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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Straßen gegangen war, schlenderte er jetzt langsam am See entlang, ziellos, ohne nach der Uhr zu schauen und ohne sich irgendwelche quälenden Fragen zu stellen, auf die es im Augenblick keine Antwort gab.
    Peter hatte in dieser Nacht viel Glück. An der Abzweigung der Münchner Autobahn stand er keine zehn Minuten, als ein schnittiger Sportwagen hielt, bei dessen Anblick Peter durch die Zähne pfiff. Das große Abenteuer wurde immer größer.
    Der Mann am Steuer, eine Schirmmütze auf dem Kopf, ließ die elektrisch betriebene Scheibe herunterschnurren. »Wohin?« fragte er knapp.
    »Nach München und dann weiter zum Wolfgangsee.« Peter trat an den Sportwagen heran. »Ein Superwagen!« sagte er fachkundig. »Können Sie mich mitnehmen?«
    »Wie kommst du überhaupt um diese Zeit auf die Straße?«
    »Pfadfinder. Es geht um einen Auftrag. Ich muß in zwei Tagen per Anhalter am Wolfgangsee sein. Wir machen immer solche Mutproben, müssen Sie wissen.«
    Die große Wagentür klappte auf. »Steig ein«, forderte der Mann mit der Schirmmütze Peter auf, »du hast Glück, ich fahre bis Salzburg.«
    »Super!« Peter setzte sich auf die Lederpolster und beobachtete die Instrumente, als der Wagen wieder auf die Autobahn schoß. Tourenzähler, Öldruck, Tachometer, Benzinmesser, Temperatur … Draußen flog die Landschaft vorbei. Die Bäume verloren alle Konturen, der Wald wurde zu einer schwarzen Wand.
    »Oh, schon zweihundertzwanzig«, stellte Peter fest. »Wie schnell fährt er denn wirklich?«
    »An die dreihundert«, sagte der Mann hinter dem Steuer. Er saß da wie ein Rennfahrer, die Hände mit den an den Knöcheln offenen Handschuhen umklammerten das Steuerrad. »Wo kommst du her?«
    »Aus Köln.«
    »Und deine Eltern?«
    »Mein Vater ist ein berühmter Architekt. Ludwig Etzel. Kennen Sie ihn?«
    »Nein.«
    »Er hat eine Reihe Kaufhäuser gebaut. Und Krankenhäuser.«
    »Ach.«
    Peter starrte auf die Tachonadel. 260 – die Welt bestand nur noch aus Streifen. Sein Herz schlug bis zum Hals. Wenn ich das in der Schule erzähle, dachte er, wenn ich denen sage, daß ich in einem Maserati gefahren bin, platzen alle! Mit diesem Gedanken schlief er ein. Er rutschte in den Lederpolstern nach vorn und träumte, daß der Wagen plötzlich Flügel bekäme und sie über München und den Wolfgangsee flögen und alle Menschen ihnen zuwinkten.
    Als er aufwachte, war es heller Tag. Sie fuhren nicht mehr auf der Autobahn, sondern über eine schmale Landstraße. Und sie waren mitten in den Bergen. »Wo sind wir?« fragte Peter und räkelte sich.
    »Guten Morgen, junger Freund.« Der Fahrer sah ihn kurz an. Graue, kalte Augen. Ein scharfgeschnittenes Gesicht.
    Wie ein Geier sieht er aus, dachte Peter. »Geht es hier nach St. Wolfgang?« fragte er.
    »Nein, ins Engadin.«
    »Aber ich wollte doch –«
    »Wir haben die Route geändert, auch im Engadin ist es schön.«
    »Aber ich muß doch –«, rief Peter.
    »Sei still!« Plötzlich war die Stimme hart.
    Peter zuckte zusammen.
    »Wohin wir fahren, bestimme ich!«
    Peter hob die Schultern und kroch in dem Lederpolster zusammen. Er hatte Angst, fürchterliche Angst, und er beschloß, laut zu schreien, sobald er irgendwo Menschen auf der Straße sah.
    In dem Internat im Schwarzwald war die Hölle los. Der Internatsleiter stand fassungslos vor dem leeren Bett. Dann verhörte er die Stubenkameraden Peters. Keiner hatte etwas bemerkt.
    Nur der dicke Eberhard, ein Junge aus dem Münsterland, wußte etwas. »Er hat eine Mutter, die einen Freund hat«, erklärte er.
    Der Internatsleiter nahm daraufhin Eberhard mit in sein Zimmer und setzte dort die Befragung fort. Er erfuhr nur so viel, daß Peter wegen dieses Mannes, der ein Sänger sein sollte, in den Schwarzwald gebracht worden war.
    »Sein Vater ist in Dänemark«, erklärte Eberhard. »Vielleicht ist er zu ihm?«
    Es erwies sich als unmöglich, Frau Etzel von dem Verschwinden ihres Sohnes zu benachrichtigen.
    In Köln war nur eine Hausgehilfin am Apparat. »Ich weiß nicht, wann meine Chefin zurückkommt. Vielleicht macht sie auch Urlaub. Und wo sie hin ist, weiß ich auch nicht.«
    »Und Herr Etzel?« rief der Internatsleiter verzweifelt.
    »Ist irgendwo im Norden. Wo, weiß ich auch nicht.«
    »Dann ist also von der Familie Etzel niemand zu erreichen?«
    »Im Augenblick nicht.«
    »Das sind ja schöne Zustände«, fauchte der Internatsleiter, nachdem er den Hörer aufgelegt hatte. »Da können Kinder verschwinden, und keiner kümmert sich

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