Und alles nur der Liebe wegen
lachte dröhnend, als sie kurz untertauchte. Dann warf auch er sich ins Tiefe und zeigte, was er konnte. Er schwamm wie ein Walfisch, tauchte und schnellte empor wie Flipper, der Delphin; er schwamm auf dem Rücken, spielte ›Toter Mann‹ und zeigte dann, was Schmetterlingsstil ist.
»Sie sind ja ein Künstler!« rief Karin und klatschte kokett in die Hände. Dabei drehte sie sich kurz zum Ufer. Dort stand Thomas und beobachtete sie. Er hatte die Fäuste geballt, und das tat Karin gut.
»Ich kann noch mehr!« brüllte Pepi und schwamm um Karin herum, die sich im Wasser drehte wie ein Fisch. »Ich kann mit der Axt einen Dreißig-Zentimeter-Baumstamm mit einem Schlag spalten.«
»Das glaube ich nicht!« lachte Karin und schwamm davon. Sie sah Dr. Hembach heranpreschen und schwamm in entgegengesetzter Richtung.
Pepi holte sie mühelos ein und legte sich neben sie ins Wasser, nur mit den gewaltigen Füßen paddelnd. »Ich beweise es Ihnen! Wo wohnen Sie?«
»Wird nicht verraten.«
»Ha, ha, das bekomme ich schnell heraus! Sie gehören zu den anderen Mädchen! Pension Sonneck, stimmt's?«
»Das sage ich nicht.«
»Ich bringe Ihnen den Baumstamm und schlag' ihn durch. Ich bin der stärkste Mann am Wolfgangsee.«
»Das glaube ich.«
Dr. Hembach keuchte heran.
Pepi sah sich um und verzog sein Gesicht. »Auf Wiedersehen, Monika!« rief er, tauchte und rauschte unter Wasser zum Ufer zurück.
Dr. Hembach hob den Kopf tiefatmend aus dem See. Seine Augenlider zitterten vor Anstrengung. Noch nie in seinem Leben war er so schnell geschwommen. »Sie sind Monika?« keuchte er atemlos. Er starrte Karin entgeistert an und blickte dann zurück zum Strand. Dort lag der andere Zwilling auf einer Decke und sonnte sich. Der gleiche Bikini, die gleichen Haare, die gleiche Superfigur.
»Ja, Herr Doktor«, sagte Karin sanft, »Karin liegt in der Sonne.«
»Das sehe ich jetzt auch.« Er schnaubte Wasser aus der Nase. »Können Sie sich nicht wenigstens verschiedene Badeanzüge anschaffen, damit man Sie auseinanderhalten kann?«
»Wir werden es unseren Eltern sagen«, erwiderte Karin.
»Was hatten Sie eben?«
»Ich bin gestolpert, und der Herr Lachmaier hat mir ins Wasser geholfen.«
»Und jetzt?«
»Es geht schon wieder. Danke, Herr Doktor.« Karin lächelte Dr. Hembach madonnenhaft an.
Verwirrt schwamm er zum Floß zurück. Das muß anders werden, dachte er. Immer diese Verwechslungen. Man kann ja in Teufels Küche kommen!
Am Ufer stand lang und schmal Thomas, als Pepi aus dem Wasser stieg und sich schüttelte wie ein Seelöwe.
»Laß deine Krallen von dem Mädchen!« fauchte Thomas leise. Sein Mund zuckte vor innerer Erregung.
Pepi schnaufte durch die Nase. »Am Oarsch leckst mi!« sagte er laut. »Geh weg … I schnupf di eini!«
»Das ist meine Freundin!« behauptete Thomas mutig.
»I mach' an Weckn aus dir.«
»Ich kann Judo und Karate.« Thomas trat nahe an den Koloß heran. Er war zwar einen Kopf größer als Lachmaier, aber nur ein Drittel von seiner Breite. »Du kannst deine Muskeln einpacken, wenn ich mit der Handkante schlage.«
Sie standen sich dicht gegenüber und sahen sich in die bösen Augen.
»Du Hirnvakuum!« sagte Thomas heiser.
»Du Piefke!« erwiderte Pepi.
»Wenn ich dich noch einmal bei meiner Freundin sehe, passiert was!«
»Dann los, gemma, gemma! I hol' mir des Madl …« Pepi sprang wieder ins Wasser.
Thomas folgte ihm – aber hier nutzten ihm weder Karate noch Judo, Pepi schwamm wie ein Fisch. Hilflos sah Thomas, wie der Muskelmann sich Karin näherte, wie sie sich etwas zuriefen, dann warf sich Pepi wieder herum und zog, einem Walfisch gleich, zurück ans Ufer.
Thomas erreichte Karin, als sie einem Ball nachschwamm, der von den anderen zu weit geschleudert worden war. Sie hatte ihn erwischt und hing nun halb über ihm aus dem Wasser.
»Karin«, rief Thomas, »ich muß mit dir sprechen! Warum bist du gestern weggelaufen? Ich will mich entschuldigen.«
»Zu spät!«
»Warum läßt du dich von diesem hirnlosen Nilpferd antörnen?«
»Was geht das dich an?«
»Ich steh' auf dich, Karin!«
Sie gab keine Antwort, schleuderte den Ball zurück und schwamm von Thomas weg zum Floß, wo Dr. Hembach sie hochzog. Bevor dieser den jungen Mann im Wasser erkennen konnte, tauchte Thomas weg und kehrte zum Ufer zurück.
Pepi hatte einen weiten Kreis von Mädchen und jungen Männern um sich versammelt. Er zeigte Beweise seiner unwahrscheinlichen Kraft. Er nahm dicke Eisenstangen, sogenannte
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