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Und bitte für uns Sünder

Und bitte für uns Sünder

Titel: Und bitte für uns Sünder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Beispiel. Allerdings wusste ich natürlich nicht, ob ich nicht doch wie der
Loisl wurde, wenn ich öfter gegen einen Ziegelstein rannte.
    Der Loisl stellte gerade eine ganze Ladung Flachmänner vor mir an
die Kasse und sagte sehr einsichtig: »Die Leut meinen, zu viel trinken schadt
der Gesundheit.«
    Ich konnte mich nicht beherrschen. Ich spitzte meine Ohren so stark,
dass ich wahrscheinlich aussah wie Spock kurz vor dem Angriff einer feindlichen
Invasion. Wie er jetzt die ganzen Flachmänner vor sich erklären wollte, fand
ich nämlich hochspannend.
    Loisl schlussfolgerte sehr weise: »Aber die anderen, die sterben
auch.«
    Â»Wo’s recht ham, ham’s recht«, antwortete die Kassiererin diplomatisch
und zog einen Flachmann nach dem anderen piepsend über den Scanner. Dann
verdrehte sie, an mich gerichtet, die Augen und formte mit den Lippen die
Worte: »So ein Loisl.«
    Tjatja. So war das hier bei uns.
    Ich packte gerade meine Schokolade ein, da verstummten plötzlich
alle abrupt, weil jemand sein Einkaufskörbchen neben das Band geknallt hatte.
Oh. Oh. Die junge Ernsdorferin. Meine Handbewegungen wurden langsamer, denn ich
beäugte wie der Rest der Frauen, was die Ernsdorferin auf das Band legte. Eine
Packung Zitronenfrischesticks für mehr Frische im Staubsaugerbeutel. Uuuh. Eine
Kollektion WC -Duftsteine, Geschmacksrichtung Latte
macchiato. Ich unterdrückte ein Würgen und versuchte meinen Blick abzuwenden.
Extralange Slipeinlagen mit dem neuen Frischeduft. Irischmoos. Hui, der
Ernsdorfer! Zahnpasta. Zahnbürste. Gebissreinigungstabletten. Zahnbecher.
    Â»Und«, sagte die Rosl und starrte ebenfalls auf die Packung
Zitronenfrischesticks.
    Â»Mei«, sagte die Ernsdorferin böse.
    Â»Ihr glaubts wohl immer noch, dass er des noch alles brauchen kann«,
stellte die Rosl fest mit einem Blick auf die Einkäufe.
    Ach. Das waren Einkäufe für den alten Ernsdorfer.
    Â»Oder habts ihn g’funden?«
    Uuh. Die gingen ja ganz schön forsch ran.
    Â»Jetzt, wo die Feuerwehr nimmer sucht«, sagte die Ernsdorferin und
sah jede der Frauen böse an, »sucht halt der Papa. Und der Claus.«
    Der S.E.C. gab nicht auf. Das fand ich
gut. Aber schließlich war es sein Großvater, versuchte ich mir mein schlechtes
Gewissen auszureden. Außerdem, wer sagt schon zu seinem eigenen Mann Papa? Das
fand ich ganz seltsam.
    Â»Dass des so ein schlimm’s End haben muss. Des hat er ned verdient«,
sagte die Langsdorferin, sah aber auf die extralangen Slipeinlagen.
    Â»Es reicht ja schon, dass ihn keiner findt«, bestätigte die Kreszenz
voller Inbrunst. »Und jetzt wollen sie sogar sein Zimmer durchsuchen. Ist das
nicht grässlich?«
    Richtig grässlich war eigentlich nur, dass Max mir gegenüber bis
jetzt nicht einmal angedeutet hatte, dass das demnächst stattfinden würde. Da
musste man Schokolade kaufen gehen, um auf dem neuesten Stand der Ermittlungen
zu bleiben!
    Â»Wo er doch eh schon so viel durchgemacht hat«, nickte die
Langsdorferin.
    Â»Den Parkinson. Den Alzheimer«, zählte die Resl auf. »Als wenn des
ned langert.«
    Â»Die Kreissäge«, sagte der Loisl hinter mir und hauchte mir seinen
Alkoholatem in den Nacken.
    Â»Welche Kreissäge?«, fragte ich unbedacht nach. Davon hatte ich ja
noch nie etwas gehört.
    Als die Ernsdorferin mir einen bösen Blick zusandte, sah ich mich
wieder in einem gerüschten Sarg liegen.
    Â»Er hat doch einmal seinem Sohn geholfen. Und da war’s dann
g’schehn.«
    Die Ernsdorferin stopfte hastig das Irischmoos und die Zahnpasta in
ihre Tasche. Also, ich hätte ja als Erstes einmal den WC -Duft
Latte macchiato weggestopft. Vermutlich wäre ich extra in eine andere Stadt
gefahren, um so etwas zu kaufen, nur damit mich keiner dabei ertappt. Die
Ernsdorferin sah auch so aus, als wünschte sie sich woandershin.
    Â»G’schehn«, sagte ich nur und sah fasziniert zu, wie schnell die
Ernsdorferin einpackte. »Und? Was war geschehen?«
    Â»Was halt passiert, wennst in eine Kreissäge reinlangst«, sagte der
Loisl sehr vernünftig und kippte sich schnell einen der Flachmänner hinter die
Binde. Schließlich war es kein schöner Anblick, wenn jemand in die Kreissäge vom
Ernsdorfer Papa fasste.
    Â»Red doch du ned so g’scheit!«, fauchte die Ernsdorferin den Loisl
an. »Dem armen Rosenmüller die G’friertruhe

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