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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schwester. »Ich muß dir ein ganz großes Geheimnis anvertrauen. Aber nichts weitersagen!«
    »Ehrenwort, Schwester.«
    »Ich habe mich in Erich Hembach verliebt.«
    »Du tickst ja nicht richtig!« sagte Monika laut. Sie warf sich in ihr Bett zurück und deckte sich zu. »Dein Zeugnis wird bestimmt kein Liebesbrief werden!«
    »Ruhe!« rief ein Mädchen aus einer anderen Ecke. »Schlaft doch endlich!«
    Karin legte sich zurück und starrte an die dunkle Decke. Sie dachte an den Tanz, an den Blues, bei dem sie sich ganz eng an den Mann geschmiegt hatte. Es war ein wundervolles Gefühl. Ein herrliches, bisher völlig unbekanntes Gefühl.
    Peter befand sich allein in dem Felsenhaus im Engadin. Der Mann mit der Schirmmütze war gegangen, hatte ihn eingeschlossen und war mit seinem Sportwagen davongefahren. Bevor er abfuhr, hatte er gesagt: »Ich bin in drei Stunden wieder da. Du hast doch keine Angst, hier allein zu sein?«
    »Nein«, hatte Peter geantwortet. Aber es hatte ihn in der Kehle gewürgt. »Ich gucke aus dem Fenster.«
    »In der Küche, im Eisschrank, ist auch Milch, wenn du Durst hast.«
    »Danke.« Peter hatte den Mann groß angesehen. »Warum nehmen Sie mich nicht mit? Ich möchte nach Hause.«
    »Später.«
    »Die Polizei wird mich suchen.«
    Der Mann mit der Schirmmütze hatte gelacht und den Kopf geschüttelt. »Hier gibt es keine Spuren. Und wenn du ganz brav bist, bringe ich dich nach einiger Zeit nach Deutschland zurück.«
    Peter wartete fast eine Stunde und saß am Fenster, sah in die wilden Felsen und den blauen Himmel und dachte angestrengt darüber nach, was der Mann mit ihm vorhaben könnte. Das Einfachste war Erpressung. Lösegeld. Davon hatte Peter genug gelesen und im Fernsehen gesehen. Wenn Papi ein paar Millionen Mark bezahlte, konnte er nach Köln zurück. Wenn er sie aber nicht bezahlte? Hatte Papi so viel Geld? Ängstlich und doch neugierig schlich Peter in der Felsenvilla herum. Er rüttelte an der Haustüre, sie war verschlossen. Er sah aus einigen Fenstern und starrte in den Abgrund einer Schlucht. Mit der Hälfte ragte das Haus wie ein Vogelnest über das Plateau hinaus, auf dem es gebaut war. Hier waren die Fenster auch nicht vergittert. Von der Schlucht herauf konnte niemand kommen. Nur ein Fenster zur Seite lag so günstig, daß man an Flucht denken konnte.
    Peter beugte sich über die Fensterbank. Vom Fenster bis zum Boden, einer kleinen Terrasse, die aus dem Felsen gesprengt war, konnten es zwei Meter sein. »Das geht«, sagte er leise und ging ins Zimmer zurück. Er maß an der Wand ungefähr zwei Meter ab und nickte. Wenn ich mich an die Fensterbank hänge, sind's nur noch sechzig Zentimeter, dachte er. Ich bin einen Meter vierzig groß. Sechzig Zentimeter muß man doch hinunterspringen können. Er rannte in die Küche, stopfte seine Taschen mit Brot und Wurst voll, trank schnell eine halbe Flasche Milch und lief zum Fenster zurück. Dort schwang er sich auf die Fensterbank hinaus, umfaßte mit den Händen die äußere Kante und ließ sich langsam hinunter gleiten. Als er an den Armen frei über der Terrasse hing, sah er noch einmal nach unten, ob es wirklich nicht mehr war als höchstens ein Meter. Neue Angst kroch plötzlich in ihm hoch: Lautlos, mit großen, starren Augen standen unter ihm zwei riesige, schwarzweiß gefleckte Doggen. Ihre eckigen Schädel waren zu ihm hochgerichtet, die Mäuler standen halb offen, aber sie gaben keinen Laut von sich, sondern beobachteten abwartend die Gestalt, die da am Fenster hing.
    Peter war dem Weinen nahe. Er hing an der Fensterbank, und es gab nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder er sprang mitten unter die großen Hunde hinein, die über ihn herfallen würden – oder er versuchte, sich wieder ins Zimmer zu ziehen. Mit letzter Kraft versuchte er einen Klimmzug. Er dachte daran, was der Sportlehrer Brötlein einmal gesagt hatte, als er den Klimmzug an der Reckstange üben ließ: »Man braucht im Leben irgendwann einmal die Kraft, sich selbst aus etwas herauszuziehen.« Damals hatten sie gelächelt und sich zugeflüstert: »Wenn Brötlein mal aus dem Brötchenkorb fällt …« Nun war aber tatsächlich eine so ernste Situation gekommen: Alles hing an einem Klimmzug.
    Tränen schossen Peter in die Augen, als er dreimal, viermal versuchte, sich wieder hochzuziehen, und nur bis zur Hälfte kam. Unter ihm knurrten dumpf die Hunde. Es geht nicht, schrie es in ihm, es geht nicht! Mutti, hilf mir! Er schloß die Augen, ließ die Kante der

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