Und abends etwas Liebe
Und als ich einmal kurz zu Larry hinüberblickte, starrte sie
entschlossen vor sich hin.
Dieser Anblick wirkte
ernüchternd auf mich. Eine Lage, in der Larry nicht mehr lachen kann, muß
wirklich verzweifelt sein. Dann hörte ich, wie sie vor sich hin knurrte: »Wir
werden ans Ziel kommen, und wenn der Wagen in die Luft fliegt. Auch wenn der
Motor den ganzen Weg dorthin vor Schmerzen brüllt, wir fahren weiter!« Ganz
sicher hatte auch sie das Ferienfieber gepackt.
Schließlich erreichten wir ein
kleines Dorf mit einer Reparaturwerkstatt. Mit kreischenden Bremsen und einem
letzten, flehentlichen Schluchzen fuhren wir vor. Aus der Werkstatt stürzte ein
junger Maori, der offensichtlich über die schrecklichen Geräusche entsetzt war,
uns aber dennoch freundlich und mit einem Lächeln willkommen hieß. »Wohl nicht
alles in Ordnung, was?«, und auf der Stelle fühlten wir uns beruhigt und
lächelten über diese typische Untertreibung. Es war einfach herrlich, diesem
Mechaniker alles Weitere überlassen zu können. Zum Glück hatte er gerade nicht
viel zu tun und konnte sofort an die Arbeit gehen. Trotzdem meinte er, die
Reparatur würde einige Zeit in Anspruch nehmen. »Aber warum gehen Sie nicht
etwas spazieren, machen ein kleines Picknick und sehen sich unsere schönen
Wasserfälle an?«
Nur zu gerne willigten wir ein,
und Larry meinte, auch dieser Zwangsaufenthalt sei letzten Endes ein Teil
unserer kurzen Ferien. »Noch heute abend werden wir den See erreichen. Und was
ist da schon für ein Unterschied, ob wir den Nachmittag an den Wasserfällen
oder am See verbringen?«
Diese Einstellung war absolut
richtig, und die Stunden verrannen erholsam und nett. Gegen drei Uhr war der
Wagen wieder startbereit. Als wir eine erstaunlich niedrige Rechnung bezahlt
und unserem Freund unsere Adresse hinterlassen hatten -»sollten Sie mal bei uns
vorbeikommen...« -, bestiegen wir glücklich unser altes Auto, um es mit den
letzten hundert Meilen aufzunehmen. Rangi hatte uns dringend angeraten, langsam
zu fahren. »Es ist ziemlich alt und müde«, hatte er gesagt, und wir befolgten
strikt seinen Rat. Es schien, als habe er dem Motor ein neues Herz geschenkt,
und langsam, aber glücklich und zufrieden rollten wir dahin.
Als wir den See erreichten, war
es fast schon dunkel. Aus vollem Herzen stimmte ich Larry zu, die sagte: »Komm,
wir essen in diesem Restaurant. Es wäre Blödsinn, jetzt noch zu versuchen, in
diesem uns fremden Haus etwas zu finden.«
Ich nickte zustimmend, während
ich an die dringende Ermahnung Pauls beim Abschied dachte: »Also, um Himmels
willen, freue dich und leiste dir selbst etwas.«
Und genau das taten wir dann
auch. Wir ergötzten uns an einem ebenso ungewöhnlichen wie ausgedehnten
Abendessen, das mit einer Toheroa -Suppe begann und
einer Eisbombe beschlossen wurde. Es war eine Art von festlicher Gelegenheit,
an der vor allem Kinder ihren Spaß gehabt hätten und die deren Mütter
eigentlich etwas fremd sein sollte. Aber die Ferienstimmung entfaltete sich
voll und ganz, und wir genossen das Gefühl, endlich einmal Zeit für solche
Dinge zu haben.
Gesättigt von einem angenehmen
Abend, dem guten Essen und dem allgemeinen Glücksgefühl, völlig unabhängig zu
sein, war es für uns eine große Erleichterung, daß der Wagen auf Anhieb
startete. Während wir im Geiste unserem Freund, dem Maori, die besten
Segenswünsche nachsandten, rollten wir langsam die Straße hinunter.
Larry sagte: »Ich kenne den
Weg, obwohl es ziemlich dunkel ist. Alison hat mir den Weg aufgezeichnet. Ja,
hier müssen wir abbiegen, und da vorne liegt auch schon der See, und siehst du
die majestätischen Berge im Mondschein? Oh, Susan, ist das nicht einfach
wunderbar? Und wir haben noch drei ganze Tage, bevor wir wieder nach Hause
zurückkehren müssen. Diese gute Tony!«
Die Straßenlaternen standen
weit auseinander, aber wir konnten dennoch die großen, alten Häuser erkennen,
die uns Alison beschrieben hatte. Nur die Straße lag zwischen den Häusern und
dem See. Larry sagte: »Es ist das neunte Haus, Susan. Zählst du bitte ab.« Ich
rappelte mich aus meiner zufriedenen Lethargie hoch und begann zu zählen.
»Hier ist das Haus, und wie
hübsch, nicht wahr?« sagte ich, denn selbst in dem dämmrigen Licht konnten wir
das zweistöckige Haus mit den großen Fenstern erkennen, von denen aus man den
See und die Berge sehen konnte. Der Gedanke daran, aufzuwachen und aus einem
dieser Fenster auf diese riesige Wasserfläche und
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