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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Metzger, zum Schmalzlwirt und zum
Kreiter total einschränken konnte. Ich gab dem Zaun einen heimlichen Tritt und
ging zurück zu meinem Auto.
    Immerhin musste der Plastikklostuhl eine ganze Weile gestanden
haben, denn so ein dichter grüner Algenteppich, der brauchte seine Zeit. Aber
das war auch nichts, was man in einem Artikel schreiben konnte. Ich zwängte
mich hinters Steuer und versuchte, mich durch angestrengtes Nachdenken wieder
an die Lieferadresse zu erinnern.
    Was außerdem noch sehr komisch war, fiel mir auf, war die Tatsache,
dass die Sperrmüllabholung den Stuhl überhaupt mitgenommen hatte. Denn es wurde
immer nur das mitgenommen, was am Gartenzaun lehnte und auf der Straße stand.
Ich hatte noch nie gehört, dass der alte Spreitzer in die Vorgärten eingedrungen
war und sich dort bedient hätte. Das wäre ja noch schöner, würde der
Schmalzlwirt sagen. Das wäre nicht nur noch schöner, sondern das wäre der
Gipfel, wenn die vom Sperrmüll in die Gärten und Häuser eindringen und selber
entscheiden würden, was Sperrmüll ist. Da hätte der Troidl nämlich ein
Riesenproblem, wenn die ihm plötzlich das Haus leer räumen und behaupten
würden, das sei alles Sperrmüll.
    Außerdem wusste der Spreitzer natürlich, dass der Müll in Kreiters
Garten Kunst vom Hans war. Da konnte er sich nicht rausreden.
    Es kam mir plötzlich ausgesprochen komisch vor. Vielleicht hatte die
Kreiterin beschlossen, den Klostuhl einfach in einem unbeobachteten Moment vor
das Gartentürl zu stellen. Nicht wissend, was für Vermarktungspläne ihr Mann
mit dem veralgten Teil hatte.
    Außerdem hatte der Spreitzer wirklich sehr oft gesagt, dass er den
Klostuhl nicht angerührt hatte.
    Ich sah wieder die Schrift auf der Rückseite des Klostuhls vor mir,
aber mir fiel der Straßenname einfach nicht mehr ein. Ich wusste nur jetzt
schon, dass der Artikel, den ich schreiben würde, besonders blöd werden würde.
    Mein Gehirn war plötzlich nicht mehr in der Lage, klar zu denken.
Ich brauchte dringend Nervennahrung. Heilige-Ignaz-Schokolade zum Beispiel.
    Als ich mit meinem Auto an der Kirche vorbeifuhr, sah ich gerade
Großmutter durch die kleine Seitentür in der Kirche verschwinden. Was machte
sie denn da schon wieder? Ständig lief sie in die Kirche. Wir hatten so viel
Weihwasser zu Hause, dass man jemanden darin hätte ertränken können, aber
Großmutter lief ständig in die Kirche und zapfte und zapfte. Ich trat auf die
Bremse und sprang aus dem Auto. Vielleicht hatte sie auch noch das Essen auf
dem Herd vergessen. Vermutlich sollte ich lieber weiterfahren und Haus und Hof
retten. Ich drückte trotzdem die schwere Kirchentür auf und trat ein.
Tatsächlich. Großmutter war schon wieder auf dem Weg zum Taufbecken. Ich
seufzte leise und setzte mich in Bewegung, als mich ein Räuspern innehalten
ließ.
    Ein Rosenmüller-Räuspern.
    Vermutlich war es ein Instinkt, denn ich ging sofort in Deckung und
suchte Schutz zwischen den Kirchenbänken. Wo war er? Was tat er hier? Ich kroch
tief in der Hocke durch die Kirchenbank und tauchte dann vorsichtig auf. Da. Er
stand bewegungslos mit dem Rücken zu mir und hielt in einer eigenartigen
Stellung einen Arm halb nach oben gereckt.
    Oh. Oh.
    Was tat er da? Ich legte mich nun ganz auf den Boden und robbte bis
zum Mittelgang. Diesmal würde ich die Sache durchziehen. Ich würde schon noch
rausbringen, was er so trieb, mit seiner ganzen kriminellen Energie. Er dachte
sich vermutlich aus, wen er als Nächstes umbringen sollte.
    Ich konnte meine Großmutter unmöglich mit diesem gemeingefährlichen
Irren alleine lassen. Ich musste sie hier herausholen. Und vorher würde ich den
Fall noch lösen, den Rosenmüller überführen und sein düsteres Geheimnis vom
Auftragskiller, der sich als Pastoralreferent tarnte, lüften. Vermutlich
lagerte er noch weitere Leichen in Müllsäcken.
    Igitt.
    Ich spähte durch die Sitzreihen. Noch immer stand er in dieser
eigenartigen Stellung, dann drückte er seine Hand auf die Tafel und legte den
Kopf schief. Ich legte meinen Kopf auch schief. Was waren das für seltsame
okkulte Sitten? Ich hörte meine Großmutter beim Weihwasserbecken rumoren, aber
der Rosenmüller drehte sich nicht einmal um, so vertieft war er. Ich blieb
zwischen die Bänke gekauert sitzen. Wie kam ich näher an ihn heran? Ich

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