Die Bluse war ein Geburtstagsgeschenk von Larry. Alistair schaute sie bewundernd an, dann stand er auf und legte seinen Arm um ihre Schulter.
»Da ist ja meine erwachsene Tochter... sehr hübsch. Mein Liebling, wir haben gerade über deine Zukunft gesprochen. Was möchtest du eigentlich selbst? Möchtest du hierbleiben oder mit deinem alten Herrn nach Australien zurückgehen, um dort die Freude seines Alters zu sein?«
Er war viel größer als Tony, sie lehnte sich an seine Schulter und schaute überrascht und fragend zu ihm auf. Dann schaute sie ihn noch einmal prüfend an und begann zu lachen: »Mein armer Schatz, dein Herz klopft doch sicher wild in Erwartung? Ich fühl’ das genau. Deine alten Tage? Davon sind aber noch keine Anzeichen zu sehen, und du willst doch sicher nicht, daß ich jetzt sage: >Ja, Daddy, ich möchte furchtbar gerne mit dir kommen!< Aber keine Angst, mein Herz, sei ganz beruhigt, ich komme nicht mit dir. Ich möchte viel lieber hier bei Susan, Paul, den Kindern und meiner kleinen Babette bleiben!«
An diesem Abend meinte Paul: »Ich habe mich mit Smale unterhalten. Sieht so aus, als würde Tony für immer bei uns bleiben. Bist du einverstanden?«
»Sei nicht komisch, Paul. Das weißt du doch. Herrlich, alles soweit besprochen zu haben, nicht wahr?«
»Darauf solltest du dich nicht allzusehr verlassen. Schließlich wird Claudia noch hier auftauchen.«
Eine der weniger liebenswerten Eigenschaften meines Mannes ist die, immer auf der absoluten Logik zu bestehen. Jedenfalls nennt er es so. Larry ist mit mir darin einer Meinung, daß es sich dabei um eine Leidenschaft handelt, Menschen in ihren optimistischsten Augenblicken den Mut zu nehmen.
Zwei Tage später reiste Tony mit ihrem Vater ab. Sie schienen sich prächtig zu amüsieren, und von allen möglichen bekannten Orten trafen Telegramme bei uns ein. Am Wochenende traf Tony wieder bei uns ein, mit Geschenken beladen, die ihr Vater als verspätete Geburtstagsgeschenke bezeichnet hatte. Sie hatte ein paar sehr hübsche Kleider, ein eigenes Bankkonto und Geschenke für uns alle, Larry und ihre Familie wie auch Anne.
Diesmal fuhr sie in einem Taxi, nicht
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