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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Leiter mehr, es donnert aus einem klaren Sternenhimmel – Pepi, hinaus aus dieser Hölle! Er warf sich herum und sah in der Tür die Referendarin stehen.
    »Polizei!« schrie sie nach hinten in den Flur. »Dr. Hembach, sofort die Polizei!«
    Das Wort Polizei war für Pepi wie ein Signal. Mit einem Anlauf riß er die Referendarin um. Dann rannte er die Treppe hinunter und traf dort auf Dr. Hembach, der im Schlafanzug in der Diele stand, einen Stuhl in der Hand, und wie ein Tierbändiger aussah. Ein Stuhl hat vier Beine – das sind vier Stacheln gegen den Angreifer. Es gibt kein besseres Werkzeug zur Verteidigung als einen Stuhl!
    Pepi grunzte laut, als er die neue Gefahr sah. Mit einem verzweifelten Satz sprang er Dr. Hembach an, der sofort den Stuhl hochriß. Wie ein Felsklotz krachte Pepi in die vier Stuhlbeine. Dr. Hembach fiel nach hinten auf den Boden, bekam den Stuhlsitz auf das Gesicht und war kampfunfähig. Die Treppe herunter sprangen schreiende und lachende Mädchen, Haarspraydosen in den Händen, und verstellten Pepi den Weg zur Haustür. Als er sich brüllend in die hübsche Mauer stürzte, empfing ihn ein Sprühregen, der schlimmer als Tränengas wirkte. Noch einmal warf er sich vor, erreichte die Haustür, riß sie auf und stürzte in den Garten. Mit Riesenschritten flüchtete er in den Wald, und erst nach einigen Minuten, im Schutz der Nacht, blieb er stehen und lehnte sich an einen Baumstamm. Sein Gesicht war dick belegt mit einem klebrigen Film. Seine ganze Mundhöhle fühlte sich wie Leim an.
    Karin und andere Mädchen bemühten sich unterdessen um Dr. Hembach, der unter dem zerbrochenen Stuhl lag.
    Niemand sah Thomas. Er konnte ungehindert den Garten verlassen, denn in der Pension Sonneck begann sofort ein Verhör.
    Dr. Hembach hatte die Schülerinnen um sich versammelt. »Wer kennt den Einbrecher?« fragte er streng.
    Die Mädchen schwiegen. Sie kannten ihn alle, aber wer wird ein Abenteuer abbrechen, bevor es richtig begonnen hat? Hierin waren sich alle Mädchen einig: Die Tage bis zur Rückkehr nach Köln würden noch turbulent werden, wenn Pepi sich weiterhin in der Nähe blicken ließ.
    »Keine?« Dr. Hembach schlug auf den Tisch. »Meine Damen, halten Sie mich nicht für blöd! Der Mann ist eingestiegen, um eine von Ihnen zu besuchen! Das ist unerhört! Ich werde den Vorfall morgen dem Chef melden! Wenn es nach mir ginge, würde Ihre Freizeit sofort abgebrochen! Also – wer war der Mann?« Er sah zu den beiden Etzel-Mädchen hinüber. Daß der Mann gerade in deren Zimmer gestellt wurde, war bezeichnend. Es paßte zu Karin, solche dunklen Elemente anzulocken. Dr. Hembach sah sie lange und fragend an. Merkwürdigerweise tat ihm das weh. Sein Herz war schwer, er dachte an den Tanzabend am Seeufer, an den Blues, bei dem er gar nicht mehr das Gefühl hatte, eine Schülerin im Arm zu halten. »Karin?« rief er mit belegter Stimme.
    »Ja, Herr Doktor?« antworteten zweistimmig die Etzel-Mädchen.
    »Sie nicht, Monika, aber Sie, Karin.«
    »Ich, Herr Doktor?« Karin sah Dr. Hembach aus ihren großen blauen Augen an.
    »Ja, Sie! In Ihrem Zimmer war der Mann!«
    »Verzeihung, Herr Doktor, ich wohne nicht allein auf Zimmer fünf.«
    »Ihre Schwester und die beiden anderen kenne ich so gut, daß ich glaube, ihnen trauen zu können. Aber Sie, Karin …«
    Die Schülerinnen kicherten leise. Dr. Hembach ärgerte sich. Er hatte sich auf einen falschen und gefährlichen Weg begeben.
    Karin sah an sich hinunter und tat sehr bedrückt. Wie kann er annehmen, daß ich ein Nilpferd wie diesen Pepi ins Zimmer hole, wenn ich mit ihm Blues tanze! dachte sie. »Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun«, meinte sie schüchtern, und ausnahmsweise sagte sie jetzt die Wahrheit. »Ich habe den Mann schon einmal am Strand gesehen, er schwamm im See neben mir – das ist alles.«
    »Und mich hat er auch schon mal beim Baden angesprochen«, sagte Monika laut, »er wußte sogar meinen Namen.«
    »Sie, Monika?« Dr. Hembach war betroffen.
    »Ich kenne ihn nicht, er war zudringlich, und ich habe ihn einfach stehen lassen. Das ist alles.« Monika hob die schönen Schultern.
    Wieder stellte Dr. Hembach verblüfft fest, wie ähnlich sich diese Zwillinge waren. Und doch hatte er in diesen wenigen Tagen gelernt, sie zu unterscheiden. Karin hatte einen anderen Blick, fordernder, wissender … »Es ist gut«, sagte er. »Herr Riedl« – das war der Pensionswirt – »hat schon die Polizei angerufen. Sie kommt gleich. Sie wird

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