Und alles nur der Liebe wegen
war. Für die ahnungslose Monika sollte es eine böse Überraschung geben.
Während sich die Mädchen am Strand verteilten, griff Pepi ungeniert nach Monika und hielt sie fest. »Der Ochse liegt!« prahlte er.
»Sie ticken wohl nicht richtig«, erwiderte Monika und riß sich aus seinem Griff los. »Hauen Sie ab!«
»Mit oam Schlag! Bum! Vors Hirn! Bum! I mach's wieda, wennst mitkommst.«
Monika schaute an dem Muskelprotz hinauf und verzog den Mund. »Machen Sie 'ne Fliege«, sagte sie laut, »Sie Komiker!«
Pepi kochte es unter den Haaren. Sein kleiner Kopf begann zu wackeln, als rolle er auf den breiten Schultern herum. »Monika«, sagte Pepi heiser, »dös ist net liab von Eahna, Monika.«
Monika blieb stehen und kniff die Augen zusammen. »Woher kennen Sie mich?« fragte sie scharf.
»Ja mei«, schrie Pepi, »ja mei, Monika, dös kenna S' mit mir net machn.« Er stieß einem Italiener, der Monika zu nahe kam, die flache Hand vors Gesicht, so daß der kleine dunkelhaarige Mann sich sofort auf die Erde setzte. Dann sah er die Reihe der anderen Italiener an und zog das Kinn an. »I mag Sie!« sagte er mutig.
»Bei Ihnen ist ja wohl 'ne Schraube locker!« Monika drehte sich um und ging davon.
Pepi starrte hinter ihr her, und es war ihm, als kreisten Menschen, See, Berge und Boote umeinander. »Mit mir net!« schrie er. »I kann auch anders sein!« Wie eine Dampfwalze lief er hinter ihr her, setzte sich schließlich an den See und beobachtete Monika scharf.
Aber auch Thomas war wieder da. Er saß nur drei Meter weiter und starrte zu Monika hinüber, die er für Karin hielt.
Pepi hatte düstere Gedanken. Er begriff die Zusammenhänge. Schwimmen und Ochsenumwerfen genügt nicht. Irgend etwas fehlte ihm, was vielleicht dieser lange, dürre Jüngling da hatte. Er stand auf und ging zu Thomas. Mit einem Knurren, wie ein hungriger Hund, ließ er sich neben ihm nieder. »Bist a Studierter?« fragte er.
»Ja«, sagte Thomas kurz.
»Aha!« Pepi schob die Unterlippe vor. So ist das, dachte er. Die feinen Herren holen sich die schönsten Mädchen. Die reden Lateinisch, und schon fallen die Weiber um. Gottverfluchter Unterschied!
Am Abend, nach dem Essen, saßen Monika und Karin noch zusammen im Pensionsgarten auf der Bank. Jede hing ihren Gedanken nach.
»Sieh mal hier«, sagte Karin plötzlich. Sie zog einen Briefumschlag aus der Tasche und holte ein Foto heraus. Postkartengröße.
Monika starrte das Bild entgeistert an. Karin, engumschlungen beim Tanz mit einem Mann. Ein Bild inniger Verliebtheit. »Das … das ist ja Dr. Hembach«, stotterte Monika.
»Na und?«
»Wann ist es denn aufgenommen worden?«
»Gestern abend.«
»Und der hat so mit dir getanzt?«
»Ja. Schönes Foto, nicht wahr?«
Monika wollte nach dem Foto greifen, aber Karin sprang auf und lief ein paar Schritte weg.
»Um Gottes willen«, rief Monika, »verbrenn das Bild! Wenn das jemand sieht, gibt es einen Skandal! Ist Hembach denn verrückt?«
»Nein, er hatte ganz schön einen sitzen! Drei Cognacs, heimlich in die Cola.«
»Du bist ein Aas«, sagte Monika gepreßt. »Ich garantiere dir, das bricht dir noch mal den Hals! Wenn das rauskommt, rette ich dich nicht mehr!«
»Mit dem Bild rette ich mich allein!« Karin lachte hell. »Ob ich bei Hembach jetzt auch noch 'ne Fünf bekomme?«
»Ich denke, du hast dich in ihn verliebt?«
»Das auch. Aber das weiß er ja nicht. In erster Linie bleibt er ein Pauker, solange ich bei ihm im Kurs bin.«
6
Bei Einbruch der Dunkelheit schleppte Pepi eine lange Leiter über Nebengäßchen zur Pension Sonneck. Am Waldrand setzte er sich ins Gras, legte die Leiter neben sich und wartete auf das Aufgehen des Mondes.
Der Sturm auf die Festung Monika konnte beginnen …
In der Pension Sonneck lag alles in tiefem Schlaf, als Pepi mit seiner Leiter durch den Garten keuchte. Was er in seiner Sehnsucht nach Monika nicht bedacht hatte, wurde jetzt ein Problem: Hinter welchem Fenster schlief sie? Zunächst stellte er die Leiter an die Wand und kratzte sich am Kopf. Dann entschloß er sich, einfach in ein Zimmer zu klettern und auf leisen Sohlen von Bett zu Bett, von Zimmer zu Zimmer zu schleichen, bis er Monika gefunden hatte. Über das, was dann geschehen sollte, machte er sich keinerlei Gedanken. Das würde sich ergeben.
Pepi spannte die Muskeln, stieß einen leisen Laut aus und begann die Leiter emporzuklettern. Am Fenster, das offenstand, beugte er sich vor und starrte in das Schlafzimmer. Sein Atem
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